Madame Howard hörte ihm Anfangs, als er sie anredete, überaus aufmercksam zu, biß es da- hin kam, daß er (seine eigene Redens-Art zu ge- brauchen,) klärer mit ihr werden wollte; Da sahe sie, daß sein verdammter Vorsatz keinesweges ein Spiegel-Fechten, sondern der völlige Ernst seye, und wurde sie nun über der Betrachtung dieser uner- hörten Verrätherey ihres Mannes, den sie so heff- tig liebte, dergestalt von Schmertzen überwältiget, daß sie nicht vermögend war, ein Wort hervor zu bringen, und die Thränen flossen nicht Tropffen- sondern Ströme-weise die Wangen herunter; Ja, sie weinte, seuffzete und runge ihre Hände, mit allen Kennzeichen einer tieffen und würcklichen Traurig- keit, so bitterlich, grausam und beständig, daß sich eher die Unbarmhertzigkeit selbsten, als ihr Ehr-ver- gessener Ehe-Mann, über sie erbarmet haben wür- de. Jndem ihr Mann die Thür zugeschlossen, und der Galan mit brünstigem Verlangen sich ihrem Bette näherte, hochbetheurende, daß er sie so sehr als seine eigene Seele liebte, und ihr so wenig, als sich selbsten, das geringste Leid zuzufügen entschlossen seye, raffte sie sich, so gut es die Zeit zuliesse, mit de- nen Bett-Tüchern zusammen; Und indem er sie mit dem einem Arm umfassete, und mit dem an- dern, die Hand zwischen das Bett-Tuch hinein zu bringen, sich bemühete, that sie ihm einen recht topf- fern Widerstand: Denn ob sie schon keines weges
ver-
und Madame Howard.
Madame Howard hoͤrte ihm Anfangs, als er ſie anredete, uͤberaus aufmerckſam zu, biß es da- hin kam, daß er (ſeine eigene Redens-Art zu ge- brauchen,) klaͤrer mit ihr werden wollte; Da ſahe ſie, daß ſein verdammter Vorſatz keinesweges ein Spiegel-Fechten, ſondern der voͤllige Ernſt ſeye, und wurde ſie nun uͤber der Betrachtung dieſer uner- hoͤrten Verraͤtherey ihres Mannes, den ſie ſo heff- tig liebte, dergeſtalt von Schmertzen uͤberwaͤltiget, daß ſie nicht vermoͤgend war, ein Wort hervor zu bringen, und die Thraͤnen floſſen nicht Tropffen- ſondern Stroͤme-weiſe die Wangen herunter; Ja, ſie weinte, ſeuffzete und runge ihre Haͤnde, mit allen Kennzeichen einer tieffen und wuͤrcklichen Traurig- keit, ſo bitterlich, grauſam und beſtaͤndig, daß ſich eher die Unbarmhertzigkeit ſelbſten, als ihr Ehr-ver- geſſener Ehe-Mann, uͤber ſie erbarmet haben wuͤr- de. Jndem ihr Mann die Thuͤr zugeſchloſſen, und der Galan mit bruͤnſtigem Verlangen ſich ihrem Bette naͤherte, hochbetheurende, daß er ſie ſo ſehr als ſeine eigene Seele liebte, und ihr ſo wenig, als ſich ſelbſten, das geringſte Leid zuzufuͤgen entſchloſſen ſeye, raffte ſie ſich, ſo gut es die Zeit zulieſſe, mit de- nen Bett-Tuͤchern zuſammen; Und indem er ſie mit dem einem Arm umfaſſete, und mit dem an- dern, die Hand zwiſchen das Bett-Tuch hinein zu bringen, ſich bemuͤhete, that ſie ihm einen recht topf- fern Widerſtand: Denn ob ſie ſchon keines weges
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und Madame Howard.
Madame Howard hoͤrte ihm Anfangs, als er
ſie anredete, uͤberaus aufmerckſam zu, biß es da-
hin kam, daß er (ſeine eigene Redens-Art zu ge-
brauchen,) klaͤrer mit ihr werden wollte; Da ſahe
ſie, daß ſein verdammter Vorſatz keinesweges ein
Spiegel-Fechten, ſondern der voͤllige Ernſt ſeye,
und wurde ſie nun uͤber der Betrachtung dieſer uner-
hoͤrten Verraͤtherey ihres Mannes, den ſie ſo heff-
tig liebte, dergeſtalt von Schmertzen uͤberwaͤltiget,
daß ſie nicht vermoͤgend war, ein Wort hervor zu
bringen, und die Thraͤnen floſſen nicht Tropffen-
ſondern Stroͤme-weiſe die Wangen herunter; Ja,
ſie weinte, ſeuffzete und runge ihre Haͤnde, mit allen
Kennzeichen einer tieffen und wuͤrcklichen Traurig-
keit, ſo bitterlich, grauſam und beſtaͤndig, daß ſich
eher die Unbarmhertzigkeit ſelbſten, als ihr Ehr-ver-
geſſener Ehe-Mann, uͤber ſie erbarmet haben wuͤr-
de. Jndem ihr Mann die Thuͤr zugeſchloſſen, und
der Galan mit bruͤnſtigem Verlangen ſich ihrem
Bette naͤherte, hochbetheurende, daß er ſie ſo ſehr
als ſeine eigene Seele liebte, und ihr ſo wenig, als
ſich ſelbſten, das geringſte Leid zuzufuͤgen entſchloſſen
ſeye, raffte ſie ſich, ſo gut es die Zeit zulieſſe, mit de-
nen Bett-Tuͤchern zuſammen; Und indem er ſie
mit dem einem Arm umfaſſete, und mit dem an-
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bringen, ſich bemuͤhete, that ſie ihm einen recht topf-
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/355>, abgerufen am 22.11.2024.
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