Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.zweer berühmten Türcken. ten, ihr seine Seele zu entlarffen, und seine Gedan-cken nach dem innersten Grunde seines Hertzens zu entdecken: Und weil er sich mit grosser Sub- mission demüthigst zu Arabellens Füssen warff, bewog sie diese unterthänige Positur, zu sagen: Sie geruhen, mein Herr! mir zu eröffnen, auf was Weise ich mich für dero Liebe er- känntlich erweisen möge! Er erwiederte: Wenn ich erwege, wie die verliebte Welt zu ihr als einem Asylo fliehet, und ihre Opffer auf dero Anbethens-würdigem Altar bezahlet, so wollte mich für den glückseligsten Menschen auf dem gantzen Erdboden halten, woferne ich nur wür- dig erachtet würde, mich dero Diener zu nennen. Die geringste Gefälligkeit, die ich ihnen erweisen kan, Madame, achte ich für das grösseste Vergnügen, so nur zu erdencken ist: Jch schätze mir ihre Liebe für eine Ehre, ihre Gunst für meine grös- seste Erhöhung, und die Aufnehmung meiner Person in die Zahl ihrer gering- sten Verehrer setzet mich in Entzückung! Und indem sie also für diesesmal ihre Assemble beschlossen, nahm er von seiner Geliebten in folgen- dem Compliment Abschied: Adieu! Mada- me! Sie leben wohl! biß ich so glücklich hin, dero vergnügte Compagnie wieder zu II. Theil. L l
zweer beruͤhmten Tuͤrcken. ten, ihr ſeine Seele zu entlarffen, und ſeine Gedan-cken nach dem innerſten Grunde ſeines Hertzens zu entdecken: Und weil er ſich mit groſſer Sub- miſſion demuͤthigſt zu Arabellens Fuͤſſen warff, bewog ſie dieſe unterthaͤnige Poſitur, zu ſagen: Sie geruhen, mein Herr! mir zu eroͤffnen, auf was Weiſe ich mich fuͤr dero Liebe er- kaͤnntlich erweiſen moͤge! Er erwiederte: Wenn ich erwege, wie die verliebte Welt zu ihr als einem Aſylo fliehet, und ihre Opffer auf dero Anbethens-wuͤrdigem Altar bezahlet, ſo wollte mich fuͤr den gluͤckſeligſten Menſchen auf dem gantzen Erdboden halten, woferne ich nur wuͤr- dig erachtet wuͤrde, mich dero Diener zu nennen. Die geringſte Gefaͤlligkeit, die ich ihnen erweiſen kan, Madame, achte ich fuͤr das groͤſſeſte Vergnuͤgen, ſo nur zu erdencken iſt: Jch ſchaͤtze mir ihre Liebe fuͤr eine Ehre, ihre Gunſt fuͤr meine groͤſ- ſeſte Erhoͤhung, und die Aufnehmung meiner Perſon in die Zahl ihrer gering- ſten Verehrer ſetzet mich in Entzuͤckung! Und indem ſie alſo fuͤr dieſesmal ihre Aſſemblé beſchloſſen, nahm er von ſeiner Geliebten in folgen- dem Compliment Abſchied: Adieu! Mada- me! Sie leben wohl! biß ich ſo gluͤcklich hin, dero vergnuͤgte Compagnie wieder zu II. Theil. L l
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zweer beruͤhmten Tuͤrcken.
ten, ihr ſeine Seele zu entlarffen, und ſeine Gedan-
cken nach dem innerſten Grunde ſeines Hertzens
zu entdecken: Und weil er ſich mit groſſer Sub-
miſſion demuͤthigſt zu Arabellens Fuͤſſen warff,
bewog ſie dieſe unterthaͤnige Poſitur, zu ſagen:
Sie geruhen, mein Herr! mir zu eroͤffnen,
auf was Weiſe ich mich fuͤr dero Liebe er-
kaͤnntlich erweiſen moͤge! Er erwiederte:
Wenn ich erwege, wie die verliebte Welt
zu ihr als einem Aſylo fliehet, und ihre
Opffer auf dero Anbethens-wuͤrdigem
Altar bezahlet, ſo wollte mich fuͤr den
gluͤckſeligſten Menſchen auf dem gantzen
Erdboden halten, woferne ich nur wuͤr-
dig erachtet wuͤrde, mich dero Diener zu
nennen. Die geringſte Gefaͤlligkeit, die
ich ihnen erweiſen kan, Madame, achte ich
fuͤr das groͤſſeſte Vergnuͤgen, ſo nur zu
erdencken iſt: Jch ſchaͤtze mir ihre Liebe
fuͤr eine Ehre, ihre Gunſt fuͤr meine groͤſ-
ſeſte Erhoͤhung, und die Aufnehmung
meiner Perſon in die Zahl ihrer gering-
ſten Verehrer ſetzet mich in Entzuͤckung!
Und indem ſie alſo fuͤr dieſesmal ihre Aſſemblé
beſchloſſen, nahm er von ſeiner Geliebten in folgen-
dem Compliment Abſchied: Adieu! Mada-
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hin, dero vergnuͤgte Compagnie wieder
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