Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und Mad. Broughton.
nur wissen, so will ich alsobald auch zur
Vollziehung eurer Heyrath schreiten.

Er lud auch zu gleicher Zeit den jungen Ritter zur
Mahlzeit, und begegnete ihm überaus gütig und
[h]öflich; Die Mahlzeit war delicat und ansehn-
[l]ich, und die Bezeigungen gegen ihn höflich und
[l]iebreich; Und wenn er auch mit dem Hertzog
Humphrey hätte Taffel halten sollen, so würde er
[d]och, weil seine Liebste die dritte Person ausmachte,
[m]it keinem Cardinal, der mitten im Centro 40.
[w]ohlgefüllter Schüsseln sitzet, und mit denen An-
[w]eisungen des berühmtesten Epicurers versehen
[i]st, getauschet, noch vergnügter gespeiset haben. Die
[t]refflichste Raritäten hätten ihn zu keiner Unmäßig-
[k]eit anreitzen können, weil seine Augen an der jun-
[g]en Schönheit, die so lebhafft als der Frühling aus-
[s]ahe, ohne Unterlaß gleichsam angehefftet waren:
Denn, gleichwie man die Hitze der Sonnen um so
[v]iel desto nachdrücklicher empfindet, ie näher man
[d]erselben kömmet; Also schienen ihm ihre Annehm-
[l]ichkeiten so vollkommen und ungemein zu seyn, daß
[e]r an seiner Liebe unmöglich etwas auszusetzen fan-
[d]e. So bald die Mahlzeit geendiget, und ein klei-
[n]es Gespräch gehalten war, wurden die zween Lieb-
[h]aber allein im Zimmer gelassen; Dahero betrach-
[t]ete er bey sich selbsten, ob solches von ohngefehr oder
[m]it Fleiß geschehen müsse; Der Eindruck, den ihre
[A]rtigkeiten bey ihm gemachet, suspendirten sein

Ur-
E e 5

und Mad. Broughton.
nur wiſſen, ſo will ich alſobald auch zur
Vollziehung eurer Heyrath ſchreiten.

Er lud auch zu gleicher Zeit den jungen Ritter zur
Mahlzeit, und begegnete ihm uͤberaus guͤtig und
[h]oͤflich; Die Mahlzeit war delicat und anſehn-
[l]ich, und die Bezeigungen gegen ihn hoͤflich und
[l]iebreich; Und wenn er auch mit dem Hertzog
Humphrey haͤtte Taffel halten ſollen, ſo wuͤrde er
[d]och, weil ſeine Liebſte die dritte Perſon ausmachte,
[m]it keinem Cardinal, der mitten im Centro 40.
[w]ohlgefuͤllter Schuͤſſeln ſitzet, und mit denen An-
[w]eiſungen des beruͤhmteſten Epicurers verſehen
[i]ſt, getauſchet, noch vergnuͤgter geſpeiſet haben. Die
[t]refflichſte Raritaͤten haͤtten ihn zu keiner Unmaͤßig-
[k]eit anreitzen koͤnnen, weil ſeine Augen an der jun-
[g]en Schoͤnheit, die ſo lebhafft als der Fruͤhling aus-
[ſ]ahe, ohne Unterlaß gleichſam angehefftet waren:
Denn, gleichwie man die Hitze der Sonnen um ſo
[v]iel deſto nachdruͤcklicher empfindet, ie naͤher man
[d]erſelben koͤmmet; Alſo ſchienen ihm ihre Annehm-
[l]ichkeiten ſo vollkommen und ungemein zu ſeyn, daß
[e]r an ſeiner Liebe unmoͤglich etwas auszuſetzen fan-
[d]e. So bald die Mahlzeit geendiget, und ein klei-
[n]es Geſpraͤch gehalten war, wurden die zween Lieb-
[h]aber allein im Zimmer gelaſſen; Dahero betrach-
[t]ete er bey ſich ſelbſten, ob ſolches von ohngefehr oder
[m]it Fleiß geſchehen muͤſſe; Der Eindruck, den ihre
[A]rtigkeiten bey ihm gemachet, ſuſpendirten ſein

