Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Johanna Shore,
zu nahe, so lange der König lebte, entweder aus
Ehrerbiethigkeit gegen seinen Herrn, den König,
oder aus blosser Treue und Honnetete; Nach-
dem aber Se. Majestät dieses Zeitliche gesegnet,
erneuerte er die Versicherungen seiner alten Nei-
gung gegen sie, welche gütiger als vormals aufge-
nommen wurden, und also nahm er sie mit sich
nacher Hause, welches sie hernachmals mit in sei-
nen Untergang verwickelte, und in den tieffsten Ab-
grund der Verachtung versincken ließ. Denn als
Edward gestorben war, und König Richard der
Dritte, durch den Mord der Söhne seines Bru-
ders, zur Crone gelangte, sprach er auch das To-
des-Urtheil über Lord Hasting, als der Jo-
hannae Shore
süssesten Hertzens Freundes; Und
weil sie der neue König der Hurerey wegen an-
klagte, wurde sie dem Bischoff von London über-
lieffert, öffentliche Busse für ihre Unkeuschheit in
der Cathedral-Kirche zu St. Pauli zu thun, wel-
ches sie auch den nechsten Sonntag frühe verrich-
tete, indem sie in weisse klare Leinwand gekleidet in
einer Procession, mit dem Creutz vor ihr her, und
einer Wachs-Kertze in ihrer Hand, durch eine un-
sägliche Menge und Gedränge des Volcks, so sich,
sie zu sehen, versammlet hatte, von des Bischoffen
Pallast zu der St. Paulus Kirchen, so daran an-
stiesse, gebracht wurde, allwo sie vor dem Pre-
diger stehende ihre notorische Unzucht, in einer

auf-

Johanna Shore,
zu nahe, ſo lange der Koͤnig lebte, entweder aus
Ehrerbiethigkeit gegen ſeinen Herrn, den Koͤnig,
oder aus bloſſer Treue und Honneteté; Nach-
dem aber Se. Majeſtaͤt dieſes Zeitliche geſegnet,
erneuerte er die Verſicherungen ſeiner alten Nei-
gung gegen ſie, welche guͤtiger als vormals aufge-
nommen wurden, und alſo nahm er ſie mit ſich
nacher Hauſe, welches ſie hernachmals mit in ſei-
nen Untergang verwickelte, und in den tieffſten Ab-
grund der Verachtung verſincken ließ. Denn als
Edward geſtorben war, und Koͤnig Richard der
Dritte, durch den Mord der Soͤhne ſeines Bru-
ders, zur Crone gelangte, ſprach er auch das To-
des-Urtheil uͤber Lord Haſting, als der Jo-
hannæ Shore
ſuͤſſeſten Hertzens Freundes; Und
weil ſie der neue Koͤnig der Hurerey wegen an-
klagte, wurde ſie dem Biſchoff von London uͤber-
lieffert, oͤffentliche Buſſe fuͤr ihre Unkeuſchheit in
der Cathedral-Kirche zu St. Pauli zu thun, wel-
ches ſie auch den nechſten Sonntag fruͤhe verrich-
tete, indem ſie in weiſſe klare Leinwand gekleidet in
einer Proceſſion, mit dem Creutz vor ihr her, und
einer Wachs-Kertze in ihrer Hand, durch eine un-
ſaͤgliche Menge und Gedraͤnge des Volcks, ſo ſich,
ſie zu ſehen, verſammlet hatte, von des Biſchoffen
Pallaſt zu der St. Paulus Kirchen, ſo daran an-
ſtieſſe, gebracht wurde, allwo ſie vor dem Pre-
diger ſtehende ihre notoriſche Unzucht, in einer

