Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

Maria, Königin von Schottland,
roganz gleichfals so groß war, daß er nicht nur
die Vornehmsten am Hoff zu übertreffen, sondern
auch dem Könige selbsten an Staat und Kleidung,
an Meublen und Hauß-Geräthe, und an der
Zahl derer Bedienten und Sorten von Pferden, ja
allen andern Stücken, es zuvor zu thun suchte, also,
daß zu der Zeit kein Discours durch Schottland
mehr gangbar und gebe war, als von des Davids
Hoheit, von dem Credit und Ehre, worzu er ge-
stiegen war, und in was für schlechtem Ansehen
hingegen der König sich befände. Und da also der
König dieses behertzigte, gedachte er mit Schmer-
tzen an seinen Vater, der ihm den Rath gab, sich
des Adels zu versichern, und diejenigen, so aus
England verbannet waren, zurück zu ruffen, indem,
wenn solches geschehen, er den Hochmuth und die
stets zunehmende Freyheit dieses Menschen bald
würde bändigen können. Diesemnach nahm der
König den Lord Ruthoen, der nur vor kurtzem
von einem Fieber wiederum genesen war, nebst 4.
biß 5. andern vornehmen Herren mit sich, und trat
in das Zimmer unvermuthet hinein, wo die Köni-
gin bey der Abend-Mahlzeit sasse; und als der
Lord Ruthoen den David an der Taffel sahe,
(denn Jhro Maj. pflegte, wenn sie Abends priva-
tim
speisete, andere neben sich sitzen zu lassen, und
diesen Abend war die Gräfin Argyle und David
neben sie rangiret) befahl er diesem, aufzustehen

und

Maria, Koͤnigin von Schottland,
roganz gleichfals ſo groß war, daß er nicht nur
die Vornehmſten am Hoff zu uͤbertreffen, ſondern
auch dem Koͤnige ſelbſten an Staat und Kleidung,
an Meublen und Hauß-Geraͤthe, und an der
Zahl derer Bedienten und Sorten von Pferden, ja
allen andern Stuͤcken, es zuvor zu thun ſuchte, alſo,
daß zu der Zeit kein Diſcours durch Schottland
mehr gangbar und gebe war, als von des Davids
Hoheit, von dem Credit und Ehre, worzu er ge-
ſtiegen war, und in was fuͤr ſchlechtem Anſehen
hingegen der Koͤnig ſich befaͤnde. Und da alſo der
Koͤnig dieſes behertzigte, gedachte er mit Schmer-
tzen an ſeinen Vater, der ihm den Rath gab, ſich
des Adels zu verſichern, und diejenigen, ſo aus
England verbannet waren, zuruͤck zu ruffen, indem,
wenn ſolches geſchehen, er den Hochmuth und die
ſtets zunehmende Freyheit dieſes Menſchen bald
wuͤrde baͤndigen koͤnnen. Dieſemnach nahm der
Koͤnig den Lord Ruthoen, der nur vor kurtzem
von einem Fieber wiederum geneſen war, nebſt 4.
biß 5. andern vornehmen Herren mit ſich, und trat
in das Zimmer unvermuthet hinein, wo die Koͤni-
gin bey der Abend-Mahlzeit ſaſſe; und als der
Lord Ruthoen den David an der Taffel ſahe,
(denn Jhro Maj. pflegte, wenn ſie Abends priva-
tim
ſpeiſete, andere neben ſich ſitzen zu laſſen, und
dieſen Abend war die Graͤfin Argyle und David
neben ſie rangiret) befahl er dieſem, aufzuſtehen

und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0074" n="54"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">Maria,</hi> Ko&#x0364;nigin von Schottland,</hi></fw><lb/><hi rendition="#aq">roganz</hi> gleichfals &#x017F;o groß war, daß er nicht nur<lb/>
die Vornehm&#x017F;ten am Hoff zu u&#x0364;bertreffen, &#x017F;ondern<lb/>
auch dem Ko&#x0364;nige &#x017F;elb&#x017F;ten an Staat und Kleidung,<lb/>
an <hi rendition="#aq">Meublen</hi> und Hauß-Gera&#x0364;the, und an der<lb/>
Zahl derer Bedienten und <hi rendition="#aq">Sort</hi>en von Pferden, ja<lb/>
allen andern Stu&#x0364;cken, es zuvor zu thun &#x017F;uchte, al&#x017F;o,<lb/>
daß zu der Zeit kein <hi rendition="#aq">Di&#x017F;cours</hi> durch Schottland<lb/>
mehr gangbar und gebe war, als von des <hi rendition="#aq">Davids</hi><lb/>
Hoheit, von dem <hi rendition="#aq">Credit</hi> und Ehre, worzu er ge-<lb/>
&#x017F;tiegen war, und in was fu&#x0364;r &#x017F;chlechtem An&#x017F;ehen<lb/>
hingegen der Ko&#x0364;nig &#x017F;ich befa&#x0364;nde. Und da al&#x017F;o der<lb/>
Ko&#x0364;nig die&#x017F;es behertzigte, gedachte er mit Schmer-<lb/>
tzen an &#x017F;einen Vater, der ihm den Rath gab, &#x017F;ich<lb/>
des Adels zu ver&#x017F;ichern, und diejenigen, &#x017F;o aus<lb/>
England verbannet waren, zuru&#x0364;ck zu ruffen, indem,<lb/>
wenn &#x017F;olches ge&#x017F;chehen, er den Hochmuth und die<lb/>
&#x017F;tets zunehmende Freyheit die&#x017F;es Men&#x017F;chen bald<lb/>
wu&#x0364;rde ba&#x0364;ndigen ko&#x0364;nnen. Die&#x017F;emnach nahm der<lb/>
Ko&#x0364;nig den <hi rendition="#aq">Lord Ruthoen,</hi> der nur vor kurtzem<lb/>
von einem Fieber wiederum gene&#x017F;en war, neb&#x017F;t 4.<lb/>
biß 5. andern vornehmen Herren mit &#x017F;ich, und trat<lb/>
in das Zimmer unvermuthet hinein, wo die Ko&#x0364;ni-<lb/>
gin bey der Abend-Mahlzeit &#x017F;a&#x017F;&#x017F;e; und als der<lb/><hi rendition="#aq">Lord Ruthoen</hi> den <hi rendition="#aq">David</hi> an der Taffel &#x017F;ahe,<lb/>
(denn Jhro Maj. pflegte, wenn &#x017F;ie Abends <hi rendition="#aq">priva-<lb/>
tim</hi> &#x017F;pei&#x017F;ete, andere neben &#x017F;ich &#x017F;itzen zu la&#x017F;&#x017F;en, und<lb/>
die&#x017F;en Abend war die Gra&#x0364;fin <hi rendition="#aq">Argyle</hi> und <hi rendition="#aq">David</hi><lb/>
neben &#x017F;ie <hi rendition="#aq">rangi</hi>ret) befahl er die&#x017F;em, aufzu&#x017F;tehen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">und</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0074] Maria, Koͤnigin von Schottland, roganz gleichfals ſo groß war, daß er nicht nur die Vornehmſten am Hoff zu uͤbertreffen, ſondern auch dem Koͤnige ſelbſten an Staat und Kleidung, an Meublen und Hauß-Geraͤthe, und an der Zahl derer Bedienten und Sorten von Pferden, ja allen andern Stuͤcken, es zuvor zu thun ſuchte, alſo, daß zu der Zeit kein Diſcours durch Schottland mehr gangbar und gebe war, als von des Davids Hoheit, von dem Credit und Ehre, worzu er ge- ſtiegen war, und in was fuͤr ſchlechtem Anſehen hingegen der Koͤnig ſich befaͤnde. Und da alſo der Koͤnig dieſes behertzigte, gedachte er mit Schmer- tzen an ſeinen Vater, der ihm den Rath gab, ſich des Adels zu verſichern, und diejenigen, ſo aus England verbannet waren, zuruͤck zu ruffen, indem, wenn ſolches geſchehen, er den Hochmuth und die ſtets zunehmende Freyheit dieſes Menſchen bald wuͤrde baͤndigen koͤnnen. Dieſemnach nahm der Koͤnig den Lord Ruthoen, der nur vor kurtzem von einem Fieber wiederum geneſen war, nebſt 4. biß 5. andern vornehmen Herren mit ſich, und trat in das Zimmer unvermuthet hinein, wo die Koͤni- gin bey der Abend-Mahlzeit ſaſſe; und als der Lord Ruthoen den David an der Taffel ſahe, (denn Jhro Maj. pflegte, wenn ſie Abends priva- tim ſpeiſete, andere neben ſich ſitzen zu laſſen, und dieſen Abend war die Graͤfin Argyle und David neben ſie rangiret) befahl er dieſem, aufzuſtehen und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Angaben des Verlagsortes und des Verlegers si… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/74
Zitationshilfe: Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rost_thaten_1721/74>, abgerufen am 25.11.2024.