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Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

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und Madame Charlton.
mermehr träumen liesse, daß seine Freundschafft,
die er gegen ihn als aufrichtig bezeigte, falsch und
verstellt wäre, dahero er wegen der ihm zugemuthe-
ten Schmach auf eine nachdrückliche Rache be-
dacht seyn würde. Herr Wagstaff erschrack über
einer so unfreundlichen Antwort nicht wenig; Er
bath, sie möchte seine aufrichtige Liebe gegen ihre
Person, und seinen Eyffer, ihr zu dienen, eine Ver-
söhnung der Vermessenheit seines Mundes seyn
lassen; Er satzte hinzu, daß, ob er sie wohl so keusch,
als die berühmte Lucretia zu seyn glaubte, ihr doch
die allgemeine Klugheit rathen würde, daferne ihre
allzustrenge Tugend Gelegenheit zu ihres Mannes
Mißvergnügen und ihrer selbst eigenen Unglückse-
ligkeit geben sollte, diese beyden Hinternisse aus dem
Wege zu räumen: sintemal nun dieses der wahre
Verstand seines Discourses wäre, also hoffe er
ihren Estim vielmehr, als einen Verweiß verdie-
net zu haben. Madame Charlton versatzte mit
einem zum lächeln geneigten Blick, der aber als-
bald mit einem ernsthafften ausgewechselt wurde,
folgende Antwort: Das grosse Mitleiden, so
sie wegen meiner Verdrüßlichkeiten be-
zeigen, erfordert meine Dancksagung;
Woferne sie aber auch so wohl den heili-
gen Nahmen der Tugend betrachteten,
die ich auf ewig zu beobachten verpflich-
tet bin, würden sie mich nicht so schänd-

lich

und Madame Charlton.
mermehr traͤumen lieſſe, daß ſeine Freundſchafft,
die er gegen ihn als aufrichtig bezeigte, falſch und
verſtellt waͤre, dahero er wegen der ihm zugemuthe-
ten Schmach auf eine nachdruͤckliche Rache be-
dacht ſeyn wuͤrde. Herr Wagſtaff erſchrack uͤber
einer ſo unfreundlichen Antwort nicht wenig; Er
bath, ſie moͤchte ſeine aufrichtige Liebe gegen ihre
Perſon, und ſeinen Eyffer, ihr zu dienen, eine Ver-
ſoͤhnung der Vermeſſenheit ſeines Mundes ſeyn
laſſen; Er ſatzte hinzu, daß, ob er ſie wohl ſo keuſch,
als die beruͤhmte Lucretia zu ſeyn glaubte, ihr doch
die allgemeine Klugheit rathen wuͤrde, daferne ihre
allzuſtrenge Tugend Gelegenheit zu ihres Mannes
Mißvergnuͤgen und ihrer ſelbſt eigenen Ungluͤckſe-
ligkeit geben ſollte, dieſe beyden Hinterniſſe aus dem
Wege zu raͤumen: ſintemal nun dieſes der wahre
Verſtand ſeines Diſcourſes waͤre, alſo hoffe er
ihren Eſtim vielmehr, als einen Verweiß verdie-
net zu haben. Madame Charlton verſatzte mit
einem zum laͤcheln geneigten Blick, der aber als-
bald mit einem ernſthafften ausgewechſelt wurde,
folgende Antwort: Das groſſe Mitleiden, ſo
ſie wegen meiner Verdruͤßlichkeiten be-
zeigen, erfordert meine Danckſagung;
Woferne ſie aber auch ſo wohl den heili-
gen Nahmen der Tugend betrachteten,
die ich auf ewig zu beobachten verpflich-
tet bin, wuͤrden ſie mich nicht ſo ſchaͤnd-

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[399/0419] und Madame Charlton. mermehr traͤumen lieſſe, daß ſeine Freundſchafft, die er gegen ihn als aufrichtig bezeigte, falſch und verſtellt waͤre, dahero er wegen der ihm zugemuthe- ten Schmach auf eine nachdruͤckliche Rache be- dacht ſeyn wuͤrde. Herr Wagſtaff erſchrack uͤber einer ſo unfreundlichen Antwort nicht wenig; Er bath, ſie moͤchte ſeine aufrichtige Liebe gegen ihre Perſon, und ſeinen Eyffer, ihr zu dienen, eine Ver- ſoͤhnung der Vermeſſenheit ſeines Mundes ſeyn laſſen; Er ſatzte hinzu, daß, ob er ſie wohl ſo keuſch, als die beruͤhmte Lucretia zu ſeyn glaubte, ihr doch die allgemeine Klugheit rathen wuͤrde, daferne ihre allzuſtrenge Tugend Gelegenheit zu ihres Mannes Mißvergnuͤgen und ihrer ſelbſt eigenen Ungluͤckſe- ligkeit geben ſollte, dieſe beyden Hinterniſſe aus dem Wege zu raͤumen: ſintemal nun dieſes der wahre Verſtand ſeines Diſcourſes waͤre, alſo hoffe er ihren Eſtim vielmehr, als einen Verweiß verdie- net zu haben. Madame Charlton verſatzte mit einem zum laͤcheln geneigten Blick, der aber als- bald mit einem ernſthafften ausgewechſelt wurde, folgende Antwort: Das groſſe Mitleiden, ſo ſie wegen meiner Verdruͤßlichkeiten be- zeigen, erfordert meine Danckſagung; Woferne ſie aber auch ſo wohl den heili- gen Nahmen der Tugend betrachteten, die ich auf ewig zu beobachten verpflich- tet bin, wuͤrden ſie mich nicht ſo ſchaͤnd- lich

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Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 399. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/419>, abgerufen am 21.11.2024.