Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und Mad. Broughton.
Hause zu liegen kam; Und als er seine galante
Tochter sahe, verzögerte ihre Gegenwart seine An-
[g]elegenheit eine gute Weile, biß er seine Intrigue
[so] weit gekartet, daß er der Demoiselle Verwilli-
[g]ung erhielte, mit ihm zu reisen. Diesemnach ent-
[f]ührte er sie, und war seiner annehmlichen Schönen
[so] sehr ergeben, daß, als er zwey Jahr über Meer
[u]nd irgendswo ohne ihre Gesellschafft war, ihm der
[O]rt unerträglich fiel; Und keine Curiosite, we-
[d]er der Kunst noch Natur, kunnte ihm einiges Ver-
[gn]ügen erwecken. Der herrliche Prospect des
[L]andes, welcher in allen Stücken einen lebhafften
Frühling vorstellte, schiene ihm eine förchterliche
[u]nd rauhe Wüsteney zu seyn: Die schönsten Städ-
[t]e waren für ihn Einöden: Und die Kunst-gezier-
[t]e Gärten kamen ihm als so viele Dorn-Hecken
[v]or. Er war einem verrückten See-Manne gleich,
[d]er ohne Compaß herum kreutzet: Denn er kunn-
[t]e nicht sagen, was für einen Weg er ohne ihre
Conversation nehmen sollte. Als er aber zu-
[l]etzt dieser seiner delicatesten Maitresse biß zum
Eckel überdrüßig war, gab er ihr den Lauff-Zettel,
[n]ebst einer geringen Pension jährlichen von 50.
Pfunden. Also hielte sie sich drey Jahr zu Ath-
[l]one
auf; als sie aber von dar Anno 1705. wie-
[d]er hinüber nach England kam, wurde sie im
[2]4sten Jahr ihres Alters in die Jrländische See
[g]estürtzet.

Die-
II. Theil. F f

und Mad. Broughton.
Hauſe zu liegen kam; Und als er ſeine galante
Tochter ſahe, verzoͤgerte ihre Gegenwart ſeine An-
[g]elegenheit eine gute Weile, biß er ſeine Intrigue
[ſo] weit gekartet, daß er der Demoiſelle Verwilli-
[g]ung erhielte, mit ihm zu reiſen. Dieſemnach ent-
[f]uͤhrte er ſie, und war ſeiner annehmlichen Schoͤnen
[ſo] ſehr ergeben, daß, als er zwey Jahr uͤber Meer
[u]nd irgendswo ohne ihre Geſellſchafft war, ihm der
[O]rt unertraͤglich fiel; Und keine Curioſité, we-
[d]er der Kunſt noch Natur, kunnte ihm einiges Ver-
[gn]uͤgen erwecken. Der herrliche Proſpect des
[L]andes, welcher in allen Stuͤcken einen lebhafften
Fruͤhling vorſtellte, ſchiene ihm eine foͤrchterliche
[u]nd rauhe Wuͤſteney zu ſeyn: Die ſchoͤnſten Staͤd-
[t]e waren fuͤr ihn Einoͤden: Und die Kunſt-gezier-
[t]e Gaͤrten kamen ihm als ſo viele Dorn-Hecken
[v]or. Er war einem verruͤckten See-Manne gleich,
[d]er ohne Compaß herum kreutzet: Denn er kunn-
[t]e nicht ſagen, was fuͤr einen Weg er ohne ihre
Converſation nehmen ſollte. Als er aber zu-
[l]etzt dieſer ſeiner delicateſten Maitreſſe biß zum
Eckel uͤberdruͤßig war, gab er ihr den Lauff-Zettel,
[n]ebſt einer geringen Penſion jaͤhrlichen von 50.
Pfunden. Alſo hielte ſie ſich drey Jahr zu Ath-
[l]one
auf; als ſie aber von dar Anno 1705. wie-
[d]er hinuͤber nach England kam, wurde ſie im
[2]4ſten Jahr ihres Alters in die Jrlaͤndiſche See
[g]eſtuͤrtzet.

