Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807.

Bild:
<< vorherige Seite

habe sie noch nicht so unschön gesehen. Wenn
ich sie oft so sähe, wäre sie gar nicht mehr meine
liebe Mathilde. "Nun, komm du nur herun-
ter, jetzt wird sie besser tanzen, und auch Clärchen
und Woldemar tanzen ja gern." --

Jda. O Tante, laß mich nicht mehr tanzen,
ich kann nicht mehr: ich werde immer die garsti-
gen Hunde sehen; bitte, bitte, laß mich nicht
mehr tanzen lernen.

Lieb war mir der allzutiefe Eindruck des Ab-
scheues nicht, der auf das Kind gemacht war,
aber ich gab nach. Gut, Jda: du sollst nun nicht
wieder tanzen, als bis du mich selbst darum bit-
test. Geh in's Wohnzimmer, und übe dich un-
terdessen auf dem Klavier. Jch ging wieder in
den Tanzsaal. -- "Ida ne viendra pas,
Mr. Bretton
.
" -- Jch erzählte ihm nun den
Vorfall von heut Morgen, und wie er auf Jda
gewirkt. "Mais, Madame, c'en est
trop, c'est caprice: il falloit
pourtantvenir
.
" -- Jch sagte ihm, daß

habe ſie noch nicht ſo unſchön geſehen. Wenn
ich ſie oft ſo ſähe, wäre ſie gar nicht mehr meine
liebe Mathilde. „Nun, komm du nur herun-
ter, jetzt wird ſie beſſer tanzen, und auch Clärchen
und Woldemar tanzen ja gern.‟ —

Jda. O Tante, laß mich nicht mehr tanzen,
ich kann nicht mehr: ich werde immer die garſti-
gen Hunde ſehen; bitte, bitte, laß mich nicht
mehr tanzen lernen.

Lieb war mir der allzutiefe Eindruck des Ab-
ſcheues nicht, der auf das Kind gemacht war,
aber ich gab nach. Gut, Jda: du ſollſt nun nicht
wieder tanzen, als bis du mich ſelbſt darum bit-
teſt. Geh in’s Wohnzimmer, und übe dich un-
terdeſſen auf dem Klavier. Jch ging wieder in
den Tanzſaal. — „Ida ne viendra pas,
Mr. Bretton
.
‟ — Jch erzählte ihm nun den
Vorfall von heut Morgen, und wie er auf Jda
gewirkt. „Mais, Madame, c’en est
trop, c’est caprice: il falloit
pourtantvenir
.
‟ — Jch ſagte ihm, daß

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0275" n="261"/>
habe &#x017F;ie noch nicht &#x017F;o un&#x017F;chön ge&#x017F;ehen. Wenn<lb/>
ich &#x017F;ie oft &#x017F;o &#x017F;ähe, wäre &#x017F;ie gar nicht mehr meine<lb/>
liebe Mathilde. &#x201E;Nun, komm du nur herun-<lb/>
ter, jetzt wird &#x017F;ie be&#x017F;&#x017F;er tanzen, und auch Clärchen<lb/>
und Woldemar tanzen ja gern.&#x201F; &#x2014;</p><lb/>
          <p><hi rendition="#g">Jda</hi>. O Tante, laß mich nicht mehr tanzen,<lb/>
ich kann nicht mehr: ich werde immer die gar&#x017F;ti-<lb/>
gen Hunde &#x017F;ehen; bitte, bitte, laß mich nicht<lb/>
mehr tanzen lernen.</p><lb/>
          <p>Lieb war mir der allzutiefe Eindruck des Ab-<lb/>
&#x017F;cheues nicht, der auf das Kind gemacht war,<lb/>
aber ich gab nach. Gut, Jda: du &#x017F;oll&#x017F;t nun nicht<lb/>
wieder tanzen, als bis du mich &#x017F;elb&#x017F;t darum bit-<lb/>
te&#x017F;t. Geh in&#x2019;s Wohnzimmer, und übe dich un-<lb/>
terde&#x017F;&#x017F;en auf dem Klavier. Jch ging wieder in<lb/>
den Tanz&#x017F;aal. &#x2014; &#x201E;<hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Ida ne viendra pas,<lb/>
Mr. Bretton</hi></hi>.</hi>&#x201F; &#x2014; Jch erzählte ihm nun den<lb/>
Vorfall von heut Morgen, und wie er auf Jda<lb/>
gewirkt. &#x201E;<hi rendition="#aq"><hi rendition="#g"><hi rendition="#i">Mais, Madame, c&#x2019;en est<lb/>
trop, c&#x2019;est caprice: il falloit<lb/>
pourtantvenir</hi></hi>.</hi>&#x201F; &#x2014; Jch &#x017F;agte ihm, daß<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[261/0275] habe ſie noch nicht ſo unſchön geſehen. Wenn ich ſie oft ſo ſähe, wäre ſie gar nicht mehr meine liebe Mathilde. „Nun, komm du nur herun- ter, jetzt wird ſie beſſer tanzen, und auch Clärchen und Woldemar tanzen ja gern.‟ — Jda. O Tante, laß mich nicht mehr tanzen, ich kann nicht mehr: ich werde immer die garſti- gen Hunde ſehen; bitte, bitte, laß mich nicht mehr tanzen lernen. Lieb war mir der allzutiefe Eindruck des Ab- ſcheues nicht, der auf das Kind gemacht war, aber ich gab nach. Gut, Jda: du ſollſt nun nicht wieder tanzen, als bis du mich ſelbſt darum bit- teſt. Geh in’s Wohnzimmer, und übe dich un- terdeſſen auf dem Klavier. Jch ging wieder in den Tanzſaal. — „Ida ne viendra pas, Mr. Bretton.‟ — Jch erzählte ihm nun den Vorfall von heut Morgen, und wie er auf Jda gewirkt. „Mais, Madame, c’en est trop, c’est caprice: il falloit pourtantvenir.‟ — Jch ſagte ihm, daß

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/275
Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 1. Heidelberg, 1807, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung01_1807/275>, abgerufen am 22.11.2024.