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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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bekommen hat, und sagte, es seyen in der ganzen
Nachbarschaft jetzt keine zu haben, weil die vielen
Fremden alles aufzehrten. "Ja dann weiß ich
der kranken Frau nicht zu helfen." O Tante,
Blaurock und Perdrix sollen daran. "Dann
müssen sie aber auch hier in unsrer Küche zuberei-
tet werden, Du weißt, Clärchen kocht vortreflich,
und wird sie der Kranken gewiß recht nach Wunsch
zubereiten." Gut, liebe Tante, aber bitte, laß
die Hühner greifen und schlachten, wenn ich nicht
da bin.

Dies ward zugestanden. Wir bestellten den
armen Mann auf den folgenden Mittag. Er holte
die Krankenmahlzeit, und kam mit musend Seg-
nungen von der Kranken zurück. Tags darauf ward
ihr das zweite bereitet. Jda war froh des kleinen
Siegs. Von jetzt an wird fast täglich für die ar-
me Kranke gekocht und gebraten, und wenn ihr
gute Nahrung wieder aufhelfen kann, so kommt
sie gewiß durch. Sorgfältiger