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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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kommen, und so lange mit uns weilen, als es in
Platov's Plan dient. Da hausen wir dann die
ganze schöne Jahreszeit mit einander. Jn dem
Pfarrhause machte unser Aufenthalt Epoche.

Was sie durch uns gewonnen haben können, be-
greife ich nicht. Daß ich Betty und Clärchen ein
wenig Französisch lehrte, können die guten Eltern
so hoch nicht anschlagen, dazu sind die Leute zu reell.

Jeden Morgen, wenn sie aus des Pfarrers
Stunde kamen, hatten die viere mit einander fran-
zösische Stunde bei mir. Sonderbar genug schlos-
sen sich die siebenjährige Jda und die zwölfjährige
Betty an einander. Mathilde machte sich gern
mit der kleinern Clara zu schaffen. Aber alle vier
lieben sich. Es war eine rechte Noth, als sie sich
wieder trennen mußten. Den Pfarrer hat Jda
jetzt fast bis zur Ungebühr lieb. Wie oft werde
ich Dir noch von dieser Familie erzählen müssen! Es
kommt mir oft selbst vor, als ob ich schwärme, und
doch kann ich mir sehr wohl Rechenschaft geben,
wo eigentlich der Magnet in diesem Hause liege.

kommen, und ſo lange mit uns weilen, als es in
Platov’s Plan dient. Da hauſen wir dann die
ganze ſchöne Jahreszeit mit einander. Jn dem
Pfarrhauſe machte unſer Aufenthalt Epoche.

Was ſie durch uns gewonnen haben können, be-
greife ich nicht. Daß ich Betty und Clärchen ein
wenig Franzöſiſch lehrte, können die guten Eltern
ſo hoch nicht anſchlagen, dazu ſind die Leute zu reell.

Jeden Morgen, wenn ſie aus des Pfarrers
Stunde kamen, hatten die viere mit einander fran-
zöſiſche Stunde bei mir. Sonderbar genug ſchloſ-
ſen ſich die ſiebenjährige Jda und die zwölfjährige
Betty an einander. Mathilde machte ſich gern
mit der kleinern Clara zu ſchaffen. Aber alle vier
lieben ſich. Es war eine rechte Noth, als ſie ſich
wieder trennen mußten. Den Pfarrer hat Jda
jetzt faſt bis zur Ungebühr lieb. Wie oft werde
ich Dir noch von dieſer Familie erzählen müſſen! Es
kommt mir oft ſelbſt vor, als ob ich ſchwärme, und
doch kann ich mir ſehr wohl Rechenſchaft geben,
wo eigentlich der Magnet in dieſem Hauſe liege.

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[178/0192] kommen, und ſo lange mit uns weilen, als es in Platov’s Plan dient. Da hauſen wir dann die ganze ſchöne Jahreszeit mit einander. Jn dem Pfarrhauſe machte unſer Aufenthalt Epoche. Was ſie durch uns gewonnen haben können, be- greife ich nicht. Daß ich Betty und Clärchen ein wenig Franzöſiſch lehrte, können die guten Eltern ſo hoch nicht anſchlagen, dazu ſind die Leute zu reell. Jeden Morgen, wenn ſie aus des Pfarrers Stunde kamen, hatten die viere mit einander fran- zöſiſche Stunde bei mir. Sonderbar genug ſchloſ- ſen ſich die ſiebenjährige Jda und die zwölfjährige Betty an einander. Mathilde machte ſich gern mit der kleinern Clara zu ſchaffen. Aber alle vier lieben ſich. Es war eine rechte Noth, als ſie ſich wieder trennen mußten. Den Pfarrer hat Jda jetzt faſt bis zur Ungebühr lieb. Wie oft werde ich Dir noch von dieſer Familie erzählen müſſen! Es kommt mir oft ſelbſt vor, als ob ich ſchwärme, und doch kann ich mir ſehr wohl Rechenſchaft geben, wo eigentlich der Magnet in dieſem Hauſe liege.

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/192>, abgerufen am 19.05.2024.