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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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die Mutter. Doch das wird noch kommen; nur
nicht, so lange die Fleuri sie regelt. Mit Hertha
habe ich der Fleuri wegen einen förmlichen Ver-
trag schließen müssen, daß sie sich durchaus nicht
an sie wage. Auch hat sie meine Gründe begriffen
und sich seitdem keinen schelmischen Blick auf jene
mehr erlaubt, welche sie sonst wohl mit dem Na-
men mechante creature beehrte, und ihr aus
dem Wege läuft, wo sie kann. Von Mathilden
scheint die Fleuri am meisten zu halten. Obgleich
Mathildens Gravität eine ganz andere ist, als die
ihrige. Sieh', liebste Emma, da hast Du einmal
wieder eine Skitze unsers kleinen Lebens. Vergilt
sie so gut Du kannst, und suche mich, wo mög-
lich an Umständlichkeit zu übertreffen. Vor allen
Dingen schreib bald, Deiner -- --



Sechszigster Brief.

Der Bruder Fähnrich ist da. O wie tief empfin-
det die anscheinend kalte stolze Mathilde! Das

die Mutter. Doch das wird noch kommen; nur
nicht, ſo lange die Fleuri ſie regelt. Mit Hertha
habe ich der Fleuri wegen einen förmlichen Ver-
trag ſchließen müſſen, daß ſie ſich durchaus nicht
an ſie wage. Auch hat ſie meine Gründe begriffen
und ſich ſeitdem keinen ſchelmiſchen Blick auf jene
mehr erlaubt, welche ſie ſonſt wohl mit dem Na-
men mechante créature beehrte, und ihr aus
dem Wege läuft, wo ſie kann. Von Mathilden
ſcheint die Fleuri am meiſten zu halten. Obgleich
Mathildens Gravität eine ganz andere iſt, als die
ihrige. Sieh’, liebſte Emma, da haſt Du einmal
wieder eine Skitze unſers kleinen Lebens. Vergilt
ſie ſo gut Du kannſt, und ſuche mich, wo mög-
lich an Umſtändlichkeit zu übertreffen. Vor allen
Dingen ſchreib bald, Deiner — —



Sechszigſter Brief.

Der Bruder Fähnrich iſt da. O wie tief empfin-
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[160/0168] die Mutter. Doch das wird noch kommen; nur nicht, ſo lange die Fleuri ſie regelt. Mit Hertha habe ich der Fleuri wegen einen förmlichen Ver- trag ſchließen müſſen, daß ſie ſich durchaus nicht an ſie wage. Auch hat ſie meine Gründe begriffen und ſich ſeitdem keinen ſchelmiſchen Blick auf jene mehr erlaubt, welche ſie ſonſt wohl mit dem Na- men mechante créature beehrte, und ihr aus dem Wege läuft, wo ſie kann. Von Mathilden ſcheint die Fleuri am meiſten zu halten. Obgleich Mathildens Gravität eine ganz andere iſt, als die ihrige. Sieh’, liebſte Emma, da haſt Du einmal wieder eine Skitze unſers kleinen Lebens. Vergilt ſie ſo gut Du kannſt, und ſuche mich, wo mög- lich an Umſtändlichkeit zu übertreffen. Vor allen Dingen ſchreib bald, Deiner — — Sechszigſter Brief. Der Bruder Fähnrich iſt da. O wie tief empfin- det die anſcheinend kalte ſtolze Mathilde! Das

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/168>, abgerufen am 21.11.2024.