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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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griffen, erschüttert, dann versage Dir die Freude
des Selbstnährens. Es ist dies ein großes Opfer,
muß aber Deiner und des Kindes Erhaltung noth-
wendig gebracht werden. Suche dann um jeden
Preis die beste der Ammen zu erhalten, d. h.
die am Geist und Gemüth gesundeste. Kann es
seyn, so wähle ein schönes, wenigstens ein gut-
müthiges Gesicht dazu. Harte, finstere, böslei-
denschaftliche Züge darf die Amme deines Kindes
auf keinen Fall haben. Das äußerste Phlegma
wäre mir lieber. -- Hast du ein junges, gesundes,
gutmüthiges unglückliches Weib gefunden, das
deines Kindes Amme werden wollte, so ziehe sie
liebreich an Dich, daß sie Dir und dem Kinde
von Herzen zugethan werde. Laß sie zwar arbei-
ten, aber wende alles behutsam von ihr ab, was
ihr schaden, und noch sorgsamer das was sie be-
trüben könnte. -- -- -- Doch der Fall, der diese
Erinnerung nöthig machte, wird bey Dir nicht
eintreten. Müßtest Du das Selbstnähren aufge-
ben, und fändest keine solche Amme, die allen die-
sen Forderungen entspräche, dann bleibt Dir ja
noch das Auffüttern übrig, welches auf jeden Fall



griffen, erſchüttert, dann verſage Dir die Freude
des Selbſtnährens. Es iſt dies ein großes Opfer,
muß aber Deiner und des Kindes Erhaltung noth-
wendig gebracht werden. Suche dann um jeden
Preis die beſte der Ammen zu erhalten, d. h.
die am Geiſt und Gemüth geſundeſte. Kann es
ſeyn, ſo wähle ein ſchönes, wenigſtens ein gut-
müthiges Geſicht dazu. Harte, finſtere, böslei-
denſchaftliche Züge darf die Amme deines Kindes
auf keinen Fall haben. Das äußerſte Phlegma
wäre mir lieber. — Haſt du ein junges, geſundes,
gutmüthiges unglückliches Weib gefunden, das
deines Kindes Amme werden wollte, ſo ziehe ſie
liebreich an Dich, daß ſie Dir und dem Kinde
von Herzen zugethan werde. Laß ſie zwar arbei-
ten, aber wende alles behutſam von ihr ab, was
ihr ſchaden, und noch ſorgſamer das was ſie be-
trüben könnte. — — — Doch der Fall, der dieſe
Erinnerung nöthig machte, wird bey Dir nicht
eintreten. Müßteſt Du das Selbſtnähren aufge-
ben, und fändeſt keine ſolche Amme, die allen die-
ſen Forderungen entſpräche, dann bleibt Dir ja
noch das Auffüttern übrig, welches auf jeden Fall

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[5/0019] griffen, erſchüttert, dann verſage Dir die Freude des Selbſtnährens. Es iſt dies ein großes Opfer, muß aber Deiner und des Kindes Erhaltung noth- wendig gebracht werden. Suche dann um jeden Preis die beſte der Ammen zu erhalten, d. h. die am Geiſt und Gemüth geſundeſte. Kann es ſeyn, ſo wähle ein ſchönes, wenigſtens ein gut- müthiges Geſicht dazu. Harte, finſtere, böslei- denſchaftliche Züge darf die Amme deines Kindes auf keinen Fall haben. Das äußerſte Phlegma wäre mir lieber. — Haſt du ein junges, geſundes, gutmüthiges unglückliches Weib gefunden, das deines Kindes Amme werden wollte, ſo ziehe ſie liebreich an Dich, daß ſie Dir und dem Kinde von Herzen zugethan werde. Laß ſie zwar arbei- ten, aber wende alles behutſam von ihr ab, was ihr ſchaden, und noch ſorgſamer das was ſie be- trüben könnte. — — — Doch der Fall, der dieſe Erinnerung nöthig machte, wird bey Dir nicht eintreten. Müßteſt Du das Selbſtnähren aufge- ben, und fändeſt keine ſolche Amme, die allen die- ſen Forderungen entſpräche, dann bleibt Dir ja noch das Auffüttern übrig, welches auf jeden Fall

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 5. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/19>, abgerufen am 21.11.2024.