Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

und Signor David.
und hervor zu kommen, weil der Platz, wo er sässe,
ihm nicht zukäme. Die Königin sprang gähling
in die Höhe, lieff eiligst darzwischen, den David
vor dem Ruthoen zu beschirmen; weil aber der
David ihr seine Hände mitten um den Leib schlos-
se, bemühete sich der König selbst, ihn loß zu wickeln,
indem er sie zugleich bathe, sie solte sich nicht fürch-
ten, denn sie wären nur eintzig und alleine gekommen,
diesen verwegenen Kerl ein wenig zu züchtigen, der
kein Bedencken trüge, sich mit Jhro Majestät so
familiair und gemein zu machen. Nachdem sie
ihn dann die Treppen hinab auf eine Gallerie ge-
schleppet, allwo einer, Marton genannt, mit seinen
Compagnons herum spatzirte, fielen diese so-
gleich auf ihn loß, und war ein ieglicher bemühet,
ihm den ersten Streich zu versetzen, biß sie ihn mit
vielen Wunden tödteten, worauf sie nach England
entflohen. Der König bezeigte zwar darauf durch
Trompeten-Schall bey dem Market-Croß in
Edenburgh seine Unschuld, und verneinete gäntz-
lich, iemals in den Mord des Davids gewilliget
zu haben; allein das Gegentheil war schon ieder-
mann bekannt: Dahero dieses weiter zu nichts,
als nur seine Reputation zu verdunckeln, dienete,
und verursachte, daß er nachgehends wenig oder
keine Freunde mehr fande, die ihm in seiner Noth
beygestanden hätten. Denn weil eine genaue In-
quisition
nach denen Thätern angestellet wurde,

und
D 4

und Signor David.
und hervor zu kommen, weil der Platz, wo er ſaͤſſe,
ihm nicht zukaͤme. Die Koͤnigin ſprang gaͤhling
in die Hoͤhe, lieff eiligſt darzwiſchen, den David
vor dem Ruthoen zu beſchirmen; weil aber der
David ihr ſeine Haͤnde mitten um den Leib ſchloſ-
ſe, bemuͤhete ſich der Koͤnig ſelbſt, ihn loß zu wickeln,
indem er ſie zugleich bathe, ſie ſolte ſich nicht fuͤrch-
ten, denn ſie waͤren nur eintzig und alleine gekommen,
dieſen verwegenen Kerl ein wenig zu zuͤchtigen, der
kein Bedencken truͤge, ſich mit Jhro Majeſtaͤt ſo
familiair und gemein zu machen. Nachdem ſie
ihn dann die Treppen hinab auf eine Gallerie ge-
ſchleppet, allwo einer, Marton genannt, mit ſeinen
Compagnons herum ſpatzirte, fielen dieſe ſo-
gleich auf ihn loß, und war ein ieglicher bemuͤhet,
ihm den erſten Streich zu verſetzen, biß ſie ihn mit
vielen Wunden toͤdteten, worauf ſie nach England
entflohen. Der Koͤnig bezeigte zwar darauf durch
Trompeten-Schall bey dem Market-Croß in
Edenburgh ſeine Unſchuld, und verneinete gaͤntz-
lich, iemals in den Mord des Davids gewilliget
zu haben; allein das Gegentheil war ſchon ieder-
mann bekannt: Dahero dieſes weiter zu nichts,
als nur ſeine Reputation zu verdunckeln, dienete,
und verurſachte, daß er nachgehends wenig oder
keine Freunde mehr fande, die ihm in ſeiner Noth
beygeſtanden haͤtten. Denn weil eine genaue In-
quiſition
nach denen Thaͤtern angeſtellet wurde,

