Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.und J - -, eine bekannte Caffe-Schänckin. lichkeit das genossene Vergnügen überträffe. Nach-dem er nun alle fünff Sinnen auf das Rath-Haus seiner bestürtzten Gedancken zusammen gefordert hatte, kam endlich ein glücklicher Einfall aufs Ta- pet, welcher verhoffentlich allem Unheil abhelffen dürffte: Und also unterbrach er, nach etlichen lieb- reichen Küssen, das stillschweigen mit folgenden Worten: Sage mir doch, mein Vergnü- gen! was du mit dem Traume haben wolltest, als ich Anfangs ins Bette kam? Die Sache gehet mich nichts an, nur die- ses machet mir aus deiner Erzehlung ei- niges Nachdencken, daß du mich einen Diener nennetest, welches mehr mit der Sprache meiner gebiethenden Frau, als meiner Hertzallerliebsten überein köm- met: Jch habe dir versprochen, dein Ehe- Mann zu werden, und werde auch nicht ermangeln, das Bündniß um bestimmte Zeit durch priesterliche Hand zu bestäti- gen, welches mein Hertz allbereit versie- gelt hat! Aber weil ich meiner Frauen Erwehnung gethan habe, so lieget die ar- me unschuldige Seele ohne Zweiffel und schläffet in guter Ruhe, da immittelst ihr untreuer Ehe-Mann mit seines abwe- senden Consorten Weibe in voller Bataille begriffen ist. Dieses beschlosse er mit wieder- holten
und J ‒ ‒, eine bekañte Caffé-Schaͤnckin. lichkeit das genoſſene Vergnuͤgen uͤbertraͤffe. Nach-dem er nun alle fuͤnff Sinnen auf das Rath-Haus ſeiner beſtuͤrtzten Gedancken zuſammen gefordert hatte, kam endlich ein gluͤcklicher Einfall aufs Ta- pet, welcher verhoffentlich allem Unheil abhelffen duͤrffte: Und alſo unterbrach er, nach etlichen lieb- reichen Kuͤſſen, das ſtillſchweigen mit folgenden Worten: Sage mir doch, mein Vergnuͤ- gen! was du mit dem Traume haben wollteſt, als ich Anfangs ins Bette kam? Die Sache gehet mich nichts an, nur die- ſes machet mir aus deiner Erzehlung ei- niges Nachdencken, daß du mich einen Diener nenneteſt, welches mehr mit der Sprache meiner gebiethenden Frau, als meiner Hertzallerliebſten uͤberein koͤm- met: Jch habe dir verſprochen, dein Ehe- Mann zu werden, und werde auch nicht ermangeln, das Buͤndniß um beſtimmte Zeit durch prieſterliche Hand zu beſtaͤti- gen, welches mein Hertz allbereit verſie- gelt hat! Aber weil ich meiner Frauen Erwehnung gethan habe, ſo lieget die ar- me unſchuldige Seele ohne Zweiffel und ſchlaͤffet in guter Ruhe, da immittelſt ihr untreuer Ehe-Mann mit ſeines abwe- ſenden Conſorten Weibe in voller Bataille begriffen iſt. Dieſes beſchloſſe er mit wieder- holten
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und J ‒ ‒, eine bekañte Caffé-Schaͤnckin.
lichkeit das genoſſene Vergnuͤgen uͤbertraͤffe. Nach-
dem er nun alle fuͤnff Sinnen auf das Rath-Haus
ſeiner beſtuͤrtzten Gedancken zuſammen gefordert
hatte, kam endlich ein gluͤcklicher Einfall aufs Ta-
pet, welcher verhoffentlich allem Unheil abhelffen
duͤrffte: Und alſo unterbrach er, nach etlichen lieb-
reichen Kuͤſſen, das ſtillſchweigen mit folgenden
Worten: Sage mir doch, mein Vergnuͤ-
gen! was du mit dem Traume haben
wollteſt, als ich Anfangs ins Bette kam?
Die Sache gehet mich nichts an, nur die-
ſes machet mir aus deiner Erzehlung ei-
niges Nachdencken, daß du mich einen
Diener nenneteſt, welches mehr mit der
Sprache meiner gebiethenden Frau, als
meiner Hertzallerliebſten uͤberein koͤm-
met: Jch habe dir verſprochen, dein Ehe-
Mann zu werden, und werde auch nicht
ermangeln, das Buͤndniß um beſtimmte
Zeit durch prieſterliche Hand zu beſtaͤti-
gen, welches mein Hertz allbereit verſie-
gelt hat! Aber weil ich meiner Frauen
Erwehnung gethan habe, ſo lieget die ar-
me unſchuldige Seele ohne Zweiffel und
ſchlaͤffet in guter Ruhe, da immittelſt ihr
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