staff einen freyen Zutritt zu des Herrn Charltons Behausung, wo er die Widerwärtigkeiten zwischen ihm und seinem Weibe beobachtete, welche er, so offt der Mann nicht zu Hause war, durch seine an- genehme Aufführung und sonderbare Hochachtung gegen sie, zu seinem eigenen Vortheil zu gebrauchen wuste.
Die unabläßliche Caressen, die der Ritter sei- nes Freundes Weibe erwiese, und die continuir- liche Beleidigungen des Herrn Charltons mach- ten ihm Hoffnung, in seiner Liebe glücklich zu seyn; So wuste er auch diese mit solcher List und Ver- schlagenheit fortzusetzen, daß der Mann weder im geringsten eyfersüchtig über seinen Anschlag wurde, noch die Frau seine Neigungen nicht hätte mercken sollen. Herr Wagstaff hatte sich nun in die vier Monate durch verliebte Blicke und höfliche Schmeicheleyen zu insinuiren gesuchet, und flat- tirte sich, solche hätten sie so ferne gewonnen, daß nichts als ein leichter Anlauf mehr übrig wäre, in- dem Madame Charlton die Vestung ihrer Ehre willig übergeben werde, so bald er Gelegenheit sä- he, einen behertzten Sturm darauf zu wagen. Als demnach ihr Mann eines Tages abwesend war, entdeckte er der Dame in ausdrücklichen Ter- minis seine Leidenschafft; Sie nahm aber solches, wider Verhoffen, dergestalt übel auf, daß sie ihm vermeldete, was massen ihr Mann sich wohl nim-
mer-
Herr Thomas Wagſtaff,
ſtaff einen freyen Zutritt zu des Herrn Charltons Behauſung, wo er die Widerwaͤrtigkeiten zwiſchen ihm und ſeinem Weibe beobachtete, welche er, ſo offt der Mann nicht zu Hauſe war, durch ſeine an- genehme Auffuͤhrung und ſonderbare Hochachtung gegen ſie, zu ſeinem eigenen Vortheil zu gebrauchen wuſte.
Die unablaͤßliche Careſſen, die der Ritter ſei- nes Freundes Weibe erwieſe, und die continuir- liche Beleidigungen des Herrn Charltons mach- ten ihm Hoffnung, in ſeiner Liebe gluͤcklich zu ſeyn; So wuſte er auch dieſe mit ſolcher Liſt und Ver- ſchlagenheit fortzuſetzen, daß der Mann weder im geringſten eyferſuͤchtig uͤber ſeinen Anſchlag wurde, noch die Frau ſeine Neigungen nicht haͤtte mercken ſollen. Herr Wagſtaff hatte ſich nun in die vier Monate durch verliebte Blicke und hoͤfliche Schmeicheleyen zu inſinuiren geſuchet, und flat- tirte ſich, ſolche haͤtten ſie ſo ferne gewonnen, daß nichts als ein leichter Anlauf mehr uͤbrig waͤre, in- dem Madame Charlton die Veſtung ihrer Ehre willig uͤbergeben werde, ſo bald er Gelegenheit ſaͤ- he, einen behertzten Sturm darauf zu wagen. Als demnach ihr Mann eines Tages abweſend war, entdeckte er der Dame in ausdruͤcklichen Ter- minis ſeine Leidenſchafft; Sie nahm aber ſolches, wider Verhoffen, dergeſtalt uͤbel auf, daß ſie ihm vermeldete, was maſſen ihr Mann ſich wohl nim-
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Herr Thomas Wagſtaff,
ſtaff einen freyen Zutritt zu des Herrn Charltons
Behauſung, wo er die Widerwaͤrtigkeiten zwiſchen
ihm und ſeinem Weibe beobachtete, welche er, ſo
offt der Mann nicht zu Hauſe war, durch ſeine an-
genehme Auffuͤhrung und ſonderbare Hochachtung
gegen ſie, zu ſeinem eigenen Vortheil zu gebrauchen
wuſte.
Die unablaͤßliche Careſſen, die der Ritter ſei-
nes Freundes Weibe erwieſe, und die continuir-
liche Beleidigungen des Herrn Charltons mach-
ten ihm Hoffnung, in ſeiner Liebe gluͤcklich zu ſeyn;
So wuſte er auch dieſe mit ſolcher Liſt und Ver-
ſchlagenheit fortzuſetzen, daß der Mann weder im
geringſten eyferſuͤchtig uͤber ſeinen Anſchlag wurde,
noch die Frau ſeine Neigungen nicht haͤtte mercken
ſollen. Herr Wagſtaff hatte ſich nun in die
vier Monate durch verliebte Blicke und hoͤfliche
Schmeicheleyen zu inſinuiren geſuchet, und flat-
tirte ſich, ſolche haͤtten ſie ſo ferne gewonnen, daß
nichts als ein leichter Anlauf mehr uͤbrig waͤre, in-
dem Madame Charlton die Veſtung ihrer Ehre
willig uͤbergeben werde, ſo bald er Gelegenheit ſaͤ-
he, einen behertzten Sturm darauf zu wagen. Als
demnach ihr Mann eines Tages abweſend war,
entdeckte er der Dame in ausdruͤcklichen Ter-
minis ſeine Leidenſchafft; Sie nahm aber ſolches,
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 398. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/418>, abgerufen am 21.11.2024.
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