Die-
II. Theil. F f
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0469" n="449"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und <hi rendition="#aq">Mad. Broughton.</hi></hi></fw><lb/>
Hau&#x017F;e zu liegen kam; Und als er &#x017F;eine <hi rendition="#aq">galante</hi><lb/>
Tochter &#x017F;ahe, verzo&#x0364;gerte ihre Gegenwart &#x017F;eine An-<lb/><supplied>g</supplied>elegenheit eine gute Weile, biß er &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Intrigue</hi><lb/><supplied>&#x017F;o</supplied> weit gekartet, daß er der <hi rendition="#aq">Demoi&#x017F;elle</hi> Verwilli-<lb/><supplied>g</supplied>ung erhielte, mit ihm zu rei&#x017F;en. Die&#x017F;emnach ent-<lb/><supplied>f</supplied>u&#x0364;hrte er &#x017F;ie, und war &#x017F;einer annehmlichen Scho&#x0364;nen<lb/><supplied>&#x017F;o</supplied> &#x017F;ehr ergeben, daß, als er zwey Jahr u&#x0364;ber Meer<lb/><supplied>u</supplied>nd irgendswo ohne ihre Ge&#x017F;ell&#x017F;chafft war, ihm der<lb/><supplied>O</supplied>rt unertra&#x0364;glich fiel; Und keine <hi rendition="#aq">Curio&#x017F;ité,</hi> we-<lb/><supplied>d</supplied>er der Kun&#x017F;t noch Natur, kunnte ihm einiges Ver-<lb/><supplied>gn</supplied>u&#x0364;gen erwecken. Der herrliche <hi rendition="#aq">Pro&#x017F;pect</hi> des<lb/><supplied>L</supplied>andes, welcher in allen Stu&#x0364;cken einen lebhafften<lb/>
Fru&#x0364;hling vor&#x017F;tellte, &#x017F;chiene ihm eine fo&#x0364;rchterliche<lb/><supplied>u</supplied>nd rauhe Wu&#x0364;&#x017F;teney zu &#x017F;eyn: Die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten Sta&#x0364;d-<lb/><supplied>t</supplied>e waren fu&#x0364;r ihn Eino&#x0364;den: Und die Kun&#x017F;t-gezier-<lb/><supplied>t</supplied>e Ga&#x0364;rten kamen ihm als &#x017F;o viele Dorn-Hecken<lb/><supplied>v</supplied>or. Er war einem verru&#x0364;ckten See-Manne gleich,<lb/><supplied>d</supplied>er ohne <hi rendition="#aq">Compaß</hi> herum kreutzet: Denn er kunn-<lb/><supplied>t</supplied>e nicht &#x017F;agen, was fu&#x0364;r einen Weg er ohne ihre<lb/><hi rendition="#aq">Conver&#x017F;ation</hi> nehmen &#x017F;ollte. Als er aber zu-<lb/><supplied>l</supplied>etzt die&#x017F;er &#x017F;einer <hi rendition="#aq">delicate</hi>&#x017F;ten <hi rendition="#aq">Maitre&#x017F;&#x017F;e</hi> biß zum<lb/>
Eckel u&#x0364;berdru&#x0364;ßig war, gab er ihr den Lauff-Zettel,<lb/><supplied>n</supplied>eb&#x017F;t einer geringen <hi rendition="#aq">Pen&#x017F;ion</hi> ja&#x0364;hrlichen von 50.<lb/>
Pfunden. Al&#x017F;o hielte &#x017F;ie &#x017F;ich drey Jahr zu <hi rendition="#aq">Ath-<lb/><supplied>l</supplied>one</hi> auf; als &#x017F;ie aber von dar <hi rendition="#aq">Anno</hi> 1705. wie-<lb/><supplied>d</supplied>er hinu&#x0364;ber nach England kam, wurde &#x017F;ie im<lb/><supplied>2</supplied>4&#x017F;ten Jahr ihres Alters in die Jrla&#x0364;ndi&#x017F;che See<lb/><supplied>g</supplied>e&#x017F;tu&#x0364;rtzet.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig"><hi rendition="#aq">II.</hi> Theil. F f</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Die-</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[449/0469] und Mad. Broughton. Hauſe zu liegen kam; Und als er ſeine galante Tochter ſahe, verzoͤgerte ihre Gegenwart ſeine An- gelegenheit eine gute Weile, biß er ſeine Intrigue ſo weit gekartet, daß er der Demoiſelle Verwilli- gung erhielte, mit ihm zu reiſen. Dieſemnach ent- fuͤhrte er ſie, und war ſeiner annehmlichen Schoͤnen ſo ſehr ergeben, daß, als er zwey Jahr uͤber Meer und irgendswo ohne ihre Geſellſchafft war, ihm der Ort unertraͤglich fiel; Und keine Curioſité, we- der der Kunſt noch Natur, kunnte ihm einiges Ver- gnuͤgen erwecken. Der herrliche Proſpect des Landes, welcher in allen Stuͤcken einen lebhafften Fruͤhling vorſtellte, ſchiene ihm eine foͤrchterliche und rauhe Wuͤſteney zu ſeyn: Die ſchoͤnſten Staͤd- te waren fuͤr ihn Einoͤden: Und die Kunſt-gezier- te Gaͤrten kamen ihm als ſo viele Dorn-Hecken vor. Er war einem verruͤckten See-Manne gleich, der ohne Compaß herum kreutzet: Denn er kunn- te nicht ſagen, was fuͤr einen Weg er ohne ihre Converſation nehmen ſollte. Als er aber zu- letzt dieſer ſeiner delicateſten Maitreſſe biß zum Eckel uͤberdruͤßig war, gab er ihr den Lauff-Zettel, nebſt einer geringen Penſion jaͤhrlichen von 50. Pfunden. Alſo hielte ſie ſich drey Jahr zu Ath- lone auf; als ſie aber von dar Anno 1705. wie- der hinuͤber nach England kam, wurde ſie im 24ſten Jahr ihres Alters in die Jrlaͤndiſche See geſtuͤrtzet. Die- II. Theil. F f

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/469
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 449. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/469>, abgerufen am 02.06.2024.