aber vermuthlich mehr geschahe, sein Naturel aus- zuforschen, als, daß sie einigen Zweiffel von seiner Beständigkeit hegete) den Türcken, und zwar in solchen Hertz-rührenden Worten an, daß die Bezauberungen ihrer lieblichen und holdseligen Stimme ihn auszuruffen zwangen: Sie wäre die eintzige Göttin, die er anbethete, und wenn er nur hoffen könnte, daß ihn sei- ne Leidenschafft in ihre völlige Gewo- genheit versetzen werde, so wollte er alle Herrlichkeiten der Welt willig verschmä- hen, um mit ihr an dem entlegensten Orte der Welt auf ewig zu leben.
Weil nun schon ein ziemlicher Theil von der Nacht verflossen war, und die zwey Verliebten von einander scheiden musten, nahm er seinen Ab- schied mit dem tieffsten Respect, der ihm nur möglich war; Jedoch auf eine solche Manier, daß er ihr durch seine traurige Geberden zu er- kennen gab, was massen ihn deren Mißtrauen von seiner Liebe einiger massen unvergnügt machte; Welches Mißvergnügen sie aber den folgenden Morgen durch Ubersendung dieses Brieffes bald stillete.
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zweer beruͤhmten Tuͤrcken.
aber vermuthlich mehr geſchahe, ſein Naturel aus- zuforſchen, als, daß ſie einigen Zweiffel von ſeiner Beſtaͤndigkeit hegete) den Tuͤrcken, und zwar in ſolchen Hertz-ruͤhrenden Worten an, daß die Bezauberungen ihrer lieblichen und holdſeligen Stimme ihn auszuruffen zwangen: Sie waͤre die eintzige Goͤttin, die er anbethete, und wenn er nur hoffen koͤnnte, daß ihn ſei- ne Leidenſchafft in ihre voͤllige Gewo- genheit verſetzen werde, ſo wollte er alle Herrlichkeiten der Welt willig verſchmaͤ- hen, um mit ihr an dem entlegenſten Orte der Welt auf ewig zu leben.
Weil nun ſchon ein ziemlicher Theil von der Nacht verfloſſen war, und die zwey Verliebten von einander ſcheiden muſten, nahm er ſeinen Ab- ſchied mit dem tieffſten Reſpect, der ihm nur moͤglich war; Jedoch auf eine ſolche Manier, daß er ihr durch ſeine traurige Geberden zu er- kennen gab, was maſſen ihn deren Mißtrauen von ſeiner Liebe einiger maſſen unvergnuͤgt machte; Welches Mißvergnuͤgen ſie aber den folgenden Morgen durch Uberſendung dieſes Brieffes bald ſtillete.
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zweer beruͤhmten Tuͤrcken.
aber vermuthlich mehr geſchahe, ſein Naturel aus-
zuforſchen, als, daß ſie einigen Zweiffel von ſeiner
Beſtaͤndigkeit hegete) den Tuͤrcken, und zwar in
ſolchen Hertz-ruͤhrenden Worten an, daß die
Bezauberungen ihrer lieblichen und holdſeligen
Stimme ihn auszuruffen zwangen: Sie waͤre
die eintzige Goͤttin, die er anbethete, und
wenn er nur hoffen koͤnnte, daß ihn ſei-
ne Leidenſchafft in ihre voͤllige Gewo-
genheit verſetzen werde, ſo wollte er alle
Herrlichkeiten der Welt willig verſchmaͤ-
hen, um mit ihr an dem entlegenſten Orte
der Welt auf ewig zu leben.
Weil nun ſchon ein ziemlicher Theil von der
Nacht verfloſſen war, und die zwey Verliebten
von einander ſcheiden muſten, nahm er ſeinen Ab-
ſchied mit dem tieffſten Reſpect, der ihm nur
moͤglich war; Jedoch auf eine ſolche Manier,
daß er ihr durch ſeine traurige Geberden zu er-
kennen gab, was maſſen ihn deren Mißtrauen von
ſeiner Liebe einiger maſſen unvergnuͤgt machte;
Welches Mißvergnuͤgen ſie aber den folgenden
Morgen durch Uberſendung dieſes Brieffes bald
ſtillete.
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Kommentar zur DTA-Ausgabe
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]
Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers sind fingiert. Die Angaben basieren auf dem Katalogeintrag der Bayerische Staatsbibliothek München sowie Weller (Druckorte), Bd. 1, S. 70. - Bibliogr. Nachweis: BLC to 1975, Bd. 186, S. 449.
Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 553. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/573>, abgerufen am 21.11.2024.
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