solches selbsten um seinen lincken Arm: Wan- nenhero er seyerlichst angelobete, solches Zeit Le- bens, als ein Sieges-Zeichen derer glücklichen Progressen in seinen Liebes-Affairen im schönen Engelland, welches die schönsten Engel auf Erden herfür bringet, an sich zu tragen.
Als sie das erstemal hierauf wiederum zusam- men kamen, welches nicht lange darnach war, warff er sich zu ihren Füssen, und redete sie mit so vieler Tendresse an, daß sie nicht anders dencken kunnte, als daß er sie würcklich verehrete. Wenn er sie nur einen Tag nicht vor Augen sahe, kam ihr Bildniß nicht den geringsten Au- genblick aus seinen Gedancken; Waren sie wie- der beysammen, machte ihre Anwesenheit seine Leidenschafft immer stärcker und hefftiger: Er übergab sich auf Discretion zu ihrem Gefange- nen, opfferte alle Bewegungen seiner Seelen zu ihrem Vergnügen auf, und thate tausend Gelüb- de, um sie wegen der Lauterkeit seiner Liebe zu überzeugen, daß er allen ihren Befehlen gehorsamen und mit allen ihren Wünschen aufs genanste über- einstimmen wollte.
Nachdem er diese Betheurungen vorgebracht, redete sie, mit einem tieffen Seufftzen, (welches
aber
Die heimlichen Liebes-Geſchichte
ſolches ſelbſten um ſeinen lincken Arm: Wan- nenhero er ſeyerlichſt angelobete, ſolches Zeit Le- bens, als ein Sieges-Zeichen derer gluͤcklichen Progreſſen in ſeinen Liebes-Affairen im ſchoͤnen Engelland, welches die ſchoͤnſten Engel auf Erden herfuͤr bringet, an ſich zu tragen.
Als ſie das erſtemal hierauf wiederum zuſam- men kamen, welches nicht lange darnach war, warff er ſich zu ihren Fuͤſſen, und redete ſie mit ſo vieler Tendreſſe an, daß ſie nicht anders dencken kunnte, als daß er ſie wuͤrcklich verehrete. Wenn er ſie nur einen Tag nicht vor Augen ſahe, kam ihr Bildniß nicht den geringſten Au- genblick aus ſeinen Gedancken; Waren ſie wie- der beyſammen, machte ihre Anweſenheit ſeine Leidenſchafft immer ſtaͤrcker und hefftiger: Er uͤbergab ſich auf Diſcretion zu ihrem Gefange- nen, opfferte alle Bewegungen ſeiner Seelen zu ihrem Vergnuͤgen auf, und thate tauſend Geluͤb- de, um ſie wegen der Lauterkeit ſeiner Liebe zu uͤberzeugen, daß er allen ihren Befehlen gehorſamen und mit allen ihren Wuͤnſchen aufs genanſte uͤber- einſtimmen wollte.
Nachdem er dieſe Betheurungen vorgebracht, redete ſie, mit einem tieffen Seufftzen, (welches
aber
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Die heimlichen Liebes-Geſchichte
ſolches ſelbſten um ſeinen lincken Arm: Wan-
nenhero er ſeyerlichſt angelobete, ſolches Zeit Le-
bens, als ein Sieges-Zeichen derer gluͤcklichen
Progreſſen in ſeinen Liebes-Affairen im ſchoͤnen
Engelland, welches die ſchoͤnſten Engel auf Erden
herfuͤr bringet, an ſich zu tragen.
Als ſie das erſtemal hierauf wiederum zuſam-
men kamen, welches nicht lange darnach war,
warff er ſich zu ihren Fuͤſſen, und redete ſie mit
ſo vieler Tendreſſe an, daß ſie nicht anders
dencken kunnte, als daß er ſie wuͤrcklich verehrete.
Wenn er ſie nur einen Tag nicht vor Augen
ſahe, kam ihr Bildniß nicht den geringſten Au-
genblick aus ſeinen Gedancken; Waren ſie wie-
der beyſammen, machte ihre Anweſenheit ſeine
Leidenſchafft immer ſtaͤrcker und hefftiger: Er
uͤbergab ſich auf Diſcretion zu ihrem Gefange-
nen, opfferte alle Bewegungen ſeiner Seelen zu
ihrem Vergnuͤgen auf, und thate tauſend Geluͤb-
de, um ſie wegen der Lauterkeit ſeiner Liebe zu
uͤberzeugen, daß er allen ihren Befehlen gehorſamen
und mit allen ihren Wuͤnſchen aufs genanſte uͤber-
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Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 552. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/572>, abgerufen am 21.11.2024.
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