gen und getreuen Hertzens, welches weder alle Ver- reitzungen der Ehre, noch übergüldete Verheissun- gen eines mit Untreu verderbten Bündnisses, zur Leichtsinnigkeit zu verleiten fähig seyn sollten.
Aber ach! welches Hertz ist so Stahl-fest, daß Ehr- und Geld-Geitz keine Impression in das- selbe machen könne? Und Liebe zerschmeltzet viel- mals die spröteste und strengste Tugend, welche, wenn sie einmal weich gemacht ist, den Eindruck von denenjenigen Lastern leichtlich annimmet, die man anfangs so keck verachtet und verabscheuet. Dieses traff auch bey der schönen, aber wanckel- müthigen Mademoiselle Bennet ein: Die ge- genwärtige Reitzung mit Reichthum und Ehre wurde ihr, nebst dem herrlichen Gefolge einer zu- künfftigen Glückseligkeit, so offt vorgestellet, biß ihre feste Resolution von dem köstlichen Blendwerck endlich wanckend gemacht wurde, und sie lieber das Alter und Unvermögen eines Podagraischen Ba- roneten, als die muntere Jugend und Lebhafftig- keit ihres vorigen Liebsten erwählete; Kurtz: Die unverdrossene Addressen des Baroneten, nebst denen nachdrücklichen Befehlen ihres Vaters, be- hielten zuletzt das Feld; Und Herr Bennet con- sentirte in die Heyrath, welche nach einem Mona- te zu Bath, mit aller Magnificenz und Splen- deur einer genereusen Freygebigkeit, vollzogen wurde. Es hatte nicht lange Anstand, so wurde
dem
Der ſchoͤne Seymour,
gen und getreuen Hertzens, welches weder alle Ver- reitzungen der Ehre, noch uͤberguͤldete Verheiſſun- gen eines mit Untreu verderbten Buͤndniſſes, zur Leichtſinnigkeit zu verleiten faͤhig ſeyn ſollten.
Aber ach! welches Hertz iſt ſo Stahl-feſt, daß Ehr- und Geld-Geitz keine Impreſſion in daſ- ſelbe machen koͤnne? Und Liebe zerſchmeltzet viel- mals die ſproͤteſte und ſtrengſte Tugend, welche, wenn ſie einmal weich gemacht iſt, den Eindruck von denenjenigen Laſtern leichtlich annimmet, die man anfangs ſo keck verachtet und verabſcheuet. Dieſes traff auch bey der ſchoͤnen, aber wanckel- muͤthigen Mademoiſelle Bennet ein: Die ge- genwaͤrtige Reitzung mit Reichthum und Ehre wurde ihr, nebſt dem herrlichen Gefolge einer zu- kuͤnfftigen Gluͤckſeligkeit, ſo offt vorgeſtellet, biß ihre feſte Reſolution von dem koͤſtlichen Blendwerck endlich wanckend gemacht wurde, und ſie lieber das Alter und Unvermoͤgen eines Podagraiſchen Ba- roneten, als die muntere Jugend und Lebhafftig- keit ihres vorigen Liebſten erwaͤhlete; Kurtz: Die unverdroſſene Addreſſen des Baroneten, nebſt denen nachdruͤcklichen Befehlen ihres Vaters, be- hielten zuletzt das Feld; Und Herr Bennet con- ſentirte in die Heyrath, welche nach einem Mona- te zu Bath, mit aller Magnificenz und Splen- deur einer genereuſen Freygebigkeit, vollzogen wurde. Es hatte nicht lange Anſtand, ſo wurde
dem
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Der ſchoͤne Seymour,
gen und getreuen Hertzens, welches weder alle Ver-
reitzungen der Ehre, noch uͤberguͤldete Verheiſſun-
gen eines mit Untreu verderbten Buͤndniſſes, zur
Leichtſinnigkeit zu verleiten faͤhig ſeyn ſollten.
Aber ach! welches Hertz iſt ſo Stahl-feſt, daß
Ehr- und Geld-Geitz keine Impreſſion in daſ-
ſelbe machen koͤnne? Und Liebe zerſchmeltzet viel-
mals die ſproͤteſte und ſtrengſte Tugend, welche,
wenn ſie einmal weich gemacht iſt, den Eindruck
von denenjenigen Laſtern leichtlich annimmet, die
man anfangs ſo keck verachtet und verabſcheuet.
Dieſes traff auch bey der ſchoͤnen, aber wanckel-
muͤthigen Mademoiſelle Bennet ein: Die ge-
genwaͤrtige Reitzung mit Reichthum und Ehre
wurde ihr, nebſt dem herrlichen Gefolge einer zu-
kuͤnfftigen Gluͤckſeligkeit, ſo offt vorgeſtellet, biß ihre
feſte Reſolution von dem koͤſtlichen Blendwerck
endlich wanckend gemacht wurde, und ſie lieber das
Alter und Unvermoͤgen eines Podagraiſchen Ba-
roneten, als die muntere Jugend und Lebhafftig-
keit ihres vorigen Liebſten erwaͤhlete; Kurtz: Die
unverdroſſene Addreſſen des Baroneten, nebſt
denen nachdruͤcklichen Befehlen ihres Vaters, be-
hielten zuletzt das Feld; Und Herr Bennet con-
ſentirte in die Heyrath, welche nach einem Mona-
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 460. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/480>, abgerufen am 24.11.2024.
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