Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite
und Mad. Barry.

Diese Gewaltthätigkeit verdroß Madame
[Ba]rry
aufs hefftigste, als welche von einem hoch-
[m]thigen und stoltzen Gemüth war, und, ungeach-
[tet] ihr der Lord zu Füssen fiel, und wegen einer so
[gro]ssen Unhöflichkeit um Vergebung bath, dennoch
[bey] sich beschlosse, ihm solches nicht leer ausgehen
[zu] lassen. Er bemühete sich, dieselbe mit aller de-
[mü]thigsten Submission, die ihm nur möglich
[wa]r, zu befriedigen, und den erregten Sturm, durch
[gla]tte und liebreiche Worte, zu besänfftigen; Al-
[lein]e der gantze Sack seiner Beredsamkeit wurde
[ver]geblich ausgeschüttet; Und weil er befande,
[die]ses sey kein Ort für langes parlamentiren,
[ver]traute er sie der Aufsicht eines special-guten
[Fr]eundes, nebst noch zweer anderer von seinen Be-
[kan]nten, daß sie dieselbe durch einen geheimen
[W]eg nach seinem Land-Sitze führeten, indem er
[un]umgänglicher Geschäfften wegen genöthiget
[wu]rde, einige Tage nach London zu reisen. So
[ba]ld er hieselbst seine Affairen verrichtet hatte,
[gie]ng er par Poste gerade auf sein Land-Gut zu,
[sei]ner Geliebten eine Visite zu machen; Er traff
[ab]er unterwegs seinen Freund verwundet an, der
[ih]m seinen Unstern, so ihm aufgestossen, umständ-
[lic]h erzehlete: Daß nemlich Mad. Barry von
[de]m Grafen von Sommersett, der nebst einem
[gr]ossen Gefolge ihm ohngefehr auf der Strasse be-
[ge]gnet, mit Gewalt entrissen worden. Diese Zei-

tung
E e 2
und Mad. Barry.

Dieſe Gewaltthaͤtigkeit verdroß Madame
[Ba]rry
aufs hefftigſte, als welche von einem hoch-
[m]thigen und ſtoltzen Gemuͤth war, und, ungeach-
[tet] ihr der Lord zu Fuͤſſen fiel, und wegen einer ſo
[gro]ſſen Unhoͤflichkeit um Vergebung bath, dennoch
[bey] ſich beſchloſſe, ihm ſolches nicht leer ausgehen
[zu] laſſen. Er bemuͤhete ſich, dieſelbe mit aller de-
[muͤ]thigſten Submiſſion, die ihm nur moͤglich
[wa]r, zu befriedigen, und den erregten Sturm, durch
[gla]tte und liebreiche Worte, zu beſaͤnfftigen; Al-
[lein]e der gantze Sack ſeiner Beredſamkeit wurde
[ver]geblich ausgeſchuͤttet; Und weil er befande,
[die]ſes ſey kein Ort fuͤr langes parlamentiren,
[ver]traute er ſie der Aufſicht eines ſpecial-guten
[Fr]eundes, nebſt noch zweer anderer von ſeinen Be-
[kan]nten, daß ſie dieſelbe durch einen geheimen
[W]eg nach ſeinem Land-Sitze fuͤhreten, indem er
[un]umgaͤnglicher Geſchaͤfften wegen genoͤthiget
[wu]rde, einige Tage nach London zu reiſen. So
[ba]ld er hieſelbſt ſeine Affairen verrichtet hatte,
[gie]ng er par Poſte gerade auf ſein Land-Gut zu,
[ſei]ner Geliebten eine Viſite zu machen; Er traff
[ab]er unterwegs ſeinen Freund verwundet an, der
[ih]m ſeinen Unſtern, ſo ihm aufgeſtoſſen, umſtaͤnd-
[lic]h erzehlete: Daß nemlich Mad. Barry von
[de]m Grafen von Sommerſett, der nebſt einem
[gr]oſſen Gefolge ihm ohngefehr auf der Straſſe be-
[ge]gnet, mit Gewalt entriſſen worden. Dieſe Zei-

