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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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die Kinder auf ihre Pflege wetteifernd raffiniren.
Sie haben unter sich ausgemacht, daß sie sie in
der Woche wechselsweise besuchen wollen. Am
Samstag Abends gehen sie alle hin; auch Elvirens
Töchter sind mit in diesem Verein. Auch sie tra-
gen seitdem zum Wochengelde für die arme Fami-
lie bei. Wie fast alle hülflose Armen, war auch
diese Familie tief in Schmutz versunken. Jda
schauderte und litt bei diesem Anblick mehr als die
andern. Die ganz häusliche Clare schaffte sogleich
Rath. Jn der Dämmerung schlich sie mit unsrer
Hausmagd hin, die alle Reinigungsgeräthschaft
mit hinnehmen mußte. Auch wurde, was an ab-
gebrauchtem Leinzeuge zu finden war, zusammen-
gerafft und mitgenommen, die Kranke sauber ge-
bettet, und so viel Ordnung und Reinlichkeit in
diese Wohnung des Elends gebracht, als vielleicht
noch nie darin zu finden war. Triumphirend kam
Clare mit der Lisel zurück, umarmte Jda und sagte,
nun soll mein Jdchen und Mathilde sich recht freuen
wenn ihr hinkommt; ich hab's euch armen Kindern
wohl angesehen, wie es euch ekelte. Mir thut
das so viel nicht. Jn Neuenburg gab es viele solche

die Kinder auf ihre Pflege wetteifernd raffiniren.
Sie haben unter ſich ausgemacht, daß ſie ſie in
der Woche wechſelsweiſe beſuchen wollen. Am
Samſtag Abends gehen ſie alle hin; auch Elvirens
Töchter ſind mit in dieſem Verein. Auch ſie tra-
gen ſeitdem zum Wochengelde für die arme Fami-
lie bei. Wie faſt alle hülfloſe Armen, war auch
dieſe Familie tief in Schmutz verſunken. Jda
ſchauderte und litt bei dieſem Anblick mehr als die
andern. Die ganz häusliche Clare ſchaffte ſogleich
Rath. Jn der Dämmerung ſchlich ſie mit unſrer
Hausmagd hin, die alle Reinigungsgeräthſchaft
mit hinnehmen mußte. Auch wurde, was an ab-
gebrauchtem Leinzeuge zu finden war, zuſammen-
gerafft und mitgenommen, die Kranke ſauber ge-
bettet, und ſo viel Ordnung und Reinlichkeit in
dieſe Wohnung des Elends gebracht, als vielleicht
noch nie darin zu finden war. Triumphirend kam
Clare mit der Liſel zurück, umarmte Jda und ſagte,
nun ſoll mein Jdchen und Mathilde ſich recht freuen
wenn ihr hinkommt; ich hab’s euch armen Kindern
wohl angeſehen, wie es euch ekelte. Mir thut
das ſo viel nicht. Jn Neuenburg gab es viele ſolche

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[183/0191] die Kinder auf ihre Pflege wetteifernd raffiniren. Sie haben unter ſich ausgemacht, daß ſie ſie in der Woche wechſelsweiſe beſuchen wollen. Am Samſtag Abends gehen ſie alle hin; auch Elvirens Töchter ſind mit in dieſem Verein. Auch ſie tra- gen ſeitdem zum Wochengelde für die arme Fami- lie bei. Wie faſt alle hülfloſe Armen, war auch dieſe Familie tief in Schmutz verſunken. Jda ſchauderte und litt bei dieſem Anblick mehr als die andern. Die ganz häusliche Clare ſchaffte ſogleich Rath. Jn der Dämmerung ſchlich ſie mit unſrer Hausmagd hin, die alle Reinigungsgeräthſchaft mit hinnehmen mußte. Auch wurde, was an ab- gebrauchtem Leinzeuge zu finden war, zuſammen- gerafft und mitgenommen, die Kranke ſauber ge- bettet, und ſo viel Ordnung und Reinlichkeit in dieſe Wohnung des Elends gebracht, als vielleicht noch nie darin zu finden war. Triumphirend kam Clare mit der Liſel zurück, umarmte Jda und ſagte, nun ſoll mein Jdchen und Mathilde ſich recht freuen wenn ihr hinkommt; ich hab’s euch armen Kindern wohl angeſehen, wie es euch ekelte. Mir thut das ſo viel nicht. Jn Neuenburg gab es viele ſolche

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/191>, abgerufen am 24.11.2024.