Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und Madame Danvers.
nicht gehemmet hätte. Sie war gäntzlich entschlos-
sen, daß keine Macht noch Gewalt fähig seyn sollte,
das heilige Band, wordurch sie festiglich mit einan-
der verknüpffet wären, aufzulösen: So sollten auch
alle diese leeren Titul und Ehren-Bezeigungen,
die man vor ihre Füsse geleget, ihr Hertz zu keiner
Verrätherey anreitzen, oder so viel Gewalt über sie
haben, denjenigen zu verlassen, deme sie einmal
ewige Beständigkeit und Treue angelobet hätte.
Mademoiselle Bennet that dem Herrn Midd-
leton
die unangenehme Zeitung, daß der Baronet
Danvers
sein Rival wäre, und gleiche Praeten-
sion
an sie machte, bald zu wissen; welche er mit
einem unerschrockenen Muth annahm, ihr berich-
tende: Gleich[edt]e keine Person, von was
für Stande solche auch seyn möchte, ei-
nige Versuchung auf ihre Tugend wa-
gen dürffte; Also wäre er wohl versi-
chert, jener würde eine kaltsinnige Auf-
nahme in ihren Neigungen finden: Und
weil ihr die Ehre und Gerechtigkeit sei-
ner Sache am besten bekannt seye; So
wäre sie die geschickteste Person, sein
Recht zu entscheiden, welches der
Baro-
net Danvers,
mit mehr Verrätherey als
Galanterie, zu untertreten suchete. Ma-
demoiselle Bennet
gab also mit wiederholten
Betheuerungen neue Versicherung eines beständi-

gen

und Madame Danvers.
nicht gehemmet haͤtte. Sie war gaͤntzlich entſchloſ-
ſen, daß keine Macht noch Gewalt faͤhig ſeyn ſollte,
das heilige Band, wordurch ſie feſtiglich mit einan-
der verknuͤpffet waͤren, aufzuloͤſen: So ſollten auch
alle dieſe leeren Titul und Ehren-Bezeigungen,
die man vor ihre Fuͤſſe geleget, ihr Hertz zu keiner
Verraͤtherey anreitzen, oder ſo viel Gewalt uͤber ſie
haben, denjenigen zu verlaſſen, deme ſie einmal
ewige Beſtaͤndigkeit und Treue angelobet haͤtte.
Mademoiſelle Bennet that dem Herrn Midd-
leton
die unangenehme Zeitung, daß der Baronet
Danvers
ſein Rival waͤre, und gleiche Præten-
ſion
an ſie machte, bald zu wiſſen; welche er mit
einem unerſchrockenen Muth annahm, ihr berich-
tende: Gleich[edt]e keine Perſon, von was
fuͤr Stande ſolche auch ſeyn moͤchte, ei-
nige Verſuchung auf ihre Tugend wa-
gen duͤrffte; Alſo waͤre er wohl verſi-
chert, jener wuͤrde eine kaltſinnige Auf-
nahme in ihren Neigungen finden: Und
weil ihr die Ehre und Gerechtigkeit ſei-
ner Sache am beſten bekannt ſeye; So
waͤre ſie die geſchickteſte Perſon, ſein
Recht zu entſcheiden, welches der
Baro-
net Danvers,
mit mehr Verraͤtherey als
Galanterie, zu untertreten ſuchete. Ma-
demoiſelle Bennet
gab alſo mit wiederholten
Betheuerungen neue Verſicherung eines beſtaͤndi-