Ur-
E e 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p>
            <pb facs="#f0461" n="441"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">und <hi rendition="#aq">Mad. Broughton.</hi></hi> </fw><lb/> <hi rendition="#fr">nur wi&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o will ich al&#x017F;obald auch zur<lb/>
Vollziehung eurer Heyrath &#x017F;chreiten.</hi> </p><lb/>
          <p>Er lud auch zu gleicher Zeit den jungen Ritter zur<lb/>
Mahlzeit, und begegnete ihm u&#x0364;beraus gu&#x0364;tig und<lb/><supplied>h</supplied>o&#x0364;flich; Die Mahlzeit war <hi rendition="#aq">delicat</hi> und an&#x017F;ehn-<lb/><supplied>l</supplied>ich, und die Bezeigungen gegen ihn ho&#x0364;flich und<lb/><supplied>l</supplied>iebreich; Und wenn er auch mit dem Hertzog<lb/><hi rendition="#aq">Humphrey</hi> ha&#x0364;tte Taffel halten &#x017F;ollen, &#x017F;o wu&#x0364;rde er<lb/><supplied>d</supplied>och, weil &#x017F;eine Lieb&#x017F;te die dritte Per&#x017F;on ausmachte,<lb/><supplied>m</supplied>it keinem <hi rendition="#aq">Cardinal,</hi> der mitten im <hi rendition="#aq">Centro</hi> 40.<lb/><supplied>w</supplied>ohlgefu&#x0364;llter Schu&#x0364;&#x017F;&#x017F;eln &#x017F;itzet, und mit denen An-<lb/><supplied>w</supplied>ei&#x017F;ungen des beru&#x0364;hmte&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Epicur</hi>ers ver&#x017F;ehen<lb/><supplied>i</supplied>&#x017F;t, getau&#x017F;chet, noch vergnu&#x0364;gter ge&#x017F;pei&#x017F;et haben. Die<lb/><supplied>t</supplied>refflich&#x017F;te <hi rendition="#aq">Rari</hi>ta&#x0364;ten ha&#x0364;tten ihn zu keiner Unma&#x0364;ßig-<lb/><supplied>k</supplied>eit anreitzen ko&#x0364;nnen, weil &#x017F;eine Augen an der jun-<lb/><supplied>g</supplied>en Scho&#x0364;nheit, die &#x017F;o lebhafft als der Fru&#x0364;hling aus-<lb/><supplied>&#x017F;</supplied>ahe, ohne Unterlaß gleich&#x017F;am angehefftet waren:<lb/>
Denn, gleichwie man die Hitze der Sonnen um &#x017F;o<lb/><supplied>v</supplied>iel de&#x017F;to nachdru&#x0364;cklicher empfindet, ie na&#x0364;her man<lb/><supplied>d</supplied>er&#x017F;elben ko&#x0364;mmet; Al&#x017F;o &#x017F;chienen ihm ihre Annehm-<lb/><supplied>l</supplied>ichkeiten &#x017F;o vollkommen und ungemein zu &#x017F;eyn, daß<lb/><supplied>e</supplied>r an &#x017F;einer Liebe unmo&#x0364;glich etwas auszu&#x017F;etzen fan-<lb/><supplied>d</supplied>e. So bald die Mahlzeit geendiget, und ein klei-<lb/><supplied>n</supplied>es Ge&#x017F;pra&#x0364;ch gehalten war, wurden die zween Lieb-<lb/><supplied>h</supplied>aber allein im Zimmer gela&#x017F;&#x017F;en; Dahero betrach-<lb/><supplied>t</supplied>ete er bey &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten, ob &#x017F;olches von ohngefehr oder<lb/><supplied>m</supplied>it Fleiß ge&#x017F;chehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e; Der Eindruck, den ihre<lb/><supplied>A</supplied>rtigkeiten bey ihm gemachet, <hi rendition="#aq">&#x017F;u&#x017F;pendir</hi>ten &#x017F;ein<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">E e 5</fw><fw place="bottom" type="catch">Ur-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[441/0461] und Mad. Broughton. nur wiſſen, ſo will ich alſobald auch zur Vollziehung eurer Heyrath ſchreiten. Er lud auch zu gleicher Zeit den jungen Ritter zur Mahlzeit, und begegnete ihm uͤberaus guͤtig und hoͤflich; Die Mahlzeit war delicat und anſehn- lich, und die Bezeigungen gegen ihn hoͤflich und liebreich; Und wenn er auch mit dem Hertzog Humphrey haͤtte Taffel halten ſollen, ſo wuͤrde er doch, weil ſeine Liebſte die dritte Perſon ausmachte, mit keinem Cardinal, der mitten im Centro 40. wohlgefuͤllter Schuͤſſeln ſitzet, und mit denen An- weiſungen des beruͤhmteſten Epicurers verſehen iſt, getauſchet, noch vergnuͤgter geſpeiſet haben. Die trefflichſte Raritaͤten haͤtten ihn zu keiner Unmaͤßig- keit anreitzen koͤnnen, weil ſeine Augen an der jun- gen Schoͤnheit, die ſo lebhafft als der Fruͤhling aus- ſahe, ohne Unterlaß gleichſam angehefftet waren: Denn, gleichwie man die Hitze der Sonnen um ſo viel deſto nachdruͤcklicher empfindet, ie naͤher man derſelben koͤmmet; Alſo ſchienen ihm ihre Annehm- lichkeiten ſo vollkommen und ungemein zu ſeyn, daß er an ſeiner Liebe unmoͤglich etwas auszuſetzen fan- de. So bald die Mahlzeit geendiget, und ein klei- nes Geſpraͤch gehalten war, wurden die zween Lieb- haber allein im Zimmer gelaſſen; Dahero betrach- tete er bey ſich ſelbſten, ob ſolches von ohngefehr oder mit Fleiß geſchehen muͤſſe; Der Eindruck, den ihre Artigkeiten bey ihm gemachet, ſuſpendirten ſein Ur- E e 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/461
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/461>, abgerufen am 25.11.2024.