Urtheil eine Weile; Weil ihm aber kein Eintrag geschahe, suchte er persönlich Addresse bey seiner Liebsten, und gab ihr mit der grössesten Ernsthaff- tigkeit zu erkennen, wie weit sich ihr Herr Vater und er mit einander verglichen hätten. Sie ließ sich vernehmen: Nachdem es meinem Vater gefallen hat, demselben einen Zutritt zu verstatten; So habe ich keine Ursach, ih- nen unser Haus zu verbiethen, und wer- de, so offt ich nicht ausserhalb bin, mich deroConversationniemals entziehen.
Der Ritter fande ein unaussprechliches Ver- gnügen in ihrem Umgange: Denn sie besaß nicht nur einen fertigen Verstand, sondern auch ein reif- fes Judicium. Die Sonne war derhalben dem Tage nicht so beständig, als er ihr war: Er kunnte keinen Tag leben, wenn er ihr nicht einige Stun- den wiedmen sollen; Und dasjenige, welches das Vergnügen und die Zufriedenheit seiner Visiten verdoppelte, war ihrer Mutter Willfährigkeit, in- dem sie ihr alle Freyheit, die junge Weibes-Bilder nur verlangen können, einräumte; Ja, was das grösseste Zeichen ihrer Gütigkeit war, so schiene sie ungehalten zu seyn, daß er nicht kühnlich fordere, was ihr Haus mit sich brächte, und sie tractirte ihn ge- meiniglich besser, als ers verlangte. Wegen so un- zehlicher Freundschaffts-Bezeugungen und glück- licher Proben hegete er nicht den geringsten Zweiffel
oder
Der Lord Cutts,
Urtheil eine Weile; Weil ihm aber kein Eintrag geſchahe, ſuchte er perſoͤnlich Addreſſe bey ſeiner Liebſten, und gab ihr mit der groͤſſeſten Ernſthaff- tigkeit zu erkennen, wie weit ſich ihr Herr Vater und er mit einander verglichen haͤtten. Sie ließ ſich vernehmen: Nachdem es meinem Vater gefallen hat, demſelben einen Zutritt zu verſtatten; So habe ich keine Urſach, ih- nen unſer Haus zu verbiethen, und wer- de, ſo offt ich nicht auſſerhalb bin, mich deroConverſationniemals entziehen.
Der Ritter fande ein unausſprechliches Ver- gnuͤgen in ihrem Umgange: Denn ſie beſaß nicht nur einen fertigen Verſtand, ſondern auch ein reif- fes Judicium. Die Sonne war derhalben dem Tage nicht ſo beſtaͤndig, als er ihr war: Er kunnte keinen Tag leben, wenn er ihr nicht einige Stun- den wiedmen ſollen; Und dasjenige, welches das Vergnuͤgen und die Zufriedenheit ſeiner Viſiten verdoppelte, war ihrer Mutter Willfaͤhrigkeit, in- dem ſie ihr alle Freyheit, die junge Weibes-Bilder nur verlangen koͤnnen, einraͤumte; Ja, was das groͤſſeſte Zeichen ihrer Guͤtigkeit war, ſo ſchiene ſie ungehalten zu ſeyn, daß er nicht kuͤhnlich fordere, was ihr Haus mit ſich braͤchte, und ſie tractirte ihn ge- meiniglich beſſer, als ers verlangte. Wegen ſo un- zehlicher Freundſchaffts-Bezeugungen und gluͤck- licher Proben hegete er nicht den geringſten Zweiffel
oder
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Der Lord Cutts,
Urtheil eine Weile; Weil ihm aber kein Eintrag
geſchahe, ſuchte er perſoͤnlich Addreſſe bey ſeiner
Liebſten, und gab ihr mit der groͤſſeſten Ernſthaff-
tigkeit zu erkennen, wie weit ſich ihr Herr Vater und
er mit einander verglichen haͤtten. Sie ließ ſich
vernehmen: Nachdem es meinem Vater
gefallen hat, demſelben einen Zutritt zu
verſtatten; So habe ich keine Urſach, ih-
nen unſer Haus zu verbiethen, und wer-
de, ſo offt ich nicht auſſerhalb bin, mich
dero Converſation niemals entziehen.
Der Ritter fande ein unausſprechliches Ver-
gnuͤgen in ihrem Umgange: Denn ſie beſaß nicht
nur einen fertigen Verſtand, ſondern auch ein reif-
fes Judicium. Die Sonne war derhalben dem
Tage nicht ſo beſtaͤndig, als er ihr war: Er kunnte
keinen Tag leben, wenn er ihr nicht einige Stun-
den wiedmen ſollen; Und dasjenige, welches das
Vergnuͤgen und die Zufriedenheit ſeiner Viſiten
verdoppelte, war ihrer Mutter Willfaͤhrigkeit, in-
dem ſie ihr alle Freyheit, die junge Weibes-Bilder
nur verlangen koͤnnen, einraͤumte; Ja, was das
groͤſſeſte Zeichen ihrer Guͤtigkeit war, ſo ſchiene ſie
ungehalten zu ſeyn, daß er nicht kuͤhnlich fordere, was
ihr Haus mit ſich braͤchte, und ſie tractirte ihn ge-
meiniglich beſſer, als ers verlangte. Wegen ſo un-
zehlicher Freundſchaffts-Bezeugungen und gluͤck-
licher Proben hegete er nicht den geringſten Zweiffel
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 442. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/462>, abgerufen am 25.11.2024.
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