tung
E e 2
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <pb facs="#f0455" n="435"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">und <hi rendition="#aq">Mad. Barry.</hi></hi> </fw><lb/>
          <p>Die&#x017F;e Gewalttha&#x0364;tigkeit verdroß <hi rendition="#aq">Madame<lb/><supplied>Ba</supplied>rry</hi> aufs hefftig&#x017F;te, als welche von einem hoch-<lb/><supplied>m</supplied>thigen und &#x017F;toltzen Gemu&#x0364;th war, und, ungeach-<lb/><supplied>tet</supplied> ihr der <hi rendition="#aq">Lord</hi> zu Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en fiel, und wegen einer &#x017F;o<lb/><supplied>gro</supplied>&#x017F;&#x017F;en Unho&#x0364;flichkeit um Vergebung bath, dennoch<lb/><supplied>bey</supplied> &#x017F;ich be&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;e, ihm &#x017F;olches nicht leer ausgehen<lb/><supplied>zu</supplied> la&#x017F;&#x017F;en. Er bemu&#x0364;hete &#x017F;ich, die&#x017F;elbe mit aller de-<lb/><supplied>mu&#x0364;</supplied>thig&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Submi&#x017F;&#x017F;ion,</hi> die ihm nur mo&#x0364;glich<lb/><supplied>wa</supplied>r, zu befriedigen, und den erregten Sturm, durch<lb/><supplied>gla</supplied>tte und liebreiche Worte, zu be&#x017F;a&#x0364;nfftigen; Al-<lb/><supplied>lein</supplied>e der gantze Sack &#x017F;einer Bered&#x017F;amkeit wurde<lb/><supplied>ver</supplied>geblich ausge&#x017F;chu&#x0364;ttet; Und weil er befande,<lb/><supplied>die</supplied>&#x017F;es &#x017F;ey kein Ort fu&#x0364;r langes <hi rendition="#aq">parlamenti</hi>ren,<lb/><supplied>ver</supplied>traute er &#x017F;ie der Auf&#x017F;icht eines <hi rendition="#aq">&#x017F;pecial-</hi>guten<lb/><supplied>Fr</supplied>eundes, neb&#x017F;t noch zweer anderer von &#x017F;einen Be-<lb/><supplied>kan</supplied>nten, daß &#x017F;ie die&#x017F;elbe durch einen geheimen<lb/><supplied>W</supplied>eg nach &#x017F;einem Land-Sitze fu&#x0364;hreten, indem er<lb/><supplied>un</supplied>umga&#x0364;nglicher Ge&#x017F;cha&#x0364;fften wegen geno&#x0364;thiget<lb/><supplied>wu</supplied>rde, einige Tage nach <hi rendition="#aq">London</hi> zu rei&#x017F;en. So<lb/><supplied>ba</supplied>ld er hie&#x017F;elb&#x017F;t &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Affair</hi>en verrichtet hatte,<lb/><supplied>gie</supplied>ng er <hi rendition="#aq">par Po&#x017F;te</hi> gerade auf &#x017F;ein Land-Gut zu,<lb/><supplied>&#x017F;ei</supplied>ner Geliebten eine <hi rendition="#aq">Vi&#x017F;ite</hi> zu machen; Er traff<lb/><supplied>ab</supplied>er unterwegs &#x017F;einen Freund verwundet an, der<lb/><supplied>ih</supplied>m &#x017F;einen Un&#x017F;tern, &#x017F;o ihm aufge&#x017F;to&#x017F;&#x017F;en, um&#x017F;ta&#x0364;nd-<lb/><supplied>lic</supplied>h erzehlete: Daß nemlich <hi rendition="#aq">Mad. Barry</hi> von<lb/><supplied>de</supplied>m Grafen von <hi rendition="#aq">Sommer&#x017F;ett,</hi> der neb&#x017F;t einem<lb/><supplied>gr</supplied>o&#x017F;&#x017F;en Gefolge ihm ohngefehr auf der Stra&#x017F;&#x017F;e be-<lb/><supplied>ge</supplied>gnet, mit Gewalt entri&#x017F;&#x017F;en worden. Die&#x017F;e Zei-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e 2</fw><fw place="bottom" type="catch">tung</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[435/0455] und Mad. Barry. Dieſe Gewaltthaͤtigkeit verdroß Madame Barry aufs hefftigſte, als welche von einem hoch- mthigen und ſtoltzen Gemuͤth war, und, ungeach- tet ihr der Lord zu Fuͤſſen fiel, und wegen einer ſo groſſen Unhoͤflichkeit um Vergebung bath, dennoch bey ſich beſchloſſe, ihm ſolches nicht leer ausgehen zu laſſen. Er bemuͤhete ſich, dieſelbe mit aller de- muͤthigſten Submiſſion, die ihm nur moͤglich war, zu befriedigen, und den erregten Sturm, durch glatte und liebreiche Worte, zu beſaͤnfftigen; Al- leine der gantze Sack ſeiner Beredſamkeit wurde vergeblich ausgeſchuͤttet; Und weil er befande, dieſes ſey kein Ort fuͤr langes parlamentiren, vertraute er ſie der Aufſicht eines ſpecial-guten Freundes, nebſt noch zweer anderer von ſeinen Be- kannten, daß ſie dieſelbe durch einen geheimen Weg nach ſeinem Land-Sitze fuͤhreten, indem er unumgaͤnglicher Geſchaͤfften wegen genoͤthiget wurde, einige Tage nach London zu reiſen. So bald er hieſelbſt ſeine Affairen verrichtet hatte, gieng er par Poſte gerade auf ſein Land-Gut zu, ſeiner Geliebten eine Viſite zu machen; Er traff aber unterwegs ſeinen Freund verwundet an, der ihm ſeinen Unſtern, ſo ihm aufgeſtoſſen, umſtaͤnd- lich erzehlete: Daß nemlich Mad. Barry von dem Grafen von Sommerſett, der nebſt einem groſſen Gefolge ihm ohngefehr auf der Straſſe be- gegnet, mit Gewalt entriſſen worden. Dieſe Zei- tung E e 2

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/455
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 435. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/455>, abgerufen am 25.11.2024.