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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize.
pensation in der Ernährung, welche durch einen Reiz veranlasst
worden ist, nach dem Aufhören des Reizes dauernd fortbestehen
kann. Da derartiges nie durch Beobachtung sicher hat fest-
gestellt werden können und die Procentzahl derjenigen Ge-
schwülste, für welche Reize als Ursache vermuthungsweise
angegeben worden sind, blos 14 % beträgt, so können wir mit
Cohnheim der ganzen Lehre keine Berechtigung zuerkennen.
Vielmehr stimmen wir mit letzterem Autor1) überein, wenn
er die früher von Virchow und Lücke für Specialfälle aus-
gesprochene Idee zu dem allgemeinen Princip erweitert hat,
dass alle diese durch unbegrenztes Wachsthum charakterisirten
Geschwülste als überschüssige Reste embryonalen Gewebes an-
zusehen sind, welche später ihre bewahrte embryonale Eigen-
thümlichkeit fortschreitenden Wachsthums zur Geltung bringen,
sobald die umgebenden Gewebe geschwächt genug sind, um
ihnen nicht mehr genügend Widerstand zu leisten zu vermögen.

Damit können also diese Geschwülste keine Analogiestütze
für unsere Auffassung der trophischen Wirkung der functionellen
Reize abgeben.

Anders ist dies mit einer anderen, besonderen Gruppe von
Geschwülsten, den Infectionsgeschwülsten oder den Granu-
lationsgeschwülsten Virchow's
, zu denen die Syphilis-,
Aussatz- (Lepra-), Tuberculose-, Typhus- und Lupusneubildung
gehören. Hier können wir der Ansicht Cohnheim's, dass
diese Geschwülste, welche nach einer nachweisbar stattge-
habten Vergiftung des Körpers mit einem specifischen Krank-
heitsgifte an verschiedenen Stellen des Körpers zunächst als
kleine Knötchen aus lauter dicht bei einander gelagerten Rund-
zellen im Bindegewebe auftreten, blos durch locale Erweiterung
der Blutgefässe bedingt seien2), nicht beipflichten, da wir uns

1) Cohnheim, Allgem. Pathologie. Bd. I. p. 635 u. 644. 1877.
2) l. c. p. 619.

III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize.
pensation in der Ernährung, welche durch einen Reiz veranlasst
worden ist, nach dem Aufhören des Reizes dauernd fortbestehen
kann. Da derartiges nie durch Beobachtung sicher hat fest-
gestellt werden können und die Procentzahl derjenigen Ge-
schwülste, für welche Reize als Ursache vermuthungsweise
angegeben worden sind, blos 14 % beträgt, so können wir mit
Cohnheim der ganzen Lehre keine Berechtigung zuerkennen.
Vielmehr stimmen wir mit letzterem Autor1) überein, wenn
er die früher von Virchow und Lücke für Specialfälle aus-
gesprochene Idee zu dem allgemeinen Princip erweitert hat,
dass alle diese durch unbegrenztes Wachsthum charakterisirten
Geschwülste als überschüssige Reste embryonalen Gewebes an-
zusehen sind, welche später ihre bewahrte embryonale Eigen-
thümlichkeit fortschreitenden Wachsthums zur Geltung bringen,
sobald die umgebenden Gewebe geschwächt genug sind, um
ihnen nicht mehr genügend Widerstand zu leisten zu vermögen.

Damit können also diese Geschwülste keine Analogiestütze
für unsere Auffassung der trophischen Wirkung der functionellen
Reize abgeben.

Anders ist dies mit einer anderen, besonderen Gruppe von
Geschwülsten, den Infectionsgeschwülsten oder den Granu-
lationsgeschwülsten Virchow’s
, zu denen die Syphilis-,
Aussatz- (Lepra-), Tuberculose-, Typhus- und Lupusneubildung
gehören. Hier können wir der Ansicht Cohnheim’s, dass
diese Geschwülste, welche nach einer nachweisbar stattge-
habten Vergiftung des Körpers mit einem specifischen Krank-
heitsgifte an verschiedenen Stellen des Körpers zunächst als
kleine Knötchen aus lauter dicht bei einander gelagerten Rund-
zellen im Bindegewebe auftreten, blos durch locale Erweiterung
der Blutgefässe bedingt seien2), nicht beipflichten, da wir uns

1) Cohnheim, Allgem. Pathologie. Bd. I. p. 635 u. 644. 1877.
2) l. c. p. 619.
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[135/0149] III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize. pensation in der Ernährung, welche durch einen Reiz veranlasst worden ist, nach dem Aufhören des Reizes dauernd fortbestehen kann. Da derartiges nie durch Beobachtung sicher hat fest- gestellt werden können und die Procentzahl derjenigen Ge- schwülste, für welche Reize als Ursache vermuthungsweise angegeben worden sind, blos 14 % beträgt, so können wir mit Cohnheim der ganzen Lehre keine Berechtigung zuerkennen. Vielmehr stimmen wir mit letzterem Autor 1) überein, wenn er die früher von Virchow und Lücke für Specialfälle aus- gesprochene Idee zu dem allgemeinen Princip erweitert hat, dass alle diese durch unbegrenztes Wachsthum charakterisirten Geschwülste als überschüssige Reste embryonalen Gewebes an- zusehen sind, welche später ihre bewahrte embryonale Eigen- thümlichkeit fortschreitenden Wachsthums zur Geltung bringen, sobald die umgebenden Gewebe geschwächt genug sind, um ihnen nicht mehr genügend Widerstand zu leisten zu vermögen. Damit können also diese Geschwülste keine Analogiestütze für unsere Auffassung der trophischen Wirkung der functionellen Reize abgeben. Anders ist dies mit einer anderen, besonderen Gruppe von Geschwülsten, den Infectionsgeschwülsten oder den Granu- lationsgeschwülsten Virchow’s, zu denen die Syphilis-, Aussatz- (Lepra-), Tuberculose-, Typhus- und Lupusneubildung gehören. Hier können wir der Ansicht Cohnheim’s, dass diese Geschwülste, welche nach einer nachweisbar stattge- habten Vergiftung des Körpers mit einem specifischen Krank- heitsgifte an verschiedenen Stellen des Körpers zunächst als kleine Knötchen aus lauter dicht bei einander gelagerten Rund- zellen im Bindegewebe auftreten, blos durch locale Erweiterung der Blutgefässe bedingt seien 2), nicht beipflichten, da wir uns 1) Cohnheim, Allgem. Pathologie. Bd. I. p. 635 u. 644. 1877. 2) l. c. p. 619.

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/149>, abgerufen am 21.11.2024.