Kinder Wochengeld verdoppelt, um sie in schöner Anwendung immer mehr zu üben. Auch soll Mathilde in ihrer Kommode bisweilen noch ein kleines Privatgeschenk finden, so oft sie eine be- sondere Aufmunterung verdient hat, oder bedarf. Jn Jda's Herzen kann keine mißfällige Regung deshalb entstehen. Jhr Paul bedarf nicht mehr, als er eben bekommt. Durch die Zulage hat sie so viel gewonnen, daß sie auch Woldemar biswei- len eine Ueberraschung machen kann. Und be- darf sie mehr, so bin ich gewiß, sie wird es ohne alles Bedenken von mir fodern. Dies Kind be- lohnen, wäre es zu einem gemeinen Geschöpfe machen wollen: denn was es liebliches und herrliches thut, thut es auf Antrieb seiner schönen Natur. Gleich für die Zulage der beiden ersten Wochen hat sie Rosa und graue Seide gekauft, zu einer Geldbörse für den Bruder, die sie so heimlich strickt, daß außer mir und Gertrud und Mathil- de es niemand weiß. Er soll sie zum Geburts- tage haben.
Wie kräftig Woldemar wird, wie fleißig, und wie sich der nämliche Charakter so schön in
Kinder Wochengeld verdoppelt, um ſie in ſchöner Anwendung immer mehr zu üben. Auch ſoll Mathilde in ihrer Kommode bisweilen noch ein kleines Privatgeſchenk finden, ſo oft ſie eine be- ſondere Aufmunterung verdient hat, oder bedarf. Jn Jda’s Herzen kann keine mißfällige Regung deshalb entſtehen. Jhr Paul bedarf nicht mehr, als er eben bekommt. Durch die Zulage hat ſie ſo viel gewonnen, daß ſie auch Woldemar biswei- len eine Ueberraſchung machen kann. Und be- darf ſie mehr, ſo bin ich gewiß, ſie wird es ohne alles Bedenken von mir fodern. Dies Kind be- lohnen, wäre es zu einem gemeinen Geſchöpfe machen wollen: denn was es liebliches und herrliches thut, thut es auf Antrieb ſeiner ſchönen Natur. Gleich für die Zulage der beiden erſten Wochen hat ſie Roſa und graue Seide gekauft, zu einer Geldbörſe für den Bruder, die ſie ſo heimlich ſtrickt, daß außer mir und Gertrud und Mathil- de es niemand weiß. Er ſoll ſie zum Geburts- tage haben.
Wie kräftig Woldemar wird, wie fleißig, und wie ſich der nämliche Charakter ſo ſchön in
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Kinder Wochengeld verdoppelt, um ſie in ſchöner
Anwendung immer mehr zu üben. Auch ſoll
Mathilde in ihrer Kommode bisweilen noch ein
kleines Privatgeſchenk finden, ſo oft ſie eine be-
ſondere Aufmunterung verdient hat, oder bedarf.
Jn Jda’s Herzen kann keine mißfällige Regung
deshalb entſtehen. Jhr Paul bedarf nicht mehr,
als er eben bekommt. Durch die Zulage hat ſie
ſo viel gewonnen, daß ſie auch Woldemar biswei-
len eine Ueberraſchung machen kann. Und be-
darf ſie mehr, ſo bin ich gewiß, ſie wird es ohne
alles Bedenken von mir fodern. Dies Kind be-
lohnen, wäre es zu einem gemeinen Geſchöpfe
machen wollen: denn was es liebliches und herrliches
thut, thut es auf Antrieb ſeiner ſchönen Natur.
Gleich für die Zulage der beiden erſten Wochen
hat ſie Roſa und graue Seide gekauft, zu einer
Geldbörſe für den Bruder, die ſie ſo heimlich
ſtrickt, daß außer mir und Gertrud und Mathil-
de es niemand weiß. Er ſoll ſie zum Geburts-
tage haben.
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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/224>, abgerufen am 21.11.2024.
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