naille! gedachte eine von denen Weibs-Bildern bey sich selbsten, ist es wohl möglich, daß es solche Mißgebuhrten unter unserm Ge- schlechte giebet? Alleine du sollst mir ein Exempeldavon abgeben. Jmmittelst un- terhielte sie der andere mit dem Verlangen, daß sie sich bey den Händen möchten nehmen und an einen Ort führen lassen, wo man ein Feuer und Glaß Wein haben könnte.
Kurtz, es brauchte nicht viel Worte, so waren unsere beeden Paare des Handels einig; Jedoch vielleicht aus solchen Absichten, dergleichen keinem andern auf dem gantzen Fluß in den Sinn kam: Die Manns-Bilder waren gesonnen, sich mit ih- nen als Weibs-Bildern zu ergötzen, sowohl als die Weibs-Bilder, mit jenen als einem paar dienst- fertigen Schwestern ihres Geschlechts, denen sie eins Bescheid thun und die sie hernach in der Zeche wollten sitzen lassen, daß sie bezahlen müsten, wenn sie dieselben vorhero auf die Probe gestellet, wie weit sich ihre Schamlosigkeit erstreckte. Zu die- sem Ende lasset mich unsere Damoisellen Mes- sieurs, und unsere Messieurs Damoisellen nennen: Denn solche Meynung heegeten sie zum wenigsten von unsern Heroinnen, dahero sie sie auch so höflich und verliebt bedieneten, daß nichts darüber war. Nachdem sie nun eine Weile fort- gespatziret, sahen sie einen Ort, wo man sich kunnte
tracti-
Der Hertzog von York,
naille! gedachte eine von denen Weibs-Bildern bey ſich ſelbſten, iſt es wohl moͤglich, daß es ſolche Mißgebuhrten unter unſerm Ge- ſchlechte giebet? Alleine du ſollſt mir ein Exempeldavon abgeben. Jmmittelſt un- terhielte ſie der andere mit dem Verlangen, daß ſie ſich bey den Haͤnden moͤchten nehmen und an einen Ort fuͤhren laſſen, wo man ein Feuer und Glaß Wein haben koͤnnte.
Kurtz, es brauchte nicht viel Worte, ſo waren unſere beeden Paare des Handels einig; Jedoch vielleicht aus ſolchen Abſichten, dergleichen keinem andern auf dem gantzen Fluß in den Sinn kam: Die Manns-Bilder waren geſonnen, ſich mit ih- nen als Weibs-Bildern zu ergoͤtzen, ſowohl als die Weibs-Bilder, mit jenen als einem paar dienſt- fertigen Schweſtern ihres Geſchlechts, denen ſie eins Beſcheid thun und die ſie hernach in der Zeche wollten ſitzen laſſen, daß ſie bezahlen muͤſten, wenn ſie dieſelben vorhero auf die Probe geſtellet, wie weit ſich ihre Schamloſigkeit erſtreckte. Zu die- ſem Ende laſſet mich unſere Damoiſellen Meſ- ſieurs, und unſere Meſſieurs Damoiſellen nennen: Denn ſolche Meynung heegeten ſie zum wenigſten von unſern Heroinnen, dahero ſie ſie auch ſo hoͤflich und verliebt bedieneten, daß nichts daruͤber war. Nachdem ſie nun eine Weile fort- geſpatziret, ſahen ſie einen Ort, wo man ſich kunnte
tracti-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="3"><p><pbfacs="#f0390"n="370"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Hertzog von <hirendition="#aq">York,</hi></hi></fw><lb/><hirendition="#aq">naille!</hi> gedachte eine von denen Weibs-Bildern<lb/>
