lich zuProstituirung meiner Ehre ver- suchen, um dadurch dieirraisonnable Ca- priceeines mißvergnügten Mannes ab- zuwenden: Diese erste Beleidigung will ich ihnen vergeben; alleine hüten sie sich, meinen Zorn das andere mal zu erre- gen, sonst soll sie die gerechte Straffe zur Erkäntniß ihres Fehlers bringen.
Als Herr Wagstaff sahe, daß alle seine Hoff- nung einer vorgebildeten Glückseligkeit auf einmal vernichtet sey, beschlosse er, nichts destoweniger sei- nen heimlichen Anschlag fortzusetzen, und dasjenige durch List auszurichten, welches er durch die ge- meine Arten der Liebe und Caressen nicht erlangen können. Unter denen tausenderley Gedancken und mancherley Anschlägen, die ihm seine herumschwei- fende Fantaisie vorstellete, fiel ihm endlich folgende Betrachtung ein, die ihm vor denen andern gefiele: Der Frau Charltons Kammer-Mägdgen hatte sich sterblich in seinen Kammer-Diener verliebet, der aber, weil ihm entweder ihre Armuth nicht an- stunde, oder ihre Schönheit nicht gefiel, alle ange- bothene Zuneigung mit einer halsstarrigen Verach- tung ausschlug. Da er ihr nun hierauf eines Ta- ges allein in der Strasse begegnete, vermeldete er ihr, was massen ihm hinterbracht worden, daß sie eine sonderbare Liebe für seinen Kammer-Diener heegete, welche er sehr wohl billigte, und wenn sie
Nach-
Herr Thomas Wagſtaff,
lich zuProſtituirung meiner Ehre ver- ſuchen, um dadurch dieirraiſonnable Ca- priceeines mißvergnuͤgten Mannes ab- zuwenden: Dieſe erſte Beleidigung will ich ihnen vergeben; alleine huͤten ſie ſich, meinen Zorn das andere mal zu erre- gen, ſonſt ſoll ſie die gerechte Straffe zur Erkaͤntniß ihres Fehlers bringen.
Als Herr Wagſtaff ſahe, daß alle ſeine Hoff- nung einer vorgebildeten Gluͤckſeligkeit auf einmal vernichtet ſey, beſchloſſe er, nichts deſtoweniger ſei- nen heimlichen Anſchlag fortzuſetzen, und dasjenige durch Liſt auszurichten, welches er durch die ge- meine Arten der Liebe und Careſſen nicht erlangen koͤnnen. Unter denen tauſenderley Gedancken und mancherley Anſchlaͤgen, die ihm ſeine herumſchwei- fende Fantaiſie vorſtellete, fiel ihm endlich folgende Betrachtung ein, die ihm vor denen andern gefiele: Der Frau Charltons Kammer-Maͤgdgen hatte ſich ſterblich in ſeinen Kammer-Diener verliebet, der aber, weil ihm entweder ihre Armuth nicht an- ſtunde, oder ihre Schoͤnheit nicht gefiel, alle ange- bothene Zuneigung mit einer halsſtarrigen Verach- tung ausſchlug. Da er ihr nun hierauf eines Ta- ges allein in der Straſſe begegnete, vermeldete er ihr, was maſſen ihm hinterbracht worden, daß ſie eine ſonderbare Liebe fuͤr ſeinen Kammer-Diener heegete, welche er ſehr wohl billigte, und wenn ſie
Nach-
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Herr Thomas Wagſtaff,
lich zu Proſtituirung meiner Ehre ver-
ſuchen, um dadurch die irraiſonnable Ca-
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zuwenden: Dieſe erſte Beleidigung will
ich ihnen vergeben; alleine huͤten ſie ſich,
meinen Zorn das andere mal zu erre-
gen, ſonſt ſoll ſie die gerechte Straffe zur
Erkaͤntniß ihres Fehlers bringen.
Als Herr Wagſtaff ſahe, daß alle ſeine Hoff-
nung einer vorgebildeten Gluͤckſeligkeit auf einmal
vernichtet ſey, beſchloſſe er, nichts deſtoweniger ſei-
nen heimlichen Anſchlag fortzuſetzen, und dasjenige
durch Liſt auszurichten, welches er durch die ge-
meine Arten der Liebe und Careſſen nicht erlangen
koͤnnen. Unter denen tauſenderley Gedancken und
mancherley Anſchlaͤgen, die ihm ſeine herumſchwei-
fende Fantaiſie vorſtellete, fiel ihm endlich folgende
Betrachtung ein, die ihm vor denen andern gefiele:
Der Frau Charltons Kammer-Maͤgdgen hatte
ſich ſterblich in ſeinen Kammer-Diener verliebet,
der aber, weil ihm entweder ihre Armuth nicht an-
ſtunde, oder ihre Schoͤnheit nicht gefiel, alle ange-
bothene Zuneigung mit einer halsſtarrigen Verach-
tung ausſchlug. Da er ihr nun hierauf eines Ta-
ges allein in der Straſſe begegnete, vermeldete er
ihr, was maſſen ihm hinterbracht worden, daß ſie
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 400. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/420>, abgerufen am 21.11.2024.
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