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Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.

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III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize.
Es ist aber zu erwähnen, dass nur in seltenen Fällen die so
bewirkte Hyperämie der Haut des Kopfes längere Zeit anhält,
sondern meist nach einigen Tagen oder Wochen wieder schwindet.

In gleicher Weise sah ich bei einem Arzte eine Erweiterung
der Blutgefässe der Haut an den Kleinfingerballen beider Hände,
sodass sie dunkelrosa aussahen, ohne jede Verdickung der
Lederhaut oder der Epidermis oder vermehrte Abschuppung
der letzteren, obgleich dieser Zustand bereits 7 Jahre andauerte;
und derartiges Verhalten der Gewebe bei chronischer Erwei-
terung der Gefässe infolge Affection der Gefässnerven (vaso-
motorische Neurosen) ist in neuerer Zeit, seitdem man darauf
aufmerksam geworden ist, oft beobachtet worden.

Gegen diese Fähigkeit der Theile, die Nahrungsaufnahme
zu verschmähen, können Experimente, in welchen Hypertrophie
sich einstellte, nichts beweisen; sie zeigen blos, dass in anderen
Fällen, deren wesentliche Unterschiede uns nicht bekannt sind,
Hyperaemie vermehrte Aufnahme hervorrufen kann. So er-
hielten A. Bidder1) und Stirling2) beträchtlicheres Wachs-
thum des Ohres der operirten Seite nach obigem Experiment,
und ebenso beobachtete Schiff3) danach und Sigm. Mayer4)
bei gleichzeitiger Durchschneidung des N. auricular. magnus,
dass auf der betreffenden Seite die Haare des Ohres rascher
wuchsen.

Paget5) verpflanzte den Sporn eines Hahnes auf den Kamm
desselben und sah ihn auf diesem gefässreichen Gewebe in
ungemein starker Weise wachsen. Da aber der Hahnenkamm

1) A. Bidder, Centralbl. f. Chir. 1874. Nr. 7.
2) Stirling, Journ. of Anat. and Physiol. X. p. 511. 1876.
3) Schiff, Untersuchungen z. Physiol. d. Nervensyst. 1855. p. 166.
4) S. Mayer, Spec. Nervenphysiol., Hermann, Handb. d. Physiol.
II. 1. p. 205.
5) Paget, Lect. on surg. pathol. I. p. 72. Cit. nach Cohnheim, Allgem.
Patholog. I. p. 602.

III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize.
Es ist aber zu erwähnen, dass nur in seltenen Fällen die so
bewirkte Hyperämie der Haut des Kopfes längere Zeit anhält,
sondern meist nach einigen Tagen oder Wochen wieder schwindet.

In gleicher Weise sah ich bei einem Arzte eine Erweiterung
der Blutgefässe der Haut an den Kleinfingerballen beider Hände,
sodass sie dunkelrosa aussahen, ohne jede Verdickung der
Lederhaut oder der Epidermis oder vermehrte Abschuppung
der letzteren, obgleich dieser Zustand bereits 7 Jahre andauerte;
und derartiges Verhalten der Gewebe bei chronischer Erwei-
terung der Gefässe infolge Affection der Gefässnerven (vaso-
motorische Neurosen) ist in neuerer Zeit, seitdem man darauf
aufmerksam geworden ist, oft beobachtet worden.

Gegen diese Fähigkeit der Theile, die Nahrungsaufnahme
zu verschmähen, können Experimente, in welchen Hypertrophie
sich einstellte, nichts beweisen; sie zeigen blos, dass in anderen
Fällen, deren wesentliche Unterschiede uns nicht bekannt sind,
Hyperaemie vermehrte Aufnahme hervorrufen kann. So er-
hielten A. Bidder1) und Stirling2) beträchtlicheres Wachs-
thum des Ohres der operirten Seite nach obigem Experiment,
und ebenso beobachtete Schiff3) danach und Sigm. Mayer4)
bei gleichzeitiger Durchschneidung des N. auricular. magnus,
dass auf der betreffenden Seite die Haare des Ohres rascher
wuchsen.

Paget5) verpflanzte den Sporn eines Hahnes auf den Kamm
desselben und sah ihn auf diesem gefässreichen Gewebe in
ungemein starker Weise wachsen. Da aber der Hahnenkamm

1) A. Bidder, Centralbl. f. Chir. 1874. Nr. 7.
2) Stirling, Journ. of Anat. and Physiol. X. p. 511. 1876.
3) Schiff, Untersuchungen z. Physiol. d. Nervensyst. 1855. p. 166.
4) S. Mayer, Spec. Nervenphysiol., Hermann, Handb. d. Physiol.
II. 1. p. 205.
5) Paget, Lect. on surg. pathol. I. p. 72. Cit. nach Cohnheim, Allgem.
Patholog. I. p. 602.
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[143/0157] III. Nachweis der trophischen Wirkung der functionellen Reize. Es ist aber zu erwähnen, dass nur in seltenen Fällen die so bewirkte Hyperämie der Haut des Kopfes längere Zeit anhält, sondern meist nach einigen Tagen oder Wochen wieder schwindet. In gleicher Weise sah ich bei einem Arzte eine Erweiterung der Blutgefässe der Haut an den Kleinfingerballen beider Hände, sodass sie dunkelrosa aussahen, ohne jede Verdickung der Lederhaut oder der Epidermis oder vermehrte Abschuppung der letzteren, obgleich dieser Zustand bereits 7 Jahre andauerte; und derartiges Verhalten der Gewebe bei chronischer Erwei- terung der Gefässe infolge Affection der Gefässnerven (vaso- motorische Neurosen) ist in neuerer Zeit, seitdem man darauf aufmerksam geworden ist, oft beobachtet worden. Gegen diese Fähigkeit der Theile, die Nahrungsaufnahme zu verschmähen, können Experimente, in welchen Hypertrophie sich einstellte, nichts beweisen; sie zeigen blos, dass in anderen Fällen, deren wesentliche Unterschiede uns nicht bekannt sind, Hyperaemie vermehrte Aufnahme hervorrufen kann. So er- hielten A. Bidder 1) und Stirling 2) beträchtlicheres Wachs- thum des Ohres der operirten Seite nach obigem Experiment, und ebenso beobachtete Schiff 3) danach und Sigm. Mayer 4) bei gleichzeitiger Durchschneidung des N. auricular. magnus, dass auf der betreffenden Seite die Haare des Ohres rascher wuchsen. Paget 5) verpflanzte den Sporn eines Hahnes auf den Kamm desselben und sah ihn auf diesem gefässreichen Gewebe in ungemein starker Weise wachsen. Da aber der Hahnenkamm 1) A. Bidder, Centralbl. f. Chir. 1874. Nr. 7. 2) Stirling, Journ. of Anat. and Physiol. X. p. 511. 1876. 3) Schiff, Untersuchungen z. Physiol. d. Nervensyst. 1855. p. 166. 4) S. Mayer, Spec. Nervenphysiol., Hermann, Handb. d. Physiol. II. 1. p. 205. 5) Paget, Lect. on surg. pathol. I. p. 72. Cit. nach Cohnheim, Allgem. Patholog. I. p. 602.

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Zitationshilfe: Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/roux_kampf_1881/157>, abgerufen am 23.11.2024.