höflich; aber ohne das geringste Zeichen einer Liebe und Zuneigung: Daß er demnach bald verspührte, nichts, als eine formale Belagerung werde diese Bestung einnehmen, und sein wollüstiges Verlan- gen befriedigen können.
Ein anderer vornehmer Graf bezeugte zu glei- cher Zeit seine Hochachtung gegen sie auf gleiche Art, und wurde unter beyden am besten aufgenom- men; Weil er aber nichts destoweniger durch sei- nen gefährlichen Mitbuhler, den Grafen von Som- mersett, den Verlust seiner Maitresse befürch- tete, lag er ihr öffters inständigst an, sie sollte den Schau-Platz verlassen und mit ihm auf dem Lan- de leben; Allein sie wuste solches allemal mit ei- nem Compliment abzulehnen. Als er demnach sahe, er werde sein Verlangen schwerlich erhalten, entschlosse er sich, dieselbe durch List zu entführen. Zu diesem Ende bestach er ihr Mägdgen durch kost- bare Geschencke, sie möchte ihre Frau bereden, daß sie des folgenden Tages vor die Stadt spatzieren gienge, um ein wenig frische Lufft zu schöpffen, als- denn könnte sie selbige an einen abgelegenen Ort geleiten; Allda waren sie um bestimmte Stunde nicht so bald angelanget, so wurden sie von eini- gen Herren zu Pferde hinterlistiger Weise über- fallen, und allen ihres Schreyens und Weinens ungeachtet mit Gewalt zu des Grafen Kutsche ge- führet.
Diese
Der Graf von Rocheſter,
hoͤflich; aber ohne das geringſte Zeichen einer Liebe und Zuneigung: Daß er demnach bald verſpuͤhrte, nichts, als eine formale Belagerung werde dieſe Beſtung einnehmen, und ſein wolluͤſtiges Verlan- gen befriedigen koͤnnen.
Ein anderer vornehmer Graf bezeugte zu glei- cher Zeit ſeine Hochachtung gegen ſie auf gleiche Art, und wurde unter beyden am beſten aufgenom- men; Weil er aber nichts deſtoweniger durch ſei- nen gefaͤhrlichen Mitbuhler, den Grafen von Som- merſett, den Verluſt ſeiner Maitreſſe befuͤrch- tete, lag er ihr oͤffters inſtaͤndigſt an, ſie ſollte den Schau-Platz verlaſſen und mit ihm auf dem Lan- de leben; Allein ſie wuſte ſolches allemal mit ei- nem Compliment abzulehnen. Als er demnach ſahe, er werde ſein Verlangen ſchwerlich erhalten, entſchloſſe er ſich, dieſelbe durch Liſt zu entfuͤhren. Zu dieſem Ende beſtach er ihr Maͤgdgen durch koſt- bare Geſchencke, ſie moͤchte ihre Frau bereden, daß ſie des folgenden Tages vor die Stadt ſpatzieren gienge, um ein wenig friſche Lufft zu ſchoͤpffen, als- denn koͤnnte ſie ſelbige an einen abgelegenen Ort geleiten; Allda waren ſie um beſtimmte Stunde nicht ſo bald angelanget, ſo wurden ſie von eini- gen Herren zu Pferde hinterliſtiger Weiſe uͤber- fallen, und allen ihres Schreyens und Weinens ungeachtet mit Gewalt zu des Grafen Kutſche ge- fuͤhret.
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Der Graf von Rocheſter,
hoͤflich; aber ohne das geringſte Zeichen einer Liebe
und Zuneigung: Daß er demnach bald verſpuͤhrte,
nichts, als eine formale Belagerung werde dieſe
Beſtung einnehmen, und ſein wolluͤſtiges Verlan-
gen befriedigen koͤnnen.
Ein anderer vornehmer Graf bezeugte zu glei-
cher Zeit ſeine Hochachtung gegen ſie auf gleiche
Art, und wurde unter beyden am beſten aufgenom-
men; Weil er aber nichts deſtoweniger durch ſei-
nen gefaͤhrlichen Mitbuhler, den Grafen von Som-
merſett, den Verluſt ſeiner Maitreſſe befuͤrch-
tete, lag er ihr oͤffters inſtaͤndigſt an, ſie ſollte den
Schau-Platz verlaſſen und mit ihm auf dem Lan-
de leben; Allein ſie wuſte ſolches allemal mit ei-
nem Compliment abzulehnen. Als er demnach
ſahe, er werde ſein Verlangen ſchwerlich erhalten,
entſchloſſe er ſich, dieſelbe durch Liſt zu entfuͤhren.
Zu dieſem Ende beſtach er ihr Maͤgdgen durch koſt-
bare Geſchencke, ſie moͤchte ihre Frau bereden, daß
ſie des folgenden Tages vor die Stadt ſpatzieren
gienge, um ein wenig friſche Lufft zu ſchoͤpffen, als-
denn koͤnnte ſie ſelbige an einen abgelegenen Ort
geleiten; Allda waren ſie um beſtimmte Stunde
nicht ſo bald angelanget, ſo wurden ſie von eini-
gen Herren zu Pferde hinterliſtiger Weiſe uͤber-
fallen, und allen ihres Schreyens und Weinens
ungeachtet mit Gewalt zu des Grafen Kutſche ge-
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/454>, abgerufen am 25.11.2024.
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