Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.und Madame Ogle. tractiren lassen; Da wollten unsere Messieursunsere Damoisellen hinein nöthigen, indem sie dieselben bey ihrer Ehre versicherten, daß sie ihnen im geringsten nichts unanständiges anmuthen woll- ten: Wohl, Messieurs, sagten die Damoi- sellen, sie haben uns in ihrer Gewalt: Sie verfahren mit uns, wie sie es für gut befinden; Nur belieben sie uns keine Ge- walt anzuthun: Denn wir mögen sie versichern, daß wir noch sehr jung und zart sind, und wollen demnach beschei- dentlich mit uns umgegangen wissen. Meine Allerschönsten! sagte einer, es soll sie nichts zuwider geschehen, ich versichere sie! Ein lustiges Histörgen und ein Küß- gen wird ihnen nicht entgegen seyn. So lange sie nur allein ihre Lippen gebrau- chen werden, wollen wir ihnen ihre Be- leidigung noch wohl vergeben! war der Damoisellen Gegenrede. Und weil sie also in- zwischen zu einem Wein-Hauß gelanget, triebe sie der Winter in eine einsame Stube, wo unsere Ga- lanen Wein forderten und die Damoisellen überaus verliebt willkommen hiessen, welche wegen sothaner Gunst-Bezeugung gar nicht spröte tha- ten, sondern sich eben so höflich bedancketen. Der Discours, den sie unter einander führten, war sehr kurtzweilig und vergnügt: Ein ieder hatte seine Lieb- ste A a 2
und Madame Ogle. tractiren laſſen; Da wollten unſere Mesſieursunſere Damoiſellen hinein noͤthigen, indem ſie dieſelben bey ihrer Ehre verſicherten, daß ſie ihnen im geringſten nichts unanſtaͤndiges anmuthen woll- ten: Wohl, Meſſieurs, ſagten die Damoi- ſellen, ſie haben uns in ihrer Gewalt: Sie verfahren mit uns, wie ſie es fuͤr gut befinden; Nur belieben ſie uns keine Ge- walt anzuthun: Denn wir moͤgen ſie verſichern, daß wir noch ſehr jung und zart ſind, und wollen demnach beſchei- dentlich mit uns umgegangen wiſſen. Meine Allerſchoͤnſten! ſagte einer, es ſoll ſie nichts zuwider geſchehen, ich verſichere ſie! Ein luſtiges Hiſtoͤrgen und ein Kuͤß- gen wird ihnen nicht entgegen ſeyn. So lange ſie nur allein ihre Lippen gebrau- chen werden, wollen wir ihnen ihre Be- leidigung noch wohl vergeben! war der Damoiſellen Gegenrede. Und weil ſie alſo in- zwiſchen zu einem Wein-Hauß gelanget, triebe ſie der Winter in eine einſame Stube, wo unſere Ga- lanen Wein forderten und die Damoiſellen uͤberaus verliebt willkommen hieſſen, welche wegen ſothaner Gunſt-Bezeugung gar nicht ſproͤte tha- ten, ſondern ſich eben ſo hoͤflich bedancketen. Der Diſcours, den ſie unter einander fuͤhrten, war ſehr kurtzweilig und vergnuͤgt: Ein ieder hatte ſeine Lieb- ſte A a 2
