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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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Es ging recht gut. Sie warf von Zeit zu Zeit
einen verstohlnen Blick auf mich, und forschte,
ob ich noch sehr ernst wäre. Als sie fertig war,
trat ich zu ihr, sahe sie freundlich an, und woll-
te hinunter gehen. Heute hast du mich wohl
nicht gern, Hertha? -- Sie erröthete stark.
"Wir werden noch gute Freunde werden, Hertha.
Jetzt nimm Hut und Handschuh, wir wollen spa-
zieren gehen, wenn du mit willst." -- Sie folgte,
und wir machten einen der fröhlichsten Spazier-
gänge; die andern waren liebreich mit ihr, und
sie wurde bald zutraulich. Lebe wohl, ich darf
heute nichts mehr hinzusetzen.



Neun und vierzigster Brief.

Wären unsere lieben drei nicht schon so weit,
als sie sind, so wäre es sehr waglich, ihnen eine
solche Gespielin zu geben, wie sie an Hertha be-
kommen. Jetzt kann es ihnen wenig Nachtheil
bringen. Ja dieser tägliche Umgang wird ihnen

Es ging recht gut. Sie warf von Zeit zu Zeit
einen verſtohlnen Blick auf mich, und forſchte,
ob ich noch ſehr ernſt wäre. Als ſie fertig war,
trat ich zu ihr, ſahe ſie freundlich an, und woll-
te hinunter gehen. Heute haſt du mich wohl
nicht gern, Hertha? — Sie erröthete ſtark.
„Wir werden noch gute Freunde werden, Hertha.
Jetzt nimm Hut und Handſchuh, wir wollen ſpa-
zieren gehen, wenn du mit willſt.‟ — Sie folgte,
und wir machten einen der fröhlichſten Spazier-
gänge; die andern waren liebreich mit ihr, und
ſie wurde bald zutraulich. Lebe wohl, ich darf
heute nichts mehr hinzuſetzen.



Neun und vierzigſter Brief.

Wären unſere lieben drei nicht ſchon ſo weit,
als ſie ſind, ſo wäre es ſehr waglich, ihnen eine
ſolche Geſpielin zu geben, wie ſie an Hertha be-
kommen. Jetzt kann es ihnen wenig Nachtheil
bringen. Ja dieſer tägliche Umgang wird ihnen

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[93/0101] Es ging recht gut. Sie warf von Zeit zu Zeit einen verſtohlnen Blick auf mich, und forſchte, ob ich noch ſehr ernſt wäre. Als ſie fertig war, trat ich zu ihr, ſahe ſie freundlich an, und woll- te hinunter gehen. Heute haſt du mich wohl nicht gern, Hertha? — Sie erröthete ſtark. „Wir werden noch gute Freunde werden, Hertha. Jetzt nimm Hut und Handſchuh, wir wollen ſpa- zieren gehen, wenn du mit willſt.‟ — Sie folgte, und wir machten einen der fröhlichſten Spazier- gänge; die andern waren liebreich mit ihr, und ſie wurde bald zutraulich. Lebe wohl, ich darf heute nichts mehr hinzuſetzen. Neun und vierzigſter Brief. Wären unſere lieben drei nicht ſchon ſo weit, als ſie ſind, ſo wäre es ſehr waglich, ihnen eine ſolche Geſpielin zu geben, wie ſie an Hertha be- kommen. Jetzt kann es ihnen wenig Nachtheil bringen. Ja dieſer tägliche Umgang wird ihnen

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 93. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/101>, abgerufen am 21.11.2024.