zu geniessen, und erlauben mir, ihnen zu eröffnen, daß es unmöglich ist, sie zu se- hen, ohne sie zu lieben: und noch viel- mehr, sie zu lieben, ohne diesenAffectim höchstenGradzu empfinden!
Seltzame aufrührische Gedancken waren con- tinuirlich in unsers galanten Türcken Brust be- schäfftiget, dessen Geliebtesten Gegenwart die Nah- rung seines Hertzens, ihre Abwesenheit aber ein äusserster Hunger war. Und weil ihm seine Af- fairen nicht verstatteten, Mademoiselle Hayes so bald zu besuchen, als er wünschte, kunnte er nicht umhin, die Stärcke seiner Leidenschafft durch sol- genden Brieff, worinnen er sie um ihr Portrait ersuchte, an den Tag zu legen.
Mademoiselle!
Jch hoffe, sie werden mir die Bitte, so ich hierdurch an sie abgehen lasse, nicht abschlagen, daß sie nehmlich geruhen wollen, mir deroPortraitzu verehren, massen ihnen nicht unbekannt ist, wie ich dasOriginalüber alles auf der Welt hoch schätze. Jch halte denjenigen schö- nen Leib, der mit so vieler Annehmlich- keit und Vollkommenheiten beseelet ist, in so grosserVeneration,daß ich mich schmertzlich nach dessen Schatten sehne.
Sie
Die heimlichen Liebes-Geſchichte
zu genieſſen, und erlauben mir, ihnen zu eroͤffnen, daß es unmoͤglich iſt, ſie zu ſe- hen, ohne ſie zu lieben: und noch viel- mehr, ſie zu lieben, ohne dieſenAffectim hoͤchſtenGradzu empfinden!
Seltzame aufruͤhriſche Gedancken waren con- tinuirlich in unſers galanten Tuͤrcken Bruſt be- ſchaͤfftiget, deſſen Geliebteſten Gegenwart die Nah- rung ſeines Hertzens, ihre Abweſenheit aber ein aͤuſſerſter Hunger war. Und weil ihm ſeine Af- fairen nicht verſtatteten, Mademoiſelle Hayes ſo bald zu beſuchen, als er wuͤnſchte, kunnte er nicht umhin, die Staͤrcke ſeiner Leidenſchafft durch ſol- genden Brieff, worinnen er ſie um ihr Portrait erſuchte, an den Tag zu legen.
Mademoiſelle!
Jch hoffe, ſie werden mir die Bitte, ſo ich hierdurch an ſie abgehen laſſe, nicht abſchlagen, daß ſie nehmlich geruhen wollen, mir deroPortraitzu verehren, maſſen ihnen nicht unbekannt iſt, wie ich dasOriginaluͤber alles auf der Welt hoch ſchaͤtze. Jch halte denjenigen ſchoͤ- nen Leib, der mit ſo vieler Annehmlich- keit und Vollkommenheiten beſeelet iſt, in ſo groſſerVeneration,daß ich mich ſchmertzlich nach deſſen Schatten ſehne.
Sie
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Die heimlichen Liebes-Geſchichte
zu genieſſen, und erlauben mir, ihnen zu
eroͤffnen, daß es unmoͤglich iſt, ſie zu ſe-
hen, ohne ſie zu lieben: und noch viel-
mehr, ſie zu lieben, ohne dieſen Affect im
hoͤchſten Grad zu empfinden!
Seltzame aufruͤhriſche Gedancken waren con-
tinuirlich in unſers galanten Tuͤrcken Bruſt be-
ſchaͤfftiget, deſſen Geliebteſten Gegenwart die Nah-
rung ſeines Hertzens, ihre Abweſenheit aber ein
aͤuſſerſter Hunger war. Und weil ihm ſeine Af-
fairen nicht verſtatteten, Mademoiſelle Hayes
ſo bald zu beſuchen, als er wuͤnſchte, kunnte er nicht
umhin, die Staͤrcke ſeiner Leidenſchafft durch ſol-
genden Brieff, worinnen er ſie um ihr Portrait
erſuchte, an den Tag zu legen.
Mademoiſelle!
Jch hoffe, ſie werden mir die Bitte, ſo
ich hierdurch an ſie abgehen laſſe, nicht
abſchlagen, daß ſie nehmlich geruhen
wollen, mir dero Portrait zu verehren,
maſſen ihnen nicht unbekannt iſt, wie ich
das Original uͤber alles auf der Welt
hoch ſchaͤtze. Jch halte denjenigen ſchoͤ-
nen Leib, der mit ſo vieler Annehmlich-
keit und Vollkommenheiten beſeelet iſt,
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ſchmertzlich nach deſſen Schatten ſehne.
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 530. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/550>, abgerufen am 21.11.2024.
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