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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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mischen, so würde das Gespräch bald zum Alttäg-
lichen herabkommen, ohne daß ich's wollte. So
freue ich mich, daß mein Geist mit dem Eurigen
sich hebt." -- Jch konnte ihr nicht Recht geben,
und doch war, was sie sagte, in ihrer Vorstellung
so wahr. Auch würden wir alle zu weich werden,
wenn sie öfter Theil nähme. Aber es ist eine sel-
tene Einigkeit unter diesen Menschen. Jch kann
nicht sagen, daß ich sie bewundere. Sie sind bloß
ihrer treflichen Natur getreu. Mir däucht, sie
könnten nicht anders seyn, wenn sie auch wollten.
"Deborah, sagt' er eines Abends, warum sind
wir denn so glücklich?" -- "Jch, mein Her-
mann, weiß nicht, ob ich es noch verdienen ler-
ne. Doch, bin ich nicht ein Kind? was können
wir denn verdienen? Und wär' es nicht ein elen-
des Ding, um so ein Glück, das wir dem Him-
mel erst abverdienen sollen! Wenn ich es ganz
fühle, wie ich mit so heißer Liebe an Dir und den
Kindern hange, dann denk' ich wohl, nun bist du
es werth, Hermann's Weib zu seyn, und wenn
ich dann wieder inne werde, daß eben in diesem
Lieben die Seele und das Leben meines Glückes

miſchen, ſo würde das Geſpräch bald zum Alttäg-
lichen herabkommen, ohne daß ich’s wollte. So
freue ich mich, daß mein Geiſt mit dem Eurigen
ſich hebt.‟ — Jch konnte ihr nicht Recht geben,
und doch war, was ſie ſagte, in ihrer Vorſtellung
ſo wahr. Auch würden wir alle zu weich werden,
wenn ſie öfter Theil nähme. Aber es iſt eine ſel-
tene Einigkeit unter dieſen Menſchen. Jch kann
nicht ſagen, daß ich ſie bewundere. Sie ſind bloß
ihrer treflichen Natur getreu. Mir däucht, ſie
könnten nicht anders ſeyn, wenn ſie auch wollten.
„Deborah, ſagt’ er eines Abends, warum ſind
wir denn ſo glücklich?‟ — „Jch, mein Her-
mann, weiß nicht, ob ich es noch verdienen ler-
ne. Doch, bin ich nicht ein Kind? was können
wir denn verdienen? Und wär’ es nicht ein elen-
des Ding, um ſo ein Glück, das wir dem Him-
mel erſt abverdienen ſollen! Wenn ich es ganz
fühle, wie ich mit ſo heißer Liebe an Dir und den
Kindern hange, dann denk’ ich wohl, nun biſt du
es werth, Hermann’s Weib zu ſeyn, und wenn
ich dann wieder inne werde, daß eben in dieſem
Lieben die Seele und das Leben meines Glückes

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[181/0195] miſchen, ſo würde das Geſpräch bald zum Alttäg- lichen herabkommen, ohne daß ich’s wollte. So freue ich mich, daß mein Geiſt mit dem Eurigen ſich hebt.‟ — Jch konnte ihr nicht Recht geben, und doch war, was ſie ſagte, in ihrer Vorſtellung ſo wahr. Auch würden wir alle zu weich werden, wenn ſie öfter Theil nähme. Aber es iſt eine ſel- tene Einigkeit unter dieſen Menſchen. Jch kann nicht ſagen, daß ich ſie bewundere. Sie ſind bloß ihrer treflichen Natur getreu. Mir däucht, ſie könnten nicht anders ſeyn, wenn ſie auch wollten. „Deborah, ſagt’ er eines Abends, warum ſind wir denn ſo glücklich?‟ — „Jch, mein Her- mann, weiß nicht, ob ich es noch verdienen ler- ne. Doch, bin ich nicht ein Kind? was können wir denn verdienen? Und wär’ es nicht ein elen- des Ding, um ſo ein Glück, das wir dem Him- mel erſt abverdienen ſollen! Wenn ich es ganz fühle, wie ich mit ſo heißer Liebe an Dir und den Kindern hange, dann denk’ ich wohl, nun biſt du es werth, Hermann’s Weib zu ſeyn, und wenn ich dann wieder inne werde, daß eben in dieſem Lieben die Seele und das Leben meines Glückes

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/195>, abgerufen am 23.11.2024.