Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Capitain P - - r,
holten Küssen; Allein, sie fuhr zusammen, erschrack,
und zitterte, stieß ihn von sich, und war nicht fähig,
ein Wort zu antworten. Nimmermehr kunnte
Alcumena, als sie Jupiter in Gestalt ihres
Mannes, des Amphytrio, beschlieffe, so bestürtzt
und verwirret, als unsre Kauffmanns-Frau seyn:
Die Nacht hatte zwar mit dem Vorhange ihrer
dunckeln Schatten die Verwirrung und Scham-
Röthe ihres Antlitzes verhüllet, welche sonst mehr,
als auszusprechen, würde haben bemercket werden
können; Weil sie aber sahe, daß die Sache nicht
zu ändern stünde, und sie ihr eheliches Gelübde wi-
der ihren Willen gebrochen, tröstete sie sich damit,
daß alle Schuld auf ihrem Treu-losen Eh-Mann
läge, der wegen des unrechtmäßigen Vergnügens
mit einer andern sein eigenes Ehe-Bette so schänd-
lich verlassen hätte. Es kam ihr demnach etwas
schwer an, daß sie ihren Schlaff-Gesellen sollte se-
hen von ihr scheiden; Allein, die deßwegen zu be-
sorgende Gefahr zu vermeiden, riethe ihr ihre Ver-
nunfft, solches nicht zu unterlassen: Wannenhero
sie diesem geheimen Kammer-Diener einen De-
mant-Ring in die Hand druckte, und dabey sagte:
Wenn ihr klug seyd, so freuet euch eures
gutes Glücks in Verschwiegenheit; Wo
nicht, sollet ihr einen dieser Vermessen-
heit und euerer unbesonnenen Thorheit
gemässen Lohn finden!
Er blieb ihr die Ant-

wort

Der Capitain P ‒ ‒ r,
holten Kuͤſſen; Allein, ſie fuhr zuſammen, erſchrack,
und zitterte, ſtieß ihn von ſich, und war nicht faͤhig,
ein Wort zu antworten. Nimmermehr kunnte
Alcumena, als ſie Jupiter in Geſtalt ihres
Mannes, des Amphytrio, beſchlieffe, ſo beſtuͤrtzt
und verwirret, als unſre Kauffmanns-Frau ſeyn:
Die Nacht hatte zwar mit dem Vorhange ihrer
dunckeln Schatten die Verwirrung und Scham-
Roͤthe ihres Antlitzes verhuͤllet, welche ſonſt mehr,
als auszuſprechen, wuͤrde haben bemercket werden
koͤnnen; Weil ſie aber ſahe, daß die Sache nicht
zu aͤndern ſtuͤnde, und ſie ihr eheliches Geluͤbde wi-
der ihren Willen gebrochen, troͤſtete ſie ſich damit,
daß alle Schuld auf ihrem Treu-loſen Eh-Mann
laͤge, der wegen des unrechtmaͤßigen Vergnuͤgens
mit einer andern ſein eigenes Ehe-Bette ſo ſchaͤnd-
lich verlaſſen haͤtte. Es kam ihr demnach etwas
ſchwer an, daß ſie ihren Schlaff-Geſellen ſollte ſe-
hen von ihr ſcheiden; Allein, die deßwegen zu be-
ſorgende Gefahr zu vermeiden, riethe ihr ihre Ver-
nunfft, ſolches nicht zu unterlaſſen: Wannenhero
ſie dieſem geheimen Kammer-Diener einen De-
mant-Ring in die Hand druckte, und dabey ſagte:
Wenn ihr klug ſeyd, ſo freuet euch eures
gutes Gluͤcks in Verſchwiegenheit; Wo
nicht, ſollet ihr einen dieſer Vermeſſen-
heit und euerer unbeſonnenen Thorheit
gemaͤſſen Lohn finden!
Er blieb ihr die Ant-

