[w]ünsche doch zu deiner Beruhigung die- [se]s, daß du mich mit eben derselben [G]leichgültigkeit vergessen mögest, mit [w]elcher dich meine vergnügte Seele ver- [l]sset! Fahre wohl!
Man kan sich leichtlich einbilden, zu was für [ei]nem Grad der Unsinnigkeit, oder vielmehr, in was [f]r eine Tieffe der Verzweifflung, ihn dieser Brieff [verf]atzte. Jndem nun tausenderley Gedancken in [de]m tollen Grillen-Gehäge seines umgekehrten Verstandes wie eine Wind-Mühle umgetrieben [w]urden, brach er endlich in diese Worte heraus: [A]ch! ja! ich binruiniret,Meretriciaist [n]icht mehr mein, sondern hat mich im [g]antzen Ernstabandoniret und trostloß [h]interlassen, als einen Raub meiner Ver- [zw]eiffelung. Ach! Grausame, must du [a]n einem Menschen, der dir so vielfältige [K]ennzeichen seiner aufrichtigsten und [h]efftigsten Liebe gegeben, so unbarmher- [tzi]g handeln? Ist dieses die Hochachtung [al]le, die ich um dich verdienet habe? Al- [lein], seine Exclamationes waren alle vergeblich: [D]enn sie wurde nunmehro in denen Umarmungen [de]s Philoginis caressiret, der ihr des Jahrs [25]000. Pfund, aus denen confiscirten Güthern Terra Scelesta, bestimmete, welches Geld [d]enjenigen hätte zugewandt werden sollen, die
ihr
Philogines und Meretricia.
[w]uͤnſche doch zu deiner Beruhigung die- [ſe]s, daß du mich mit eben derſelben [G]leichguͤltigkeit vergeſſen moͤgeſt, mit [w]elcher dich meine vergnuͤgte Seele ver- [l]ſſet! Fahre wohl!
Man kan ſich leichtlich einbilden, zu was fuͤr [ei]nem Grad der Unſinnigkeit, oder vielmehr, in was [f]r eine Tieffe der Verzweifflung, ihn dieſer Brieff [verf]atzte. Jndem nun tauſenderley Gedancken in [de]m tollen Grillen-Gehaͤge ſeines umgekehrten Verſtandes wie eine Wind-Muͤhle umgetrieben [w]urden, brach er endlich in dieſe Worte heraus: [A]ch! ja! ich binruiniret,Meretriciaiſt [n]icht mehr mein, ſondern hat mich im [g]antzen Ernſtabandoniret und troſtloß [h]interlaſſen, als einen Raub meiner Ver- [zw]eiffelung. Ach! Grauſame, muſt du [a]n einem Menſchen, der dir ſo vielfaͤltige [K]ennzeichen ſeiner aufrichtigſten und [h]efftigſten Liebe gegeben, ſo unbarmher- [tzi]g handeln? Iſt dieſes die Hochachtung [al]le, die ich um dich verdienet habe? Al- [lein], ſeine Exclamationes waren alle vergeblich: [D]enn ſie wurde nunmehro in denen Umarmungen [de]s Philoginis careſſiret, der ihr des Jahrs [25]000. Pfund, aus denen confiſcirten Guͤthern Terra Sceleſta, beſtimmete, welches Geld [d]enjenigen haͤtte zugewandt werden ſollen, die
ihr
<TEI><text><body><divn="1"><divn="3"><p><pbfacs="#f0339"n="319"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">Philogines</hi> und <hirendition="#aq">Meretricia.</hi></hi></fw><lb/><hirendition="#fr"><supplied>w</supplied>uͤnſche doch zu deiner Beruhigung die-<lb/><supplied>ſe</supplied>s, daß du mich mit eben derſelben<lb/><supplied>G</supplied>leichguͤltigkeit vergeſſen moͤgeſt, mit<lb/><supplied>w</supplied>elcher dich meine vergnuͤgte Seele ver-<lb/><supplied>l</supplied>ſſet! Fahre wohl!</hi></p><lb/><p>Man kan ſich leichtlich einbilden, zu was fuͤr<lb/><supplied>ei</supplied>nem <hirendition="#aq">Grad</hi> der Unſinnigkeit, oder vielmehr, in was<lb/><supplied>f</supplied>r eine Tieffe der Verzweifflung, ihn dieſer Brieff<lb/><supplied>verf</supplied>atzte. Jndem nun tauſenderley Gedancken in<lb/><supplied>de</supplied>m tollen Grillen-Gehaͤge ſeines umgekehrten<lb/>
