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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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dazu gehört, nämlich dem Füttern der kleinen
Hausthiere, dem heitern Morgengespräche, dem
Begießen der Blumen u. s. w. Um 9 Uhr geht es
an das eigentliche Geschäft des Tages. Erst wird
eine Stunde gestrickt, und dabei das gestern Ge-
lernte repetirt. Dann wird eine halbe Stunde
geschrieben, einen Morgen bloß Buchstaben, den
andern Morgen in allerlei Zusammensetzungen.
Dann müssen sie das Geschriebene ablesen. Dann
folgt eine Stunde Unterricht auf dem Klaviere,
welchen ich selbst gebe, und mit beiden Kindern
zugleich angefangen, weil beide großen Trieb zei-
gen, und ich gern sehen möchte, was aus schein-
bar gleichen Anlagen werden kann, wenn sie auf
die nämliche Weise ausgebildet werden. Beide
kommen zugleich zu mir an's Klavier, eine Vier-
telstunde spreche ich mit ihnen über das, was
sie davon wissen müssen. Dann lass' ich erst Ma-
thilde spielen, der ich, wo es nur seyn kann, den
Vorrang lasse, weil sie die älteste ist, und ihr bren-
nender Ehrgeiz gar zu leicht verwundet wird.
Während die eine spielt, sitzt die andere daneben,
strickt und hört zu. Bin ich mit ihrer Aufmerk-

dazu gehört, nämlich dem Füttern der kleinen
Hausthiere, dem heitern Morgengeſpräche, dem
Begießen der Blumen u. ſ. w. Um 9 Uhr geht es
an das eigentliche Geſchäft des Tages. Erſt wird
eine Stunde geſtrickt, und dabei das geſtern Ge-
lernte repetirt. Dann wird eine halbe Stunde
geſchrieben, einen Morgen bloß Buchſtaben, den
andern Morgen in allerlei Zuſammenſetzungen.
Dann müſſen ſie das Geſchriebene ableſen. Dann
folgt eine Stunde Unterricht auf dem Klaviere,
welchen ich ſelbſt gebe, und mit beiden Kindern
zugleich angefangen, weil beide großen Trieb zei-
gen, und ich gern ſehen möchte, was aus ſchein-
bar gleichen Anlagen werden kann, wenn ſie auf
die nämliche Weiſe ausgebildet werden. Beide
kommen zugleich zu mir an’s Klavier, eine Vier-
telſtunde ſpreche ich mit ihnen über das, was
ſie davon wiſſen müſſen. Dann laſſ’ ich erſt Ma-
thilde ſpielen, der ich, wo es nur ſeyn kann, den
Vorrang laſſe, weil ſie die älteſte iſt, und ihr bren-
nender Ehrgeiz gar zu leicht verwundet wird.
Während die eine ſpielt, ſitzt die andere daneben,
ſtrickt und hört zu. Bin ich mit ihrer Aufmerk-

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[156/0170] dazu gehört, nämlich dem Füttern der kleinen Hausthiere, dem heitern Morgengeſpräche, dem Begießen der Blumen u. ſ. w. Um 9 Uhr geht es an das eigentliche Geſchäft des Tages. Erſt wird eine Stunde geſtrickt, und dabei das geſtern Ge- lernte repetirt. Dann wird eine halbe Stunde geſchrieben, einen Morgen bloß Buchſtaben, den andern Morgen in allerlei Zuſammenſetzungen. Dann müſſen ſie das Geſchriebene ableſen. Dann folgt eine Stunde Unterricht auf dem Klaviere, welchen ich ſelbſt gebe, und mit beiden Kindern zugleich angefangen, weil beide großen Trieb zei- gen, und ich gern ſehen möchte, was aus ſchein- bar gleichen Anlagen werden kann, wenn ſie auf die nämliche Weiſe ausgebildet werden. Beide kommen zugleich zu mir an’s Klavier, eine Vier- telſtunde ſpreche ich mit ihnen über das, was ſie davon wiſſen müſſen. Dann laſſ’ ich erſt Ma- thilde ſpielen, der ich, wo es nur ſeyn kann, den Vorrang laſſe, weil ſie die älteſte iſt, und ihr bren- nender Ehrgeiz gar zu leicht verwundet wird. Während die eine ſpielt, ſitzt die andere daneben, ſtrickt und hört zu. Bin ich mit ihrer Aufmerk-

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/170>, abgerufen am 24.11.2024.