wort
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0530" n="510"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der <hi rendition="#aq">Capitain P &#x2012; &#x2012; r,</hi></hi></fw><lb/>
holten Ku&#x0364;&#x017F;&#x017F;en; Allein, &#x017F;ie fuhr zu&#x017F;ammen, er&#x017F;chrack,<lb/>
und zitterte, &#x017F;tieß ihn von &#x017F;ich, und war nicht fa&#x0364;hig,<lb/>
ein Wort zu antworten. Nimmermehr kunnte<lb/><hi rendition="#aq">Alcumena,</hi> als &#x017F;ie <hi rendition="#aq">Jupiter</hi> in Ge&#x017F;talt ihres<lb/>
Mannes, des <hi rendition="#aq">Amphytrio,</hi> be&#x017F;chlieffe, &#x017F;o be&#x017F;tu&#x0364;rtzt<lb/>
und verwirret, als un&#x017F;re Kauffmanns-Frau &#x017F;eyn:<lb/>
Die Nacht hatte zwar mit dem Vorhange ihrer<lb/>
dunckeln Schatten die Verwirrung und Scham-<lb/>
Ro&#x0364;the ihres Antlitzes verhu&#x0364;llet, welche &#x017F;on&#x017F;t mehr,<lb/>
als auszu&#x017F;prechen, wu&#x0364;rde haben bemercket werden<lb/>
ko&#x0364;nnen; Weil &#x017F;ie aber &#x017F;ahe, daß die Sache nicht<lb/>
zu a&#x0364;ndern &#x017F;tu&#x0364;nde, und &#x017F;ie ihr eheliches Gelu&#x0364;bde wi-<lb/>
der ihren Willen gebrochen, tro&#x0364;&#x017F;tete &#x017F;ie &#x017F;ich damit,<lb/>
daß alle Schuld auf ihrem Treu-lo&#x017F;en Eh-Mann<lb/>
la&#x0364;ge, der wegen des unrechtma&#x0364;ßigen Vergnu&#x0364;gens<lb/>
mit einer andern &#x017F;ein eigenes Ehe-Bette &#x017F;o &#x017F;cha&#x0364;nd-<lb/>
lich verla&#x017F;&#x017F;en ha&#x0364;tte. Es kam ihr demnach etwas<lb/>
&#x017F;chwer an, daß &#x017F;ie ihren Schlaff-Ge&#x017F;ellen &#x017F;ollte &#x017F;e-<lb/>
hen von ihr &#x017F;cheiden; Allein, die deßwegen zu be-<lb/>
&#x017F;orgende Gefahr zu vermeiden, riethe ihr ihre Ver-<lb/>
nunfft, &#x017F;olches nicht zu unterla&#x017F;&#x017F;en: Wannenhero<lb/>
&#x017F;ie die&#x017F;em geheimen Kammer-Diener einen De-<lb/>
mant-Ring in die Hand druckte, und dabey &#x017F;agte:<lb/><hi rendition="#fr">Wenn ihr klug &#x017F;eyd, &#x017F;o freuet euch eures<lb/>
gutes Glu&#x0364;cks in Ver&#x017F;chwiegenheit; Wo<lb/>
nicht, &#x017F;ollet ihr einen die&#x017F;er Verme&#x017F;&#x017F;en-<lb/>
heit und euerer unbe&#x017F;onnenen Thorheit<lb/>
gema&#x0364;&#x017F;&#x017F;en Lohn finden!</hi> Er blieb ihr die Ant-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">wort</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[510/0530] Der Capitain P ‒ ‒ r, holten Kuͤſſen; Allein, ſie fuhr zuſammen, erſchrack, und zitterte, ſtieß ihn von ſich, und war nicht faͤhig, ein Wort zu antworten. Nimmermehr kunnte Alcumena, als ſie Jupiter in Geſtalt ihres Mannes, des Amphytrio, beſchlieffe, ſo beſtuͤrtzt und verwirret, als unſre Kauffmanns-Frau ſeyn: Die Nacht hatte zwar mit dem Vorhange ihrer dunckeln Schatten die Verwirrung und Scham- Roͤthe ihres Antlitzes verhuͤllet, welche ſonſt mehr, als auszuſprechen, wuͤrde haben bemercket werden koͤnnen; Weil ſie aber ſahe, daß die Sache nicht zu aͤndern ſtuͤnde, und ſie ihr eheliches Geluͤbde wi- der ihren Willen gebrochen, troͤſtete ſie ſich damit, daß alle Schuld auf ihrem Treu-loſen Eh-Mann laͤge, der wegen des unrechtmaͤßigen Vergnuͤgens mit einer andern ſein eigenes Ehe-Bette ſo ſchaͤnd- lich verlaſſen haͤtte. Es kam ihr demnach etwas ſchwer an, daß ſie ihren Schlaff-Geſellen ſollte ſe- hen von ihr ſcheiden; Allein, die deßwegen zu be- ſorgende Gefahr zu vermeiden, riethe ihr ihre Ver- nunfft, ſolches nicht zu unterlaſſen: Wannenhero ſie dieſem geheimen Kammer-Diener einen De- mant-Ring in die Hand druckte, und dabey ſagte: Wenn ihr klug ſeyd, ſo freuet euch eures gutes Gluͤcks in Verſchwiegenheit; Wo nicht, ſollet ihr einen dieſer Vermeſſen- heit und euerer unbeſonnenen Thorheit gemaͤſſen Lohn finden! Er blieb ihr die Ant- wort

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/530
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 510. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/530>, abgerufen am 22.11.2024.