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0391" n="371"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und <hi rendition="#aq">Madame Ogle.</hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">tracti</hi>ren laſſen; Da wollten unſere <hi rendition="#aq">Mesſieurs</hi><lb/> unſere <hi rendition="#aq">Damoiſellen</hi> hinein noͤthigen, indem ſie<lb/> dieſelben bey ihrer Ehre verſicherten, daß ſie ihnen<lb/> im geringſten nichts unanſtaͤndiges anmuthen woll-<lb/> ten: <hi rendition="#fr">Wohl,</hi> <hi rendition="#aq">Meſſieurs,</hi> ſagten die <hi rendition="#aq">Damoi-<lb/> ſellen,</hi> <hi rendition="#fr">ſie haben uns in ihrer Gewalt:<lb/> Sie verfahren mit uns, wie ſie es fuͤr gut<lb/> befinden; Nur belieben ſie uns keine Ge-<lb/> walt anzuthun: Denn wir moͤgen ſie<lb/> verſichern, daß wir noch ſehr jung und<lb/> zart ſind, und wollen demnach beſchei-<lb/> dentlich mit uns umgegangen wiſſen.<lb/> Meine Allerſchoͤnſten!</hi> ſagte einer, <hi rendition="#fr">es ſoll ſie<lb/> nichts zuwider geſchehen, ich verſichere<lb/> ſie! Ein luſtiges Hiſtoͤrgen und ein Kuͤß-<lb/> gen wird ihnen nicht entgegen ſeyn. So<lb/> lange ſie nur allein ihre Lippen gebrau-<lb/> chen werden, wollen wir ihnen ihre Be-<lb/> leidigung noch wohl vergeben!</hi> war der<lb/><hi rendition="#aq">Damoiſellen</hi> Gegenrede. Und weil ſie alſo in-<lb/> zwiſchen zu einem Wein-Hauß gelanget, triebe ſie<lb/> der Winter in eine einſame Stube, wo unſere <hi rendition="#aq">Ga-<lb/> lanen</hi> Wein forderten und die <hi rendition="#aq">Damoiſellen</hi><lb/> uͤberaus verliebt willkommen hieſſen, welche wegen<lb/> ſothaner Gunſt-Bezeugung gar nicht ſproͤte tha-<lb/> ten, ſondern ſich eben ſo hoͤflich bedancketen. Der<lb/><hi rendition="#aq">Diſcours,</hi> den ſie unter einander fuͤhrten, war ſehr<lb/> kurtzweilig und vergnuͤgt: Ein ieder hatte ſeine Lieb-<lb/> <fw place="bottom" type="sig">A a 2</fw><fw place="bottom" type="catch">ſte</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [371/0391]
und Madame Ogle.
tractiren laſſen; Da wollten unſere Mesſieurs
unſere Damoiſellen hinein noͤthigen, indem ſie
dieſelben bey ihrer Ehre verſicherten, daß ſie ihnen
im geringſten nichts unanſtaͤndiges anmuthen woll-
ten: Wohl, Meſſieurs, ſagten die Damoi-
ſellen, ſie haben uns in ihrer Gewalt:
Sie verfahren mit uns, wie ſie es fuͤr gut
befinden; Nur belieben ſie uns keine Ge-
walt anzuthun: Denn wir moͤgen ſie
verſichern, daß wir noch ſehr jung und
zart ſind, und wollen demnach beſchei-
dentlich mit uns umgegangen wiſſen.
Meine Allerſchoͤnſten! ſagte einer, es ſoll ſie
nichts zuwider geſchehen, ich verſichere
ſie! Ein luſtiges Hiſtoͤrgen und ein Kuͤß-
gen wird ihnen nicht entgegen ſeyn. So
lange ſie nur allein ihre Lippen gebrau-
chen werden, wollen wir ihnen ihre Be-
leidigung noch wohl vergeben! war der
Damoiſellen Gegenrede. Und weil ſie alſo in-
zwiſchen zu einem Wein-Hauß gelanget, triebe ſie
der Winter in eine einſame Stube, wo unſere Ga-
lanen Wein forderten und die Damoiſellen
uͤberaus verliebt willkommen hieſſen, welche wegen
ſothaner Gunſt-Bezeugung gar nicht ſproͤte tha-
ten, ſondern ſich eben ſo hoͤflich bedancketen. Der
Diſcours, den ſie unter einander fuͤhrten, war ſehr
kurtzweilig und vergnuͤgt: Ein ieder hatte ſeine Lieb-
ſte
A a 2
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |