Roux, Wilhelm: Der Kampf der Teile des Organismus. Leipzig, 1881.IV. Differenzirende u. gestaltende Wirkungen der function. Reize. werden und so den Knochen verdicken. In dem Maasse aber,als der Knochen sich aussen verdickt, werden die inneren Theile entlastet, sodass schliesslich im Innern durch Inactivi- tätsatrophie gänzlicher Schwund der Knochensubstanz entsteht, welcher zur Röhrenbildung führt. Es ist somit ein Princip ge- geben, den Knochen immer nach aussen hin zu verdicken und innen auszuhöhlen und dadurch mit immer weniger Knochen- substanz das Höchste an Festigkeit zu leisten, denn je grösser der Durchmesser einer hohlen Säule ist, um so weniger dick braucht ihre Wandung zu sein. Wenn wir nun auch nicht wissen, warum die derartige äussere Zunahme der Röhren- knochen nicht stetig fortschreitet, sondern ihr bestimmtes Ende findet, bei Säugethieren früher, bei Vögeln später, so muss doch der Vorgang selber auf die angegebenen Ursachen zurück- geführt werden. Und es ist kein Grund vorhanden, das Gesagte blos von den Röhrenknochen gelten zu lassen, sondern in gleicher Weise werden die Höhlungen im Stirnbein, im Ober- kieferbein, im Wespenbeinkörper, im Siebbeinlabyrinth und im Zitzenfortsatz des Schläfenbeines ihre dynamische Erklärung finden, wenn uns auch hier wieder die Ursache der Abgren- zung des Processes unbekannt ist. Welches Gewebe der Atro- phie nachfolgt und den freien Raum einnimmt, ob sich Knochen- mark bildet, wie in den Röhrenknochen, oder ob angrenzende Epithelien nachwachsend den Raum auskleiden, wie in den er- wähnten Höhlungen der Schädelknochen, oder ob dies wie bei den Vögeln durch Auswüchse der Lungen geschieht, wird jedenfalls durch accessorische Momente bestimmt, deren Er- klärung an dieser Stelle Niemand verlangen wird. Auf dem Wege der Selbstgestaltung unter Reizeinwirkung Roux, Kampf der Theile. 13
IV. Differenzirende u. gestaltende Wirkungen der function. Reize. werden und so den Knochen verdicken. In dem Maasse aber,als der Knochen sich aussen verdickt, werden die inneren Theile entlastet, sodass schliesslich im Innern durch Inactivi- tätsatrophie gänzlicher Schwund der Knochensubstanz entsteht, welcher zur Röhrenbildung führt. Es ist somit ein Princip ge- geben, den Knochen immer nach aussen hin zu verdicken und innen auszuhöhlen und dadurch mit immer weniger Knochen- substanz das Höchste an Festigkeit zu leisten, denn je grösser der Durchmesser einer hohlen Säule ist, um so weniger dick braucht ihre Wandung zu sein. Wenn wir nun auch nicht wissen, warum die derartige äussere Zunahme der Röhren- knochen nicht stetig fortschreitet, sondern ihr bestimmtes Ende findet, bei Säugethieren früher, bei Vögeln später, so muss doch der Vorgang selber auf die angegebenen Ursachen zurück- geführt werden. Und es ist kein Grund vorhanden, das Gesagte blos von den Röhrenknochen gelten zu lassen, sondern in gleicher Weise werden die Höhlungen im Stirnbein, im Ober- kieferbein, im Wespenbeinkörper, im Siebbeinlabyrinth und im Zitzenfortsatz des Schläfenbeines ihre dynamische Erklärung finden, wenn uns auch hier wieder die Ursache der Abgren- zung des Processes unbekannt ist. Welches Gewebe der Atro- phie nachfolgt und den freien Raum einnimmt, ob sich Knochen- mark bildet, wie in den Röhrenknochen, oder ob angrenzende Epithelien nachwachsend den Raum auskleiden, wie in den er- wähnten Höhlungen der Schädelknochen, oder ob dies wie bei den Vögeln durch Auswüchse der Lungen geschieht, wird jedenfalls durch accessorische Momente bestimmt, deren Er- klärung an dieser Stelle Niemand verlangen wird. Auf dem Wege der Selbstgestaltung unter Reizeinwirkung Roux, Kampf der Theile. 13
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IV. Differenzirende u. gestaltende Wirkungen der function. Reize.
werden und so den Knochen verdicken. In dem Maasse aber,
als der Knochen sich aussen verdickt, werden die inneren
Theile entlastet, sodass schliesslich im Innern durch Inactivi-
tätsatrophie gänzlicher Schwund der Knochensubstanz entsteht,
welcher zur Röhrenbildung führt. Es ist somit ein Princip ge-
geben, den Knochen immer nach aussen hin zu verdicken und
innen auszuhöhlen und dadurch mit immer weniger Knochen-
substanz das Höchste an Festigkeit zu leisten, denn je grösser
der Durchmesser einer hohlen Säule ist, um so weniger dick
braucht ihre Wandung zu sein. Wenn wir nun auch nicht
wissen, warum die derartige äussere Zunahme der Röhren-
knochen nicht stetig fortschreitet, sondern ihr bestimmtes Ende
findet, bei Säugethieren früher, bei Vögeln später, so muss
doch der Vorgang selber auf die angegebenen Ursachen zurück-
geführt werden. Und es ist kein Grund vorhanden, das Gesagte
blos von den Röhrenknochen gelten zu lassen, sondern in
gleicher Weise werden die Höhlungen im Stirnbein, im Ober-
kieferbein, im Wespenbeinkörper, im Siebbeinlabyrinth und im
Zitzenfortsatz des Schläfenbeines ihre dynamische Erklärung
finden, wenn uns auch hier wieder die Ursache der Abgren-
zung des Processes unbekannt ist. Welches Gewebe der Atro-
phie nachfolgt und den freien Raum einnimmt, ob sich Knochen-
mark bildet, wie in den Röhrenknochen, oder ob angrenzende
Epithelien nachwachsend den Raum auskleiden, wie in den er-
wähnten Höhlungen der Schädelknochen, oder ob dies wie bei
den Vögeln durch Auswüchse der Lungen geschieht, wird
jedenfalls durch accessorische Momente bestimmt, deren Er-
klärung an dieser Stelle Niemand verlangen wird.
Auf dem Wege der Selbstgestaltung unter Reizeinwirkung
entstehen wohl auch noch allenthalben an Stellen, wo grosse
Verschiebungen benachbarter Organe gegeneinander stattfinden,
durch Ueberdehnung und nachfolgende Atrophie des lockeren
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