darzu verleitet worden; Aber als sie die verbothe- nen Früchte einmal gekostet, und von dem Genuß derselben den Kützel erreget hatte, wurde sie so un- züchtig als Messalina, indem sie die Schamlo- sigkeit einer Kupplerin und die Geilheit einer gemei- nen Courtisanin besaß.
Diese Intrigue wurde durch die Arglistigkeit des Kammer-Mägdgens eine Zeitlang so wohl ge- spielet, daß es Herr Charlton entweder nicht mer- ckete, oder, wider die gemeine Eigenschafft eyffer- süchtiger Männer, nicht mercken wollte, indem er lieber erwehlete, seine Schande zu verhelen, als sol- che durch eine notorische und blutige Rache bey der Welt public zu machen; Endlich aber wur- de ihre Leichtfertigkeit so ausschweiffend, daß ihr E- he-Mann nunmehro der berühmteste Hahnrey war, auf den iedermann mit Fingern wiese. Dieses ent- rüstete ihn dergestalt, daß er ihr mit denen grausam- sten Martern dräuete, woferne sie ihre Schuld nicht gestehen, oder ihre Unschuld rechtfertigen würde; Allein es war unvonnöthen, daß sie ihre Treulosig- keit selbsten ausbeichtete, massen es schon ihr Mägd- gen an ihrer Statt verrichtete: Denn, weil Herr Wagstaff sein Versprechen, ihr hundert Pfund, und seinen Kammer-Diener zum Manne zu geben, zu vollziehen sich weigerte, offenbahrete sie ihrem Herrn den gantzen Handel, und daß sich ihre Frau von seinem Freunde, dem Ritter, schwanger befän-
de,
C c 5
und Madame Charlton.
darzu verleitet worden; Aber als ſie die verbothe- nen Fruͤchte einmal gekoſtet, und von dem Genuß derſelben den Kuͤtzel erreget hatte, wurde ſie ſo un- zuͤchtig als Meſſalina, indem ſie die Schamlo- ſigkeit einer Kupplerin und die Geilheit einer gemei- nen Courtiſanin beſaß.
Dieſe Intrigue wurde durch die Argliſtigkeit des Kammer-Maͤgdgens eine Zeitlang ſo wohl ge- ſpielet, daß es Herr Charlton entweder nicht mer- ckete, oder, wider die gemeine Eigenſchafft eyffer- ſuͤchtiger Maͤnner, nicht mercken wollte, indem er lieber erwehlete, ſeine Schande zu verhelen, als ſol- che durch eine notoriſche und blutige Rache bey der Welt public zu machen; Endlich aber wur- de ihre Leichtfertigkeit ſo ausſchweiffend, daß ihr E- he-Mann nunmehro der beruͤhmteſte Hahnrey war, auf den iedermann mit Fingern wieſe. Dieſes ent- ruͤſtete ihn dergeſtalt, daß er ihr mit denen grauſam- ſten Martern draͤuete, woferne ſie ihre Schuld nicht geſtehen, oder ihre Unſchuld rechtfertigen wuͤrde; Allein es war unvonnoͤthen, daß ſie ihre Treuloſig- keit ſelbſten ausbeichtete, maſſen es ſchon ihr Maͤgd- gen an ihrer Statt verrichtete: Denn, weil Herr Wagſtaff ſein Verſprechen, ihr hundert Pfund, und ſeinen Kammer-Diener zum Manne zu geben, zu vollziehen ſich weigerte, offenbahrete ſie ihrem Herrn den gantzen Handel, und daß ſich ihre Frau von ſeinem Freunde, dem Ritter, ſchwanger befaͤn-
de,
C c 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="3"><p><pbfacs="#f0429"n="409"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">und <hirendition="#aq">Madame Charlton.</hi></hi></fw><lb/>
darzu verleitet worden; Aber als ſie die verbothe-<lb/>
nen Fruͤchte einmal gekoſtet, und von dem Genuß<lb/>
derſelben den Kuͤtzel erreget hatte, wurde ſie ſo un-<lb/>
zuͤchtig als <hirendition="#aq">Meſſalina,</hi> indem ſie die Schamlo-<lb/>ſigkeit einer Kupplerin und die Geilheit einer gemei-<lb/>
nen <hirendition="#aq">Courtiſan</hi>in beſaß.</p><lb/><p>Dieſe <hirendition="#aq">Intrigue</hi> wurde durch die Argliſtigkeit<lb/>
des Kammer-Maͤgdgens eine Zeitlang ſo wohl ge-<lb/>ſpielet, daß es Herr <hirendition="#aq">Charlton</hi> entweder nicht mer-<lb/>
ckete, oder, wider die gemeine Eigenſchafft eyffer-<lb/>ſuͤchtiger Maͤnner, nicht mercken wollte, indem er<lb/>
lieber erwehlete, ſeine Schande zu verhelen, als ſol-<lb/>
che durch eine <hirendition="#aq">notori</hi>ſche und blutige Rache bey<lb/>
der Welt <hirendition="#aq">public</hi> zu machen; Endlich aber wur-<lb/>
de ihre Leichtfertigkeit ſo ausſchweiffend, daß ihr E-<lb/>
he-Mann nunmehro der beruͤhmteſte Hahnrey war,<lb/>
auf den iedermann mit Fingern wieſe. Dieſes ent-<lb/>
ruͤſtete ihn dergeſtalt, daß er ihr mit denen grauſam-<lb/>ſten Martern draͤuete, woferne ſie ihre Schuld nicht<lb/>
geſtehen, oder ihre Unſchuld rechtfertigen wuͤrde;<lb/>
Allein es war unvonnoͤthen, daß ſie ihre Treuloſig-<lb/>
keit ſelbſten ausbeichtete, maſſen es ſchon ihr Maͤgd-<lb/>
gen an ihrer Statt verrichtete: Denn, weil Herr<lb/><hirendition="#aq">Wagſtaff</hi>ſein Verſprechen, ihr hundert Pfund,<lb/>
und ſeinen Kammer-Diener zum Manne zu geben,<lb/>
zu vollziehen ſich weigerte, offenbahrete ſie ihrem<lb/>
Herrn den gantzen Handel, und daß ſich ihre Frau<lb/>
von ſeinem Freunde, dem Ritter, ſchwanger befaͤn-<lb/><fwplace="bottom"type="sig">C c 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">de,</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[409/0429]
und Madame Charlton.
darzu verleitet worden; Aber als ſie die verbothe-
nen Fruͤchte einmal gekoſtet, und von dem Genuß
derſelben den Kuͤtzel erreget hatte, wurde ſie ſo un-
zuͤchtig als Meſſalina, indem ſie die Schamlo-
ſigkeit einer Kupplerin und die Geilheit einer gemei-
nen Courtiſanin beſaß.
Dieſe Intrigue wurde durch die Argliſtigkeit
des Kammer-Maͤgdgens eine Zeitlang ſo wohl ge-
ſpielet, daß es Herr Charlton entweder nicht mer-
ckete, oder, wider die gemeine Eigenſchafft eyffer-
ſuͤchtiger Maͤnner, nicht mercken wollte, indem er
lieber erwehlete, ſeine Schande zu verhelen, als ſol-
che durch eine notoriſche und blutige Rache bey
der Welt public zu machen; Endlich aber wur-
de ihre Leichtfertigkeit ſo ausſchweiffend, daß ihr E-
he-Mann nunmehro der beruͤhmteſte Hahnrey war,
auf den iedermann mit Fingern wieſe. Dieſes ent-
ruͤſtete ihn dergeſtalt, daß er ihr mit denen grauſam-
ſten Martern draͤuete, woferne ſie ihre Schuld nicht
geſtehen, oder ihre Unſchuld rechtfertigen wuͤrde;
Allein es war unvonnoͤthen, daß ſie ihre Treuloſig-
keit ſelbſten ausbeichtete, maſſen es ſchon ihr Maͤgd-
gen an ihrer Statt verrichtete: Denn, weil Herr
Wagſtaff ſein Verſprechen, ihr hundert Pfund,
und ſeinen Kammer-Diener zum Manne zu geben,
zu vollziehen ſich weigerte, offenbahrete ſie ihrem
Herrn den gantzen Handel, und daß ſich ihre Frau
von ſeinem Freunde, dem Ritter, ſchwanger befaͤn-
de,
C c 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Sie haben einen Fehler gefunden?
Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform
DTAQ melden.
Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 409. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/429>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.