Verſtandes wie eine Wind-Muͤhle umgetrieben<lb/><supplied>w</supplied>urden, brach er endlich in dieſe Worte heraus:<lb/><hirendition="#fr"><supplied>A</supplied>ch! ja! ich bin</hi><hirendition="#aq">ruini</hi><hirendition="#fr">ret,</hi><hirendition="#aq">Meretricia</hi><hirendition="#fr">iſt<lb/><supplied>n</supplied>icht mehr mein, ſondern hat mich im<lb/><supplied>g</supplied>antzen Ernſt</hi><hirendition="#aq">abandoni</hi><hirendition="#fr">ret und troſtloß<lb/><supplied>h</supplied>interlaſſen, als einen Raub meiner Ver-<lb/><supplied>zw</supplied>eiffelung. Ach! Grauſame, muſt du<lb/><supplied>a</supplied>n einem Menſchen, der dir ſo vielfaͤltige<lb/><supplied>K</supplied>ennzeichen ſeiner aufrichtigſten und<lb/><supplied>h</supplied>efftigſten Liebe gegeben, ſo unbarmher-<lb/><supplied>tzi</supplied>g handeln? Iſt dieſes die Hochachtung<lb/><supplied>al</supplied>le, die ich um dich verdienet habe?</hi> Al-<lb/><supplied>lein</supplied>, ſeine <hirendition="#aq">Exclamationes</hi> waren alle vergeblich:<lb/><supplied>D</supplied>enn ſie wurde nunmehro in denen Umarmungen<lb/><supplied>de</supplied>s <hirendition="#aq">Philoginis careſſi</hi>ret, der ihr des Jahrs<lb/><supplied>25</supplied>000. Pfund, aus denen <hirendition="#aq">confiſcir</hi>ten Guͤthern<lb/><hirendition="#aq">Terra Sceleſta,</hi> beſtimmete, welches Geld<lb/><supplied>d</supplied>enjenigen haͤtte zugewandt werden ſollen, die<lb/><fwplace="bottom"type="catch">ihr</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[319/0339]
Philogines und Meretricia.
wuͤnſche doch zu deiner Beruhigung die-
ſes, daß du mich mit eben derſelben
Gleichguͤltigkeit vergeſſen moͤgeſt, mit
welcher dich meine vergnuͤgte Seele ver-
lſſet! Fahre wohl!
Man kan ſich leichtlich einbilden, zu was fuͤr
einem Grad der Unſinnigkeit, oder vielmehr, in was
fr eine Tieffe der Verzweifflung, ihn dieſer Brieff
verfatzte. Jndem nun tauſenderley Gedancken in
dem tollen Grillen-Gehaͤge ſeines umgekehrten
Verſtandes wie eine Wind-Muͤhle umgetrieben
wurden, brach er endlich in dieſe Worte heraus:
Ach! ja! ich bin ruiniret, Meretricia iſt
nicht mehr mein, ſondern hat mich im
gantzen Ernſt abandoniret und troſtloß
hinterlaſſen, als einen Raub meiner Ver-
zweiffelung. Ach! Grauſame, muſt du
an einem Menſchen, der dir ſo vielfaͤltige
Kennzeichen ſeiner aufrichtigſten und
hefftigſten Liebe gegeben, ſo unbarmher-
tzig handeln? Iſt dieſes die Hochachtung
alle, die ich um dich verdienet habe? Al-
lein, ſeine Exclamationes waren alle vergeblich:
Denn ſie wurde nunmehro in denen Umarmungen
des Philoginis careſſiret, der ihr des Jahrs
25000. Pfund, aus denen confiſcirten Guͤthern
Terra Sceleſta, beſtimmete, welches Geld
denjenigen haͤtte zugewandt werden ſollen, die
ihr
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 319. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/339>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.