gen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0479" n="459"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und <hi rendition="#aq">Madame Danvers.</hi></hi></fw><lb/>
nicht gehemmet ha&#x0364;tte. Sie war ga&#x0364;ntzlich ent&#x017F;chlo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en, daß keine Macht noch Gewalt fa&#x0364;hig &#x017F;eyn &#x017F;ollte,<lb/>
das heilige Band, wordurch &#x017F;ie fe&#x017F;tiglich mit einan-<lb/>
der verknu&#x0364;pffet wa&#x0364;ren, aufzulo&#x0364;&#x017F;en: So &#x017F;ollten auch<lb/>
alle die&#x017F;e leeren <hi rendition="#aq">Titul</hi> und Ehren-Bezeigungen,<lb/>
die man vor ihre Fu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e geleget, ihr Hertz zu keiner<lb/>
Verra&#x0364;therey anreitzen, oder &#x017F;o viel Gewalt u&#x0364;ber &#x017F;ie<lb/>
haben, denjenigen zu verla&#x017F;&#x017F;en, deme &#x017F;ie einmal<lb/>
ewige Be&#x017F;ta&#x0364;ndigkeit und Treue angelobet ha&#x0364;tte.<lb/><hi rendition="#aq">Mademoi&#x017F;elle Bennet</hi> that dem Herrn <hi rendition="#aq">Midd-<lb/>
leton</hi> die unangenehme Zeitung, daß der <hi rendition="#aq">Baronet<lb/>
Danvers</hi> &#x017F;ein <hi rendition="#aq">Rival</hi> wa&#x0364;re, und gleiche <hi rendition="#aq">Præten-<lb/>
&#x017F;ion</hi> an &#x017F;ie machte, bald zu wi&#x017F;&#x017F;en; welche er mit<lb/>
einem uner&#x017F;chrockenen Muth annahm, ihr berich-<lb/>
tende: <hi rendition="#fr">Gleich<supplied>edt</supplied>e keine Per&#x017F;on, von was<lb/>
fu&#x0364;r Stande &#x017F;olche auch &#x017F;eyn mo&#x0364;chte, ei-<lb/>
nige Ver&#x017F;uchung auf ihre Tugend wa-<lb/>
gen du&#x0364;rffte; Al&#x017F;o wa&#x0364;re er wohl ver&#x017F;i-<lb/>
chert, jener wu&#x0364;rde eine kalt&#x017F;innige Auf-<lb/>
nahme in ihren Neigungen finden: Und<lb/>
weil ihr die Ehre und Gerechtigkeit &#x017F;ei-<lb/>
ner Sache am be&#x017F;ten bekannt &#x017F;eye; So<lb/>
wa&#x0364;re &#x017F;ie die ge&#x017F;chickte&#x017F;te Per&#x017F;on, &#x017F;ein<lb/>
Recht zu ent&#x017F;cheiden, welches der</hi> <hi rendition="#aq">Baro-<lb/>
net Danvers,</hi> <hi rendition="#fr">mit mehr Verra&#x0364;therey als</hi><lb/><hi rendition="#aq">Galanterie,</hi> <hi rendition="#fr">zu untertreten &#x017F;uchete.</hi> <hi rendition="#aq">Ma-<lb/>
demoi&#x017F;elle Bennet</hi> gab al&#x017F;o mit wiederholten<lb/>
Betheuerungen neue Ver&#x017F;icherung eines be&#x017F;ta&#x0364;ndi-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gen</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[459/0479] und Madame Danvers. nicht gehemmet haͤtte. Sie war gaͤntzlich entſchloſ- ſen, daß keine Macht noch Gewalt faͤhig ſeyn ſollte, das heilige Band, wordurch ſie feſtiglich mit einan- der verknuͤpffet waͤren, aufzuloͤſen: So ſollten auch alle dieſe leeren Titul und Ehren-Bezeigungen, die man vor ihre Fuͤſſe geleget, ihr Hertz zu keiner Verraͤtherey anreitzen, oder ſo viel Gewalt uͤber ſie haben, denjenigen zu verlaſſen, deme ſie einmal ewige Beſtaͤndigkeit und Treue angelobet haͤtte. Mademoiſelle Bennet that dem Herrn Midd- leton die unangenehme Zeitung, daß der Baronet Danvers ſein Rival waͤre, und gleiche Præten- ſion an ſie machte, bald zu wiſſen; welche er mit einem unerſchrockenen Muth annahm, ihr berich- tende: Gleichedte keine Perſon, von was fuͤr Stande ſolche auch ſeyn moͤchte, ei- nige Verſuchung auf ihre Tugend wa- gen duͤrffte; Alſo waͤre er wohl verſi- chert, jener wuͤrde eine kaltſinnige Auf- nahme in ihren Neigungen finden: Und weil ihr die Ehre und Gerechtigkeit ſei- ner Sache am beſten bekannt ſeye; So waͤre ſie die geſchickteſte Perſon, ſein Recht zu entſcheiden, welches der Baro- net Danvers, mit mehr Verraͤtherey als Galanterie, zu untertreten ſuchete. Ma- demoiſelle Bennet gab alſo mit wiederholten Betheuerungen neue Verſicherung eines beſtaͤndi- gen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/479
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 459. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/479>, abgerufen am 25.11.2024.