bey ſich ſelbſten, <hirendition="#fr">iſt es wohl moͤglich, daß es<lb/>ſolche Mißgebuhrten unter unſerm Ge-<lb/>ſchlechte giebet? Alleine du ſollſt mir ein</hi><lb/><hirendition="#aq">Exempel</hi><hirendition="#fr">davon abgeben.</hi> Jmmittelſt un-<lb/>
terhielte ſie der andere mit dem Verlangen, daß ſie<lb/>ſich bey den Haͤnden moͤchten nehmen und an einen<lb/>
Ort fuͤhren laſſen, wo man ein Feuer und Glaß<lb/>
Wein haben koͤnnte.</p><lb/><p>Kurtz, es brauchte nicht viel Worte, ſo waren<lb/>
unſere beeden Paare des Handels einig; Jedoch<lb/>
vielleicht aus ſolchen Abſichten, dergleichen keinem<lb/>
andern auf dem gantzen Fluß in den Sinn kam:<lb/>
Die Manns-Bilder waren geſonnen, ſich mit ih-<lb/>
nen als Weibs-Bildern zu ergoͤtzen, ſowohl als<lb/>
die Weibs-Bilder, mit jenen als einem paar dienſt-<lb/>
fertigen Schweſtern ihres Geſchlechts, denen ſie<lb/>
eins Beſcheid thun und die ſie hernach in der Zeche<lb/>
wollten ſitzen laſſen, daß ſie bezahlen muͤſten, wenn<lb/>ſie dieſelben vorhero auf die Probe geſtellet, wie<lb/>
weit ſich ihre Schamloſigkeit erſtreckte. Zu die-<lb/>ſem Ende laſſet mich unſere <hirendition="#aq">Damoiſellen Meſ-<lb/>ſieurs,</hi> und unſere <hirendition="#aq">Meſſieurs Damoiſellen</hi><lb/>
nennen: Denn ſolche Meynung heegeten ſie zum<lb/>
wenigſten von unſern <hirendition="#aq">Heroinnen,</hi> dahero ſie ſie<lb/>
auch ſo hoͤflich und verliebt bedieneten, daß nichts<lb/>
daruͤber war. Nachdem ſie nun eine Weile fort-<lb/>
geſpatziret, ſahen ſie einen Ort, wo man ſich kunnte<lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#aq">tracti-</hi></fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[370/0390]
Der Hertzog von York,
naille! gedachte eine von denen Weibs-Bildern
bey ſich ſelbſten, iſt es wohl moͤglich, daß es
ſolche Mißgebuhrten unter unſerm Ge-
ſchlechte giebet? Alleine du ſollſt mir ein
Exempel davon abgeben. Jmmittelſt un-
terhielte ſie der andere mit dem Verlangen, daß ſie
ſich bey den Haͤnden moͤchten nehmen und an einen
Ort fuͤhren laſſen, wo man ein Feuer und Glaß
Wein haben koͤnnte.
Kurtz, es brauchte nicht viel Worte, ſo waren
unſere beeden Paare des Handels einig; Jedoch
vielleicht aus ſolchen Abſichten, dergleichen keinem
andern auf dem gantzen Fluß in den Sinn kam:
Die Manns-Bilder waren geſonnen, ſich mit ih-
nen als Weibs-Bildern zu ergoͤtzen, ſowohl als
die Weibs-Bilder, mit jenen als einem paar dienſt-
fertigen Schweſtern ihres Geſchlechts, denen ſie
eins Beſcheid thun und die ſie hernach in der Zeche
wollten ſitzen laſſen, daß ſie bezahlen muͤſten, wenn
ſie dieſelben vorhero auf die Probe geſtellet, wie
weit ſich ihre Schamloſigkeit erſtreckte. Zu die-
ſem Ende laſſet mich unſere Damoiſellen Meſ-
ſieurs, und unſere Meſſieurs Damoiſellen
nennen: Denn ſolche Meynung heegeten ſie zum
wenigſten von unſern Heroinnen, dahero ſie ſie
auch ſo hoͤflich und verliebt bedieneten, daß nichts
daruͤber war. Nachdem ſie nun eine Weile fort-
geſpatziret, ſahen ſie einen Ort, wo man ſich kunnte
tracti-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/390>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.