moiselle,und mich auf die Probe zu stel- len, ob unser Geschlecht auch aus solchem muthwilligen Fleisch und Blut zusam- men gesetzet sey, wie das ihrige; Jch hoffe aber, sie werden mich ferner darmit ver- schonen. Jn allem Ernst!Mademoiselle, sagte er, es gehet schwer her, sich zu verstel- len, und bin ich solches bey Personen von ihrem Werth nicht gewohnt: Jch wollte, sie hätten einerley Gedancken mit mir, und machten mir Hoffnung, daß meine Addressean sie nicht vergeblich seyn möchte. Nicht zu hitzig, mein Herr! sagte seine Maitresse,man muß mehr als einmal überlegen, wie man mit demje- nigen umgehen soll, welches, wenn es ein- mal verlohren, nicht wieder zu erlangen ist, nehmlich mit unserer Ehre undRepu- tation:Dieses, mein Herr, machet mich behutsam, dem zu widerstreben, worin- nen sonst meine eigenen Wünsche, zu ih- rem Vortheil, die besten Vorsprecher ab- geben würden. Was Ehre! erwiederte der vermasquirte Monsieur,Ehre ist ein elen- des Schattenwerck und Kinder-Spiel, so unsern Verlangen im Wege stehet, um uns an statt eines würcklichen Genusses mit leeren Einbildungen abzuspeisen;
Sie
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und Madame Ogle.
moiſelle,und mich auf die Probe zu ſtel- len, ob unſer Geſchlecht auch aus ſolchem muthwilligen Fleiſch und Blut zuſam- men geſetzet ſey, wie das ihrige; Jch hoffe aber, ſie werden mich ferner darmit ver- ſchonen. Jn allem Ernſt!Mademoiſelle, ſagte er, es gehet ſchwer her, ſich zu verſtel- len, und bin ich ſolches bey Perſonen von ihrem Werth nicht gewohnt: Jch wollte, ſie haͤtten einerley Gedancken mit mir, und machten mir Hoffnung, daß meine Addreſſean ſie nicht vergeblich ſeyn moͤchte. Nicht zu hitzig, mein Herr! ſagte ſeine Maitreſſe,man muß mehr als einmal uͤberlegen, wie man mit demje- nigen umgehen ſoll, welches, wenn es ein- mal verlohren, nicht wieder zu erlangen iſt, nehmlich mit unſerer Ehre undRepu- tation:Dieſes, mein Herr, machet mich behutſam, dem zu widerſtreben, worin- nen ſonſt meine eigenen Wuͤnſche, zu ih- rem Vortheil, die beſten Vorſprecher ab- geben wuͤrden. Was Ehre! erwiederte der vermaſquirte Monſieur,Ehre iſt ein elen- des Schattenwerck und Kinder-Spiel, ſo unſern Verlangen im Wege ſtehet, um uns an ſtatt eines wuͤrcklichen Genuſſes mit leeren Einbildungen abzuſpeiſen;
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und Madame Ogle.
moiſelle, und mich auf die Probe zu ſtel-
len, ob unſer Geſchlecht auch aus ſolchem
muthwilligen Fleiſch und Blut zuſam-
men geſetzet ſey, wie das ihrige; Jch hoffe
aber, ſie werden mich ferner darmit ver-
ſchonen. Jn allem Ernſt! Mademoiſelle,
ſagte er, es gehet ſchwer her, ſich zu verſtel-
len, und bin ich ſolches bey Perſonen von
ihrem Werth nicht gewohnt: Jch wollte,
ſie haͤtten einerley Gedancken mit mir,
und machten mir Hoffnung, daß meine
Addreſſe an ſie nicht vergeblich ſeyn
moͤchte. Nicht zu hitzig, mein Herr!
ſagte ſeine Maitreſſe, man muß mehr als
einmal uͤberlegen, wie man mit demje-
nigen umgehen ſoll, welches, wenn es ein-
mal verlohren, nicht wieder zu erlangen
iſt, nehmlich mit unſerer Ehre und Repu-
tation: Dieſes, mein Herr, machet mich
behutſam, dem zu widerſtreben, worin-
nen ſonſt meine eigenen Wuͤnſche, zu ih-
rem Vortheil, die beſten Vorſprecher ab-
geben wuͤrden. Was Ehre! erwiederte der
vermaſquirte Monſieur, Ehre iſt ein elen-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 373. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/393>, abgerufen am 17.07.2024.
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