Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.ich ohnedies. Mir däucht, ich sehe Jda's Bett- chen neben Deinem, leicht, aber warm genug für die nicht milde Jahrszeit, nett und sauber gedeckt, und um der zarten Aeuglein zu schonen, die Fen- ster fürs erste mit grünen Vorhängen behängt. So- bald Jda das Licht ertragen kann, erhellet sich das heilige Dunkel des Kämmerleins nach und nach; dann stellt meine Freundin statt der Appenzelli- schen Taube ein freundliches Kind, oder eine lieb- liche Kindergruppe von Gyps dem Bettchen gegen- über, und wechselt damit von Zeit zu Zeit, doch nicht zu oft. Es ist gut, daß die ersten Blicke gleich auf anmuthige Bilder fallen und der jungen Seele nur solche zuführen: zu schneller Wechsel würde sie aber verwirren. Von der mäßigen Wärme, von der oft erfrisch- ich ohnedies. Mir däucht, ich ſehe Jda’s Bett- chen neben Deinem, leicht, aber warm genug für die nicht milde Jahrszeit, nett und ſauber gedeckt, und um der zarten Aeuglein zu ſchonen, die Fen- ſter fürs erſte mit grünen Vorhängen behängt. So- bald Jda das Licht ertragen kann, erhellet ſich das heilige Dunkel des Kämmerleins nach und nach; dann ſtellt meine Freundin ſtatt der Appenzelli- ſchen Taube ein freundliches Kind, oder eine lieb- liche Kindergruppe von Gyps dem Bettchen gegen- über, und wechſelt damit von Zeit zu Zeit, doch nicht zu oft. Es iſt gut, daß die erſten Blicke gleich auf anmuthige Bilder fallen und der jungen Seele nur ſolche zuführen: zu ſchneller Wechſel würde ſie aber verwirren. Von der mäßigen Wärme, von der oft erfriſch- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0022" n="8"/><milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> ich ohnedies. Mir däucht, ich ſehe Jda’s Bett-<lb/> chen neben Deinem, leicht, aber warm genug für<lb/> die nicht milde Jahrszeit, nett und ſauber gedeckt,<lb/> und um der zarten Aeuglein zu ſchonen, die Fen-<lb/> ſter fürs erſte mit grünen Vorhängen behängt. So-<lb/> bald Jda das Licht ertragen kann, erhellet ſich das<lb/> heilige Dunkel des Kämmerleins nach und nach;<lb/> dann ſtellt meine Freundin ſtatt der Appenzelli-<lb/> ſchen Taube ein freundliches Kind, oder eine lieb-<lb/> liche Kindergruppe von Gyps dem Bettchen gegen-<lb/> über, und wechſelt damit von Zeit zu Zeit, doch<lb/> nicht zu oft. Es iſt gut, daß die erſten Blicke<lb/> gleich auf anmuthige Bilder fallen und der jungen<lb/> Seele nur <hi rendition="#g">ſolche</hi> zuführen: zu ſchneller Wechſel<lb/> würde ſie aber verwirren.</p><lb/> <p>Von der mäßigen Wärme, von der oft erfriſch-<lb/> ten, gereinigten Luft im Zimmer, brauche ich zu<lb/> Dir, liebſte Emma, eben ſo wenig zu reden, als<lb/> von der Nothwendigkeit des öfteren Waſchens Dei-<lb/> ner Kleinen. Dein ganz eigner Sinn für Ord-<lb/> nung und hohe Reinlichkeit macht jeden Wink <hi rendition="#g">der</hi><lb/> Art überflüſſig. Eben ſo weiß ich, daß Deine<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [8/0022]
ich ohnedies. Mir däucht, ich ſehe Jda’s Bett-
chen neben Deinem, leicht, aber warm genug für
die nicht milde Jahrszeit, nett und ſauber gedeckt,
und um der zarten Aeuglein zu ſchonen, die Fen-
ſter fürs erſte mit grünen Vorhängen behängt. So-
bald Jda das Licht ertragen kann, erhellet ſich das
heilige Dunkel des Kämmerleins nach und nach;
dann ſtellt meine Freundin ſtatt der Appenzelli-
ſchen Taube ein freundliches Kind, oder eine lieb-
liche Kindergruppe von Gyps dem Bettchen gegen-
über, und wechſelt damit von Zeit zu Zeit, doch
nicht zu oft. Es iſt gut, daß die erſten Blicke
gleich auf anmuthige Bilder fallen und der jungen
Seele nur ſolche zuführen: zu ſchneller Wechſel
würde ſie aber verwirren.
Von der mäßigen Wärme, von der oft erfriſch-
ten, gereinigten Luft im Zimmer, brauche ich zu
Dir, liebſte Emma, eben ſo wenig zu reden, als
von der Nothwendigkeit des öfteren Waſchens Dei-
ner Kleinen. Dein ganz eigner Sinn für Ord-
nung und hohe Reinlichkeit macht jeden Wink der
Art überflüſſig. Eben ſo weiß ich, daß Deine
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