oder Argwohn, sondern hoffete die junge Schönheit durch eine stille und standhaffte Liebe zu einem un- vetbrüchlichen Bündniß und einer getreuen Gegen- liebe zu bewegen.
Um diese Zeit erhielte er einen Brief, worinnen er benachrichtiget wurde, daß, weil er auf so glückli- chen Freyers-Füssen gienge, er sich der Liebe des jun- gen Frauenzimmers, so geschwind, als möglich, ver- sichern sollete: Denn ihre Mutter wäre ein rechter Wetter-Hahn in ihrem Gemüthe, und insgemein von einem unaussöhnlichen Naturel, wenn ihr die Lauß über die Leber lieffe. Der Ritter wurde über dessen Empfang nicht ein klein wenig verwirret: Und weil er besorgte, es dürffte vielleicht nur allzu- wahr seyn; So unterstunde er sich eben nicht, sol- ches gäntzlich in Wind zu schlagen; Es ereignete sich aber eben des folgenden Tages eine sehr bequeme Gelegenheit darzu, und Madem. Broughton versprach ihm die Ehe. Er gedachte, sie wären nun bereits so gut als vermählet, so richtig lieffen alle Sachen in ihrer Ordnung; biß um 4. Uhr desselben Tages, um welche Zeit er gemeiniglich seiner Liebsten aufwartete, sich das Blätgen wandte. Er wurde gewöhnlicher Massen eingelassen, und versahe sich gleicher Freyheit des Zutrittes, womit er zeithero be- glücket worden; So bald er aber seiner vermeynten Liebsten ihrer Mutter sein gewöhnliches Compli- ment machte, verspührte er nichts als Finsterniß
und
und Mad. Broughton.
oder Argwohn, ſondern hoffete die junge Schoͤnheit durch eine ſtille und ſtandhaffte Liebe zu einem un- vetbruͤchlichen Buͤndniß und einer getreuen Gegen- liebe zu bewegen.
Um dieſe Zeit erhielte er einen Brief, worinnen er benachrichtiget wurde, daß, weil er auf ſo gluͤckli- chen Freyers-Fuͤſſen gienge, er ſich der Liebe des jun- gen Frauenzimmers, ſo geſchwind, als moͤglich, ver- ſichern ſollete: Denn ihre Mutter waͤre ein rechter Wetter-Hahn in ihrem Gemuͤthe, und insgemein von einem unausſoͤhnlichen Naturel, wenn ihr die Lauß uͤber die Leber lieffe. Der Ritter wurde uͤber deſſen Empfang nicht ein klein wenig verwirret: Und weil er beſorgte, es duͤrffte vielleicht nur allzu- wahr ſeyn; So unterſtunde er ſich eben nicht, ſol- ches gaͤntzlich in Wind zu ſchlagen; Es ereignete ſich aber eben des folgenden Tages eine ſehr bequeme Gelegenheit darzu, und Madem. Broughton verſprach ihm die Ehe. Er gedachte, ſie waͤren nun bereits ſo gut als vermaͤhlet, ſo richtig lieffen alle Sachen in ihrer Ordnung; biß um 4. Uhr deſſelben Tages, um welche Zeit er gemeiniglich ſeiner Liebſten aufwartete, ſich das Blaͤtgen wandte. Er wurde gewoͤhnlicher Maſſen eingelaſſen, und verſahe ſich gleicher Freyheit des Zutrittes, womit er zeithero be- gluͤcket worden; So bald er aber ſeiner vermeynten Liebſten ihrer Mutter ſein gewoͤhnliches Compli- ment machte, verſpuͤhrte er nichts als Finſterniß
und
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und Mad. Broughton.
oder Argwohn, ſondern hoffete die junge Schoͤnheit
durch eine ſtille und ſtandhaffte Liebe zu einem un-
vetbruͤchlichen Buͤndniß und einer getreuen Gegen-
liebe zu bewegen.
Um dieſe Zeit erhielte er einen Brief, worinnen
er benachrichtiget wurde, daß, weil er auf ſo gluͤckli-
chen Freyers-Fuͤſſen gienge, er ſich der Liebe des jun-
gen Frauenzimmers, ſo geſchwind, als moͤglich, ver-
ſichern ſollete: Denn ihre Mutter waͤre ein rechter
Wetter-Hahn in ihrem Gemuͤthe, und insgemein
von einem unausſoͤhnlichen Naturel, wenn ihr die
Lauß uͤber die Leber lieffe. Der Ritter wurde uͤber
deſſen Empfang nicht ein klein wenig verwirret:
Und weil er beſorgte, es duͤrffte vielleicht nur allzu-
wahr ſeyn; So unterſtunde er ſich eben nicht, ſol-
ches gaͤntzlich in Wind zu ſchlagen; Es ereignete ſich
aber eben des folgenden Tages eine ſehr bequeme
Gelegenheit darzu, und Madem. Broughton
verſprach ihm die Ehe. Er gedachte, ſie waͤren nun
bereits ſo gut als vermaͤhlet, ſo richtig lieffen alle
Sachen in ihrer Ordnung; biß um 4. Uhr deſſelben
Tages, um welche Zeit er gemeiniglich ſeiner Liebſten
aufwartete, ſich das Blaͤtgen wandte. Er wurde
gewoͤhnlicher Maſſen eingelaſſen, und verſahe ſich
gleicher Freyheit des Zutrittes, womit er zeithero be-
gluͤcket worden; So bald er aber ſeiner vermeynten
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 443. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/463>, abgerufen am 26.11.2024.
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