auf-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0068" n="48"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Johanna Shore,</hi></hi></fw><lb/>
zu nahe, &#x017F;o lange der Ko&#x0364;nig lebte, entweder aus<lb/>
Ehrerbiethigkeit gegen &#x017F;einen Herrn, den Ko&#x0364;nig,<lb/>
oder aus blo&#x017F;&#x017F;er Treue und <hi rendition="#aq">Honneteté;</hi> Nach-<lb/>
dem aber Se. Maje&#x017F;ta&#x0364;t die&#x017F;es Zeitliche ge&#x017F;egnet,<lb/>
erneuerte er die Ver&#x017F;icherungen &#x017F;einer alten Nei-<lb/>
gung gegen &#x017F;ie, welche gu&#x0364;tiger als vormals aufge-<lb/>
nommen wurden, und al&#x017F;o nahm er &#x017F;ie mit &#x017F;ich<lb/>
nacher Hau&#x017F;e, welches &#x017F;ie hernachmals mit in &#x017F;ei-<lb/>
nen Untergang verwickelte, und in den tieff&#x017F;ten Ab-<lb/>
grund der Verachtung ver&#x017F;incken ließ. Denn als<lb/><hi rendition="#aq">Edward</hi> ge&#x017F;torben war, und Ko&#x0364;nig <hi rendition="#aq">Richard</hi> der<lb/>
Dritte, durch den Mord der So&#x0364;hne &#x017F;eines Bru-<lb/>
ders, zur Crone gelangte, &#x017F;prach er auch das To-<lb/>
des-Urtheil u&#x0364;ber <hi rendition="#aq">Lord Ha&#x017F;ting,</hi> als der <hi rendition="#aq">Jo-<lb/>
hannæ Shore</hi> &#x017F;u&#x0364;&#x017F;&#x017F;e&#x017F;ten Hertzens Freundes; Und<lb/>
weil &#x017F;ie der neue Ko&#x0364;nig der Hurerey wegen an-<lb/>
klagte, wurde &#x017F;ie dem Bi&#x017F;choff von <hi rendition="#aq">London</hi> u&#x0364;ber-<lb/>
lieffert, o&#x0364;ffentliche Bu&#x017F;&#x017F;e fu&#x0364;r ihre Unkeu&#x017F;chheit in<lb/>
der <hi rendition="#aq">Cathedral-</hi>Kirche zu <hi rendition="#aq">St. Pauli</hi> zu thun, wel-<lb/>
ches &#x017F;ie auch den nech&#x017F;ten Sonntag fru&#x0364;he verrich-<lb/>
tete, indem &#x017F;ie in wei&#x017F;&#x017F;e klare Leinwand gekleidet in<lb/>
einer <hi rendition="#aq">Proce&#x017F;&#x017F;ion,</hi> mit dem Creutz vor ihr her, und<lb/>
einer Wachs-Kertze in ihrer Hand, durch eine un-<lb/>
&#x017F;a&#x0364;gliche Menge und Gedra&#x0364;nge des Volcks, &#x017F;o &#x017F;ich,<lb/>
&#x017F;ie zu &#x017F;ehen, ver&#x017F;ammlet hatte, von des Bi&#x017F;choffen<lb/>
Palla&#x017F;t zu der <hi rendition="#aq">St. Paulus</hi> Kirchen, &#x017F;o daran an-<lb/>
&#x017F;tie&#x017F;&#x017F;e, gebracht wurde, allwo &#x017F;ie vor dem Pre-<lb/>
diger &#x017F;tehende ihre <hi rendition="#aq">notori</hi>&#x017F;che Unzucht, in einer<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">auf-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0068] Johanna Shore, zu nahe, ſo lange der Koͤnig lebte, entweder aus Ehrerbiethigkeit gegen ſeinen Herrn, den Koͤnig, oder aus bloſſer Treue und Honneteté; Nach- dem aber Se. Majeſtaͤt dieſes Zeitliche geſegnet, erneuerte er die Verſicherungen ſeiner alten Nei- gung gegen ſie, welche guͤtiger als vormals aufge- nommen wurden, und alſo nahm er ſie mit ſich nacher Hauſe, welches ſie hernachmals mit in ſei- nen Untergang verwickelte, und in den tieffſten Ab- grund der Verachtung verſincken ließ. Denn als Edward geſtorben war, und Koͤnig Richard der Dritte, durch den Mord der Soͤhne ſeines Bru- ders, zur Crone gelangte, ſprach er auch das To- des-Urtheil uͤber Lord Haſting, als der Jo- hannæ Shore ſuͤſſeſten Hertzens Freundes; Und weil ſie der neue Koͤnig der Hurerey wegen an- klagte, wurde ſie dem Biſchoff von London uͤber- lieffert, oͤffentliche Buſſe fuͤr ihre Unkeuſchheit in der Cathedral-Kirche zu St. Pauli zu thun, wel- ches ſie auch den nechſten Sonntag fruͤhe verrich- tete, indem ſie in weiſſe klare Leinwand gekleidet in einer Proceſſion, mit dem Creutz vor ihr her, und einer Wachs-Kertze in ihrer Hand, durch eine un- ſaͤgliche Menge und Gedraͤnge des Volcks, ſo ſich, ſie zu ſehen, verſammlet hatte, von des Biſchoffen Pallaſt zu der St. Paulus Kirchen, ſo daran an- ſtieſſe, gebracht wurde, allwo ſie vor dem Pre- diger ſtehende ihre notoriſche Unzucht, in einer auf-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/68
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/68>, abgerufen am 26.11.2024.