Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

Bild:
<< vorherige Seite

III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize.
der percipirenden Elemente sich ausbilden müssen, sondern es
wird auch eine ganze Reihe den Reiz beim Durchlaufen all-
mählich umformender Zellen entstehen müssen, wenn nicht
schon die erste aufnehmende Zelle die Fähigkeit besitzt, ihn
in die den Bewusstseinszellen adäquate Form zu verwandeln.
Es ist dies ein Verhalten, welches uns die mehrfachen Unter-
abtheilungen, in welche die Umsetzung der Lichtbewegung abge-
gliedert ist, so dass ausser der Sinneszelle noch drei Ganglien-
zellen in der Netzhaut durchlaufen werden, ehe der Reiz die
zur Fortleitung und zur Verarbeitung im Gehirn geeignete
Qualität erlangt hat, thatsächlich vor Augen stellt.

Es wäre beim Vorhandensein der supponirten Eigenschaft
ferner erforderlich, dass mit der Zeit auch an die Reizinten-
sitäten,
soweit sie regelmässig wiederkehren, besondere
Anpassungen
durch Züchtung gerade auf diese vorhandenen
Reizstärken am stärksten reagirender Substanzen hätten statt-
finden müssen. Dies ist nun bekanntlich auch bei den Reiz-
organen, den Muskeln, Drüsen, Nerven und Sinnesorganen, in
ausgeprägtem Maasse der Fall, denn sie alle reagiren blos auf
bestimmte mittlere Reizstärken am vollkommensten in ihrer spe-
cifischen Weise, auf erheblich grössere oder geringere Inten-
sitäten aber relativ viel schwächer; bei den Muskeln giebt sich
dasselbe Verhalten auch noch in einem besonderen Formver-
hältniss kund, welches ich anderen Ortes ausführlich zu er-
örtern gedenke.

Die Uebereinstimmung dieser eventuellen Leistungen tro-
phisch durch die Reize beeinflusster Substanzen mit den that-
sächlichen Verhältnissen in den Organismen, insbesondere die
Uebereinstimmung der Structur der Knochen und der Fascien
mit den Spannungslinien, welche, wie im Kapitel I gezeigt,
nicht durch Auslese nach Darwin erklärt werden kann, be-

III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize.
der percipirenden Elemente sich ausbilden müssen, sondern es
wird auch eine ganze Reihe den Reiz beim Durchlaufen all-
mählich umformender Zellen entstehen müssen, wenn nicht
schon die erste aufnehmende Zelle die Fähigkeit besitzt, ihn
in die den Bewusstseinszellen adäquate Form zu verwandeln.
Es ist dies ein Verhalten, welches uns die mehrfachen Unter-
abtheilungen, in welche die Umsetzung der Lichtbewegung abge-
gliedert ist, so dass ausser der Sinneszelle noch drei Ganglien-
zellen in der Netzhaut durchlaufen werden, ehe der Reiz die
zur Fortleitung und zur Verarbeitung im Gehirn geeignete
Qualität erlangt hat, thatsächlich vor Augen stellt.

Es wäre beim Vorhandensein der supponirten Eigenschaft
ferner erforderlich, dass mit der Zeit auch an die Reizinten-
sitäten,
soweit sie regelmässig wiederkehren, besondere
Anpassungen
durch Züchtung gerade auf diese vorhandenen
Reizstärken am stärksten reagirender Substanzen hätten statt-
finden müssen. Dies ist nun bekanntlich auch bei den Reiz-
organen, den Muskeln, Drüsen, Nerven und Sinnesorganen, in
ausgeprägtem Maasse der Fall, denn sie alle reagiren blos auf
bestimmte mittlere Reizstärken am vollkommensten in ihrer spe-
cifischen Weise, auf erheblich grössere oder geringere Inten-
sitäten aber relativ viel schwächer; bei den Muskeln giebt sich
dasselbe Verhalten auch noch in einem besonderen Formver-
hältniss kund, welches ich anderen Ortes ausführlich zu er-
örtern gedenke.

Die Uebereinstimmung dieser eventuellen Leistungen tro-
phisch durch die Reize beeinflusster Substanzen mit den that-
sächlichen Verhältnissen in den Organismen, insbesondere die
Uebereinstimmung der Structur der Knochen und der Fascien
mit den Spannungslinien, welche, wie im Kapitel I gezeigt,
nicht durch Auslese nach Darwin erklärt werden kann, be-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0130" n="116"/><fw place="top" type="header">III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize.</fw><lb/>
der percipirenden Elemente sich ausbilden müssen, sondern es<lb/>
wird auch eine ganze Reihe den Reiz beim Durchlaufen all-<lb/>
mählich umformender Zellen entstehen müssen, wenn nicht<lb/>
schon die erste aufnehmende Zelle die Fähigkeit besitzt, ihn<lb/>
in die den Bewusstseinszellen adäquate Form zu verwandeln.<lb/>
Es ist dies ein Verhalten, welches uns die mehrfachen Unter-<lb/>
abtheilungen, in welche die Umsetzung der Lichtbewegung abge-<lb/>
gliedert ist, so dass ausser der Sinneszelle noch drei Ganglien-<lb/>
zellen in der Netzhaut durchlaufen werden, ehe der Reiz die<lb/>
zur Fortleitung und zur Verarbeitung im Gehirn geeignete<lb/>
Qualität erlangt hat, thatsächlich vor Augen stellt.</p><lb/>
        <p>Es wäre beim Vorhandensein der supponirten Eigenschaft<lb/>
ferner erforderlich, dass mit der Zeit auch <hi rendition="#g">an die Reizinten-<lb/>
sitäten,</hi> soweit sie regelmässig wiederkehren, <hi rendition="#g">besondere<lb/>
Anpassungen</hi> durch Züchtung gerade auf diese vorhandenen<lb/>
Reizstärken am stärksten reagirender Substanzen hätten statt-<lb/>
finden müssen. Dies ist nun bekanntlich auch bei den Reiz-<lb/>
organen, den Muskeln, Drüsen, Nerven und Sinnesorganen, in<lb/>
ausgeprägtem Maasse der Fall, denn sie alle reagiren blos auf<lb/>
bestimmte mittlere Reizstärken am vollkommensten in ihrer spe-<lb/>
cifischen Weise, auf erheblich grössere oder geringere Inten-<lb/>
sitäten aber relativ viel schwächer; bei den Muskeln giebt sich<lb/>
dasselbe Verhalten auch noch in einem besonderen Formver-<lb/>
hältniss kund, welches ich anderen Ortes ausführlich zu er-<lb/>
örtern gedenke.</p><lb/>
        <p>Die Uebereinstimmung dieser eventuellen Leistungen tro-<lb/>
phisch durch die Reize beeinflusster Substanzen mit den that-<lb/>
sächlichen Verhältnissen in den Organismen, insbesondere die<lb/>
Uebereinstimmung der Structur der Knochen und der Fascien<lb/>
mit den Spannungslinien, welche, wie im Kapitel I gezeigt,<lb/>
nicht durch Auslese nach <hi rendition="#g">Darwin</hi> erklärt werden kann, be-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[116/0130] III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize. der percipirenden Elemente sich ausbilden müssen, sondern es wird auch eine ganze Reihe den Reiz beim Durchlaufen all- mählich umformender Zellen entstehen müssen, wenn nicht schon die erste aufnehmende Zelle die Fähigkeit besitzt, ihn in die den Bewusstseinszellen adäquate Form zu verwandeln. Es ist dies ein Verhalten, welches uns die mehrfachen Unter- abtheilungen, in welche die Umsetzung der Lichtbewegung abge- gliedert ist, so dass ausser der Sinneszelle noch drei Ganglien- zellen in der Netzhaut durchlaufen werden, ehe der Reiz die zur Fortleitung und zur Verarbeitung im Gehirn geeignete Qualität erlangt hat, thatsächlich vor Augen stellt. Es wäre beim Vorhandensein der supponirten Eigenschaft ferner erforderlich, dass mit der Zeit auch an die Reizinten- sitäten, soweit sie regelmässig wiederkehren, besondere Anpassungen durch Züchtung gerade auf diese vorhandenen Reizstärken am stärksten reagirender Substanzen hätten statt- finden müssen. Dies ist nun bekanntlich auch bei den Reiz- organen, den Muskeln, Drüsen, Nerven und Sinnesorganen, in ausgeprägtem Maasse der Fall, denn sie alle reagiren blos auf bestimmte mittlere Reizstärken am vollkommensten in ihrer spe- cifischen Weise, auf erheblich grössere oder geringere Inten- sitäten aber relativ viel schwächer; bei den Muskeln giebt sich dasselbe Verhalten auch noch in einem besonderen Formver- hältniss kund, welches ich anderen Ortes ausführlich zu er- örtern gedenke. Die Uebereinstimmung dieser eventuellen Leistungen tro- phisch durch die Reize beeinflusster Substanzen mit den that- sächlichen Verhältnissen in den Organismen, insbesondere die Uebereinstimmung der Structur der Knochen und der Fascien mit den Spannungslinien, welche, wie im Kapitel I gezeigt, nicht durch Auslese nach Darwin erklärt werden kann, be-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/130
Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/130>, abgerufen am 21.11.2024.