und
D 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0075" n="55"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">und <hi rendition="#aq">Signor David.</hi></hi></fw><lb/>
und hervor zu kommen, weil der Platz, wo er &#x017F;a&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,<lb/>
ihm nicht zuka&#x0364;me. Die Ko&#x0364;nigin &#x017F;prang ga&#x0364;hling<lb/>
in die Ho&#x0364;he, lieff eilig&#x017F;t darzwi&#x017F;chen, den <hi rendition="#aq">David</hi><lb/>
vor dem <hi rendition="#aq">Ruthoen</hi> zu be&#x017F;chirmen; weil aber der<lb/><hi rendition="#aq">David</hi> ihr &#x017F;eine Ha&#x0364;nde mitten um den Leib &#x017F;chlo&#x017F;-<lb/>
&#x017F;e, bemu&#x0364;hete &#x017F;ich der Ko&#x0364;nig &#x017F;elb&#x017F;t, ihn loß zu wickeln,<lb/>
indem er &#x017F;ie zugleich bathe, &#x017F;ie &#x017F;olte &#x017F;ich nicht fu&#x0364;rch-<lb/>
ten, denn &#x017F;ie wa&#x0364;ren nur eintzig und alleine gekommen,<lb/>
die&#x017F;en verwegenen Kerl ein wenig zu zu&#x0364;chtigen, der<lb/>
kein Bedencken tru&#x0364;ge, &#x017F;ich mit Jhro Maje&#x017F;ta&#x0364;t &#x017F;o<lb/><hi rendition="#aq">familiair</hi> und gemein zu machen. Nachdem &#x017F;ie<lb/>
ihn dann die Treppen hinab auf eine <hi rendition="#aq">Gallerie</hi> ge-<lb/>
&#x017F;chleppet, allwo einer, <hi rendition="#aq">Marton</hi> genannt, mit &#x017F;einen<lb/><hi rendition="#aq">Compagnons</hi> herum &#x017F;patzirte, fielen die&#x017F;e &#x017F;o-<lb/>
gleich auf ihn loß, und war ein ieglicher bemu&#x0364;het,<lb/>
ihm den er&#x017F;ten Streich zu ver&#x017F;etzen, biß &#x017F;ie ihn mit<lb/>
vielen Wunden to&#x0364;dteten, worauf &#x017F;ie nach England<lb/>
entflohen. Der Ko&#x0364;nig bezeigte zwar darauf durch<lb/>
Trompeten-Schall bey dem <hi rendition="#aq">Market-Croß</hi> in<lb/><hi rendition="#aq">Edenburgh</hi> &#x017F;eine Un&#x017F;chuld, und verneinete ga&#x0364;ntz-<lb/>
lich, iemals in den Mord des <hi rendition="#aq">Davids</hi> gewilliget<lb/>
zu haben; allein das Gegentheil war &#x017F;chon ieder-<lb/>
mann bekannt: Dahero die&#x017F;es weiter zu nichts,<lb/>
als nur &#x017F;eine <hi rendition="#aq">Reputation</hi> zu verdunckeln, dienete,<lb/>
und verur&#x017F;achte, daß er nachgehends wenig oder<lb/>
keine Freunde mehr fande, die ihm in &#x017F;einer Noth<lb/>
beyge&#x017F;tanden ha&#x0364;tten. Denn weil eine genaue <hi rendition="#aq">In-<lb/>
qui&#x017F;ition</hi> nach denen Tha&#x0364;tern ange&#x017F;tellet wurde,<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D 4</fw><fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[55/0075] und Signor David. und hervor zu kommen, weil der Platz, wo er ſaͤſſe, ihm nicht zukaͤme. Die Koͤnigin ſprang gaͤhling in die Hoͤhe, lieff eiligſt darzwiſchen, den David vor dem Ruthoen zu beſchirmen; weil aber der David ihr ſeine Haͤnde mitten um den Leib ſchloſ- ſe, bemuͤhete ſich der Koͤnig ſelbſt, ihn loß zu wickeln, indem er ſie zugleich bathe, ſie ſolte ſich nicht fuͤrch- ten, denn ſie waͤren nur eintzig und alleine gekommen, dieſen verwegenen Kerl ein wenig zu zuͤchtigen, der kein Bedencken truͤge, ſich mit Jhro Majeſtaͤt ſo familiair und gemein zu machen. Nachdem ſie ihn dann die Treppen hinab auf eine Gallerie ge- ſchleppet, allwo einer, Marton genannt, mit ſeinen Compagnons herum ſpatzirte, fielen dieſe ſo- gleich auf ihn loß, und war ein ieglicher bemuͤhet, ihm den erſten Streich zu verſetzen, biß ſie ihn mit vielen Wunden toͤdteten, worauf ſie nach England entflohen. Der Koͤnig bezeigte zwar darauf durch Trompeten-Schall bey dem Market-Croß in Edenburgh ſeine Unſchuld, und verneinete gaͤntz- lich, iemals in den Mord des Davids gewilliget zu haben; allein das Gegentheil war ſchon ieder- mann bekannt: Dahero dieſes weiter zu nichts, als nur ſeine Reputation zu verdunckeln, dienete, und verurſachte, daß er nachgehends wenig oder keine Freunde mehr fande, die ihm in ſeiner Noth beygeſtanden haͤtten. Denn weil eine genaue In- quiſition nach denen Thaͤtern angeſtellet wurde, und D 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/75
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 55. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/75>, abgerufen am 25.11.2024.