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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

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verspielt, und hat auch so viel Wein getrunken,
daß er nicht mehr wußte, was er sagte, und da
hat er unverständig von seinen Obern gesprochen,
und selbst über den alten General -- und da wol-
len sie ihn fortjagen, weil er aber noch so jung
ist, haben sie ihn eingesperrt, daß er sich bessern
sollte.

Jch. Wo hat er denn das Geld hergenommen?
Wer kann ihm was gegeben haben?

Mathilde. Er hat zu den Leuten gesagt,
seine Eltern wären sehr reich, und da haben sie
ihm geborgt, so viel er nur wollte, und das hat
ihn dreist gemacht, immer mehr zu borgen.

Jch. Das war ja --

Mathilde. Gelogen, liebe Tante, ich weiß
es wohl, und darum schäme ich mich so, und sag-
te nein, als Jda mich fragte, ob ich keinen Bru-
der hätte, der mir Blumen schenken könnte? Das
war auch gelogen, liebe Tante, ich fühlte das
gleich, konnte es aber nicht gestehen, und da ich
es nicht gestehen konnte, dachte ich, daß es doch

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verſpielt, und hat auch ſo viel Wein getrunken,
daß er nicht mehr wußte, was er ſagte, und da
hat er unverſtändig von ſeinen Obern geſprochen,
und ſelbſt über den alten General — und da wol-
len ſie ihn fortjagen, weil er aber noch ſo jung
iſt, haben ſie ihn eingeſperrt, daß er ſich beſſern
ſollte.

Jch. Wo hat er denn das Geld hergenommen?
Wer kann ihm was gegeben haben?

Mathilde. Er hat zu den Leuten geſagt,
ſeine Eltern wären ſehr reich, und da haben ſie
ihm geborgt, ſo viel er nur wollte, und das hat
ihn dreiſt gemacht, immer mehr zu borgen.

Jch. Das war ja —

Mathilde. Gelogen, liebe Tante, ich weiß
es wohl, und darum ſchäme ich mich ſo, und ſag-
te nein, als Jda mich fragte, ob ich keinen Bru-
der hätte, der mir Blumen ſchenken könnte? Das
war auch gelogen, liebe Tante, ich fühlte das
gleich, konnte es aber nicht geſtehen, und da ich
es nicht geſtehen konnte, dachte ich, daß es doch

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[201/0215] verſpielt, und hat auch ſo viel Wein getrunken, daß er nicht mehr wußte, was er ſagte, und da hat er unverſtändig von ſeinen Obern geſprochen, und ſelbſt über den alten General — und da wol- len ſie ihn fortjagen, weil er aber noch ſo jung iſt, haben ſie ihn eingeſperrt, daß er ſich beſſern ſollte. Jch. Wo hat er denn das Geld hergenommen? Wer kann ihm was gegeben haben? Mathilde. Er hat zu den Leuten geſagt, ſeine Eltern wären ſehr reich, und da haben ſie ihm geborgt, ſo viel er nur wollte, und das hat ihn dreiſt gemacht, immer mehr zu borgen. Jch. Das war ja — Mathilde. Gelogen, liebe Tante, ich weiß es wohl, und darum ſchäme ich mich ſo, und ſag- te nein, als Jda mich fragte, ob ich keinen Bru- der hätte, der mir Blumen ſchenken könnte? Das war auch gelogen, liebe Tante, ich fühlte das gleich, konnte es aber nicht geſtehen, und da ich es nicht geſtehen konnte, dachte ich, daß es doch (26)

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/215>, abgerufen am 24.11.2024.