Rost, Johann Leonhard: Leben und Thaten Derer berühmtesten Englischen Coquetten und Maitressen. Nürnberg, 1721.Helena Gwin, andern verursachte der folgende keine geringe Freu-de und Kurtzweil: Sie begehrte, man möchte auf dem Wasser stille halten, um das schöne Wetter und die liebliche Harmonie der wohlklingenden Music desto besser geniessen zu können. Alsdann liesse sie einige Angel-Ruthen, mit seidenen Schnü- ren und güldenen Häcken, bringen; Und der König, nebst unterschiedlichen andern, fieng an, sich mit der beliebten Kunst des Angelns zu ergötzen, kunnte aber, alles angewandten Fleisses ungeachtet, nicht das geringste fangen, worüber die Damen von Hertzen lacheten, daß auch Se. Majestät sagte, er wollte diese Ergötzlichkeit beschliessen; indem er aber seine Schnur zuckte und zurücke zog, befande er ein halb Dutzent gebratene Smelte oder Spie- ringe an seinen Hacken mit Seide angebunden: Worüber sowohl der König, als die andern alle, überlaut zu lachen anfiengen. Madame Helena vermeldete ihm: Ein so grosser König mü- ste vor andern etwas besonders haben: Arme Fischer fiengen nur lebendige Fi- sche, aber Sr. Maj. ihre wären schon zu- gerichtet; Aber der Printz von Neuburg ließ sich vernehmen: Daß es an sechsen unter so viele nicht genug wäre, er wollte ver- suchen, ob er nicht noch einige zu des Kö- nigs seinen Fischen fangen könnte; Und da er die Schnur einwarff, und fühlete, daß sie schwer
Helena Gwin, andern verurſachte der folgende keine geringe Freu-de und Kurtzweil: Sie begehrte, man moͤchte auf dem Waſſer ſtille halten, um das ſchoͤne Wetter und die liebliche Harmonie der wohlklingenden Muſic deſto beſſer genieſſen zu koͤnnen. Alsdann lieſſe ſie einige Angel-Ruthen, mit ſeidenen Schnuͤ- ren und guͤldenen Haͤcken, bringen; Und der Koͤnig, nebſt unterſchiedlichen andern, fieng an, ſich mit der beliebten Kunſt des Angelns zu ergoͤtzen, kunnte aber, alles angewandten Fleiſſes ungeachtet, nicht das geringſte fangen, woruͤber die Damen von Hertzen lacheten, daß auch Se. Majeſtaͤt ſagte, er wollte dieſe Ergoͤtzlichkeit beſchlieſſen; indem er aber ſeine Schnur zuckte und zuruͤcke zog, befande er ein halb Dutzent gebratene Smelte oder Spie- ringe an ſeinen Hacken mit Seide angebunden: Woruͤber ſowohl der Koͤnig, als die andern alle, uͤberlaut zu lachen anfiengen. Madame Helena vermeldete ihm: Ein ſo groſſer Koͤnig muͤ- ſte vor andern etwas beſonders haben: Arme Fiſcher fiengen nur lebendige Fi- ſche, aber Sr. Maj. ihre waͤren ſchon zu- gerichtet; Aber der Printz von Neuburg ließ ſich vernehmen: Daß es an ſechſen unter ſo viele nicht genug waͤre, er wollte ver- ſuchen, ob er nicht noch einige zu des Koͤ- nigs ſeinen Fiſchen fangen koͤnnte; Und da er die Schnur einwarff, und fuͤhlete, daß ſie ſchwer
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Helena Gwin,
andern verurſachte der folgende keine geringe Freu-
de und Kurtzweil: Sie begehrte, man moͤchte auf
dem Waſſer ſtille halten, um das ſchoͤne Wetter
und die liebliche Harmonie der wohlklingenden
Muſic deſto beſſer genieſſen zu koͤnnen. Alsdann
lieſſe ſie einige Angel-Ruthen, mit ſeidenen Schnuͤ-
ren und guͤldenen Haͤcken, bringen; Und der Koͤnig,
nebſt unterſchiedlichen andern, fieng an, ſich mit
der beliebten Kunſt des Angelns zu ergoͤtzen, kunnte
aber, alles angewandten Fleiſſes ungeachtet, nicht
das geringſte fangen, woruͤber die Damen von
Hertzen lacheten, daß auch Se. Majeſtaͤt ſagte, er
wollte dieſe Ergoͤtzlichkeit beſchlieſſen; indem er
aber ſeine Schnur zuckte und zuruͤcke zog, befande
er ein halb Dutzent gebratene Smelte oder Spie-
ringe an ſeinen Hacken mit Seide angebunden:
Woruͤber ſowohl der Koͤnig, als die andern alle,
uͤberlaut zu lachen anfiengen. Madame Helena
vermeldete ihm: Ein ſo groſſer Koͤnig muͤ-
ſte vor andern etwas beſonders haben:
Arme Fiſcher fiengen nur lebendige Fi-
ſche, aber Sr. Maj. ihre waͤren ſchon zu-
gerichtet; Aber der Printz von Neuburg ließ
ſich vernehmen: Daß es an ſechſen unter
ſo viele nicht genug waͤre, er wollte ver-
ſuchen, ob er nicht noch einige zu des Koͤ-
nigs ſeinen Fiſchen fangen koͤnnte; Und
da er die Schnur einwarff, und fuͤhlete, daß ſie
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