Diesem unglückseligen Verhängnisse hätte sie vielleicht entgehen können, wenn sie nach des Lord Cutts Verstossung mit dem guten Glücke, welches sie begleitete, zufrieden gewesen: Denn, weil sie der Gouverneur von Athlone bloß ihrer ausbün- digen Schönheit wegen zur Ehe nahm, hätte sie ih- re rückständige Lebens-Zeit gar glücklich daselbst zubringen mögen; Allein, da ein Frantzösischer O- brister öffters bey dem Gouverneur zu Gaste blieb, gaben ihm diese vielfältigen Zusammenkünff- te Gelegenheit, einen freyen Umgang mit seinem Weibe zu pflegen. Der Obriste, dessen Neigung iederzeit verliebt waren, verspührte der Dame ihre Schwachheiten zu rechter Zeit, und wuste die Ve- stung an demjenigen Orte anzugreiffen, wo sie ihm den wenigsten Widerstand thun kunnte: Zu diesem Ende bediente er sich aller Gelegenheiten, seine Per- son bey ihr einzuschmeicheln; er that es auch mit sol- cher List und Verschlagenheit, daß seine spitzfindige Bezauberungen ihr Hertz bald gewannen, und die- selbe zu einer Sclavin seiner unzüchtigen Begierden machten.
Die ungemeine Hochachtung und tieffe Ehren- Bezeigungen, die der Obriste seiner Geliebten täg- lich abstattete, wurden von einem Jrländischen Ca- pitain, von eben demselben Regiment, fleißig re- marquiret, als welcher sich gleichfalls in dieser Damen Schönheit verliebet hatte, und sich selbst
Hoff-
Der Lord Cutts,
Dieſem ungluͤckſeligen Verhaͤngniſſe haͤtte ſie vielleicht entgehen koͤnnen, wenn ſie nach des Lord Cutts Verſtoſſung mit dem guten Gluͤcke, welches ſie begleitete, zufrieden geweſen: Denn, weil ſie der Gouverneur von Athlone bloß ihrer ausbuͤn- digen Schoͤnheit wegen zur Ehe nahm, haͤtte ſie ih- re ruͤckſtaͤndige Lebens-Zeit gar gluͤcklich daſelbſt zubringen moͤgen; Allein, da ein Frantzoͤſiſcher O- briſter oͤffters bey dem Gouverneur zu Gaſte blieb, gaben ihm dieſe vielfaͤltigen Zuſammenkuͤnff- te Gelegenheit, einen freyen Umgang mit ſeinem Weibe zu pflegen. Der Obriſte, deſſen Neigung iederzeit verliebt waren, verſpuͤhrte der Dame ihre Schwachheiten zu rechter Zeit, und wuſte die Ve- ſtung an demjenigen Orte anzugreiffen, wo ſie ihm den wenigſten Widerſtand thun kunnte: Zu dieſem Ende bediente er ſich aller Gelegenheiten, ſeine Per- ſon bey ihr einzuſchmeicheln; er that es auch mit ſol- cher Liſt und Verſchlagenheit, daß ſeine ſpitzfindige Bezauberungen ihr Hertz bald gewannen, und die- ſelbe zu einer Sclavin ſeiner unzuͤchtigen Begierden machten.
Die ungemeine Hochachtung und tieffe Ehren- Bezeigungen, die der Obriſte ſeiner Geliebten taͤg- lich abſtattete, wurden von einem Jrlaͤndiſchen Ca- pitain, von eben demſelben Regiment, fleißig re- marquiret, als welcher ſich gleichfalls in dieſer Damen Schoͤnheit verliebet hatte, und ſich ſelbſt
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Der Lord Cutts,
Dieſem ungluͤckſeligen Verhaͤngniſſe haͤtte ſie
vielleicht entgehen koͤnnen, wenn ſie nach des Lord
Cutts Verſtoſſung mit dem guten Gluͤcke, welches
ſie begleitete, zufrieden geweſen: Denn, weil ſie der
Gouverneur von Athlone bloß ihrer ausbuͤn-
digen Schoͤnheit wegen zur Ehe nahm, haͤtte ſie ih-
re ruͤckſtaͤndige Lebens-Zeit gar gluͤcklich daſelbſt
zubringen moͤgen; Allein, da ein Frantzoͤſiſcher O-
briſter oͤffters bey dem Gouverneur zu Gaſte
blieb, gaben ihm dieſe vielfaͤltigen Zuſammenkuͤnff-
te Gelegenheit, einen freyen Umgang mit ſeinem
Weibe zu pflegen. Der Obriſte, deſſen Neigung
iederzeit verliebt waren, verſpuͤhrte der Dame ihre
Schwachheiten zu rechter Zeit, und wuſte die Ve-
ſtung an demjenigen Orte anzugreiffen, wo ſie ihm
den wenigſten Widerſtand thun kunnte: Zu dieſem
Ende bediente er ſich aller Gelegenheiten, ſeine Per-
ſon bey ihr einzuſchmeicheln; er that es auch mit ſol-
cher Liſt und Verſchlagenheit, daß ſeine ſpitzfindige
Bezauberungen ihr Hertz bald gewannen, und die-
ſelbe zu einer Sclavin ſeiner unzuͤchtigen Begierden
machten.
Die ungemeine Hochachtung und tieffe Ehren-
Bezeigungen, die der Obriſte ſeiner Geliebten taͤg-
lich abſtattete, wurden von einem Jrlaͤndiſchen Ca-
pitain, von eben demſelben Regiment, fleißig re-
marquiret, als welcher ſich gleichfalls in dieſer
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 450. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/470>, abgerufen am 25.11.2024.
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