Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.und Mad. Barry. mendirten sie diese Eigenschafften, samt ihremguten Vorrath von Schamlosigkeit, dem Schau- Platz; Und weil sie hieselbst in kurtzer Zeit ihre Person, sowohl was sinnreiche Tragoedien, als galante Comoedien betraff, unvergleichlich zu spielen lernete, erlangte sie gar bald den Nahmen einer berühmten Comoediantin. Nun fieng unsere Opern-Printzeßin an, bey unterschiedenen Personen von Qualite, bekannt zu werden; Und wird es ihr leichtlich keine, unter allen sinnreichen Weibs-Bildern, so iemals das Englische Thea- trum betreten, an Leichtfertigkeit zuvor gethan ha- ben. Unter ihren Verehrern befande sich der kluge Graf von Rochester, Johann Wilmot, der jedoch vielmals mit einer abschlägigen Antwort ab- ziehen muste. Wiewohlen er nun zwar den Schluß fasste, von der Marter einer zweiffelhafften Unge- wißheit einmal erlöset zu seyn, und also sich erküh- nete, ihr seinen Willen mit ziemlich freyen Worten kund zu machen; So widerstunde sie ihm doch mit einer angemaßten Tugend, so tapffer, als kühn er sie anfiele: Wie sie ihm denn platt heraus sagte, er sollte sich ihrentwegen keine Mühe mehr machen, denn alles, was er nur versuchen könnte, würde vergeblich seyn. Der Lord ließ also zwar vor diesesmal von eines D d 5
und Mad. Barry. mendirten ſie dieſe Eigenſchafften, ſamt ihremguten Vorrath von Schamloſigkeit, dem Schau- Platz; Und weil ſie hieſelbſt in kurtzer Zeit ihre Perſon, ſowohl was ſinnreiche Tragœdien, als galante Comœdien betraff, unvergleichlich zu ſpielen lernete, erlangte ſie gar bald den Nahmen einer beruͤhmten Comœdiantin. Nun fieng unſere Opern-Printzeßin an, bey unterſchiedenen Perſonen von Qualité, bekannt zu werden; Und wird es ihr leichtlich keine, unter allen ſinnreichen Weibs-Bildern, ſo iemals das Engliſche Thea- trum betreten, an Leichtfertigkeit zuvor gethan ha- ben. Unter ihren Verehrern befande ſich der kluge Graf von Rocheſter, Johann Wilmot, der jedoch vielmals mit einer abſchlaͤgigen Antwort ab- ziehen muſte. Wiewohlen er nun zwar den Schluß faſſte, von der Marter einer zweiffelhafften Unge- wißheit einmal erloͤſet zu ſeyn, und alſo ſich erkuͤh- nete, ihr ſeinen Willen mit ziemlich freyen Worten kund zu machen; So widerſtunde ſie ihm doch mit einer angemaßten Tugend, ſo tapffer, als kuͤhn er ſie anfiele: Wie ſie ihm denn platt heraus ſagte, er ſollte ſich ihrentwegen keine Muͤhe mehr machen, denn alles, was er nur verſuchen koͤnnte, wuͤrde vergeblich ſeyn. Der Lord ließ alſo zwar vor dieſesmal von eines D d 5
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0445" n="425"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und <hi rendition="#aq">Mad. Barry.</hi></hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">mendir</hi>ten ſie dieſe Eigenſchafften, ſamt ihrem<lb/> guten Vorrath von Schamloſigkeit, dem Schau-<lb/> Platz; Und weil ſie hieſelbſt in kurtzer Zeit ihre<lb/> Perſon, ſowohl was ſinnreiche <hi rendition="#aq">Tragœdi</hi>en, als<lb/><hi rendition="#aq">galante Comœdi</hi>en betraff, unvergleichlich zu<lb/> ſpielen lernete, erlangte ſie gar bald den Nahmen<lb/> einer beruͤhmten <hi rendition="#aq">Comœdiant</hi>in. Nun fieng<lb/> unſere Opern-Printzeßin an, bey unterſchiedenen<lb/> Perſonen von <hi rendition="#aq">Qualité,</hi> bekannt zu werden; Und<lb/> wird es ihr leichtlich keine, unter allen ſinnreichen<lb/> Weibs-Bildern, ſo iemals das Engliſche <hi rendition="#aq">Thea-<lb/> trum</hi> betreten, an Leichtfertigkeit zuvor gethan ha-<lb/> ben. Unter ihren Verehrern befande ſich der kluge<lb/> Graf von <hi rendition="#aq">Rocheſter, Johann Wilmot,</hi> der<lb/> jedoch vielmals mit einer abſchlaͤgigen Antwort ab-<lb/> ziehen muſte. Wiewohlen er nun zwar den Schluß<lb/> faſſte, von der Marter einer zweiffelhafften Unge-<lb/> wißheit einmal erloͤſet zu ſeyn, und alſo ſich erkuͤh-<lb/> nete, ihr ſeinen Willen mit ziemlich freyen Worten<lb/> kund zu machen; So widerſtunde ſie ihm doch<lb/> mit einer angemaßten Tugend, ſo tapffer, als kuͤhn<lb/> er ſie anfiele: Wie ſie ihm denn platt heraus ſagte,<lb/> er ſollte ſich ihrentwegen keine Muͤhe mehr machen,<lb/> denn alles, was er nur verſuchen koͤnnte, wuͤrde<lb/> vergeblich ſeyn.</p><lb/> <p>Der <hi rendition="#aq">Lord</hi> ließ alſo zwar vor dieſesmal von<lb/> ihr ab; Es verdroß ihm aber uͤber den Korb, wor-<lb/> mit er abgefertiget wurde, nicht wenig; Und als er<lb/> <fw place="bottom" type="sig">D d 5</fw><fw place="bottom" type="catch">eines</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [425/0445]
und Mad. Barry.
mendirten ſie dieſe Eigenſchafften, ſamt ihrem
guten Vorrath von Schamloſigkeit, dem Schau-
Platz; Und weil ſie hieſelbſt in kurtzer Zeit ihre
Perſon, ſowohl was ſinnreiche Tragœdien, als
galante Comœdien betraff, unvergleichlich zu
ſpielen lernete, erlangte ſie gar bald den Nahmen
einer beruͤhmten Comœdiantin. Nun fieng
unſere Opern-Printzeßin an, bey unterſchiedenen
Perſonen von Qualité, bekannt zu werden; Und
wird es ihr leichtlich keine, unter allen ſinnreichen
Weibs-Bildern, ſo iemals das Engliſche Thea-
trum betreten, an Leichtfertigkeit zuvor gethan ha-
ben. Unter ihren Verehrern befande ſich der kluge
Graf von Rocheſter, Johann Wilmot, der
jedoch vielmals mit einer abſchlaͤgigen Antwort ab-
ziehen muſte. Wiewohlen er nun zwar den Schluß
faſſte, von der Marter einer zweiffelhafften Unge-
wißheit einmal erloͤſet zu ſeyn, und alſo ſich erkuͤh-
nete, ihr ſeinen Willen mit ziemlich freyen Worten
kund zu machen; So widerſtunde ſie ihm doch
mit einer angemaßten Tugend, ſo tapffer, als kuͤhn
er ſie anfiele: Wie ſie ihm denn platt heraus ſagte,
er ſollte ſich ihrentwegen keine Muͤhe mehr machen,
denn alles, was er nur verſuchen koͤnnte, wuͤrde
vergeblich ſeyn.
Der Lord ließ alſo zwar vor dieſesmal von
ihr ab; Es verdroß ihm aber uͤber den Korb, wor-
mit er abgefertiget wurde, nicht wenig; Und als er
eines
D d 5
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDie Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr] Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |