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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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Der Hertzog von York,
Sie ist eine Sache, worvon im güldenen
Alter niemand nichts gewust hat, da
Liebe und Glückseligkeit das Wesen der
menschlichen Natur waren, biß sie von
denen alten
gravitätischen Sauer-Töpf-
fen und
Saturnus-Köpffen thörigter Wei-
se in der Welt eingeführet worden, als
welche sich ihre Glückseligkeit nicht zu
Nutz zu machen wissen, oder doch nicht
in solchem
Grad, in welchem wir dieselbe
verliehren, wenn wir erst lange
scrupu-
leus
deßwegen disputiren, und uns das-
jenige selbsten berauben, worzu Alter
oder Kranckheit andere unfähig gemacht,
die Früchte darvon geniessen zu können.
Nein,
Mademoiselle! es müsse dasjenige
Götzen-Bild im Tempel der Liebe um-
gerissen, und an dessen Statt der Raub
unserer verliebten Siege gestellet werden,
welches uns solche genaue Anbethung
so streng untersaget, und nichts als Lehr-
Sätze, wider die Liebe und das Vergnü-
gen zu streiten, vorprediget. Es ist gantz
gut,
sagte unsre Damoiselle; Alleine ich be-
sorge, Dero Jugend würde sich der Beu-
te so hochmüthig rühmen, als begierig
sie den Sieg vorhero im Liebes-Krieg
verlanget: Also, daß, nachdem sie unsere

Re-

Der Hertzog von York,
Sie iſt eine Sache, worvon im guͤldenen
Alter niemand nichts gewuſt hat, da
Liebe und Gluͤckſeligkeit das Weſen der
menſchlichen Natur waren, biß ſie von
denen alten
gravitaͤtiſchen Sauer-Toͤpf-
fen und
Saturnus-Koͤpffen thoͤrigter Wei-
ſe in der Welt eingefuͤhret worden, als
welche ſich ihre Gluͤckſeligkeit nicht zu
Nutz zu machen wiſſen, oder doch nicht
in ſolchem
Grad, in welchem wir dieſelbe
verliehren, wenn wir erſt lange
ſcrupu-
leus
deßwegen diſputiren, und uns das-
jenige ſelbſten berauben, worzu Alter
oder Kranckheit andere unfaͤhig gemacht,
die Fruͤchte darvon genieſſen zu koͤnnen.
Nein,
Mademoiſelle! es muͤſſe dasjenige
Goͤtzen-Bild im Tempel der Liebe um-
geriſſen, und an deſſen Statt der Raub
unſerer verliebten Siege geſtellet werden,
welches uns ſolche genaue Anbethung
ſo ſtreng unterſaget, und nichts als Lehr-
Saͤtze, wider die Liebe und das Vergnuͤ-
gen zu ſtreiten, vorprediget. Es iſt gantz
gut,
ſagte unſre Damoiſelle; Alleine ich be-
ſorge, Dero Jugend wuͤrde ſich der Beu-
te ſo hochmuͤthig ruͤhmen, als begierig
ſie den Sieg vorhero im Liebes-Krieg
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[374/0394] Der Hertzog von York, Sie iſt eine Sache, worvon im guͤldenen Alter niemand nichts gewuſt hat, da Liebe und Gluͤckſeligkeit das Weſen der menſchlichen Natur waren, biß ſie von denen alten gravitaͤtiſchen Sauer-Toͤpf- fen und Saturnus-Koͤpffen thoͤrigter Wei- ſe in der Welt eingefuͤhret worden, als welche ſich ihre Gluͤckſeligkeit nicht zu Nutz zu machen wiſſen, oder doch nicht in ſolchem Grad, in welchem wir dieſelbe verliehren, wenn wir erſt lange ſcrupu- leus deßwegen diſputiren, und uns das- jenige ſelbſten berauben, worzu Alter oder Kranckheit andere unfaͤhig gemacht, die Fruͤchte darvon genieſſen zu koͤnnen. Nein, Mademoiſelle! es muͤſſe dasjenige Goͤtzen-Bild im Tempel der Liebe um- geriſſen, und an deſſen Statt der Raub unſerer verliebten Siege geſtellet werden, welches uns ſolche genaue Anbethung ſo ſtreng unterſaget, und nichts als Lehr- Saͤtze, wider die Liebe und das Vergnuͤ- gen zu ſtreiten, vorprediget. Es iſt gantz gut, ſagte unſre Damoiſelle; Alleine ich be- ſorge, Dero Jugend wuͤrde ſich der Beu- te ſo hochmuͤthig ruͤhmen, als begierig ſie den Sieg vorhero im Liebes-Krieg verlanget: Alſo, daß, nachdem ſie unſere Re-

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/394>, abgerufen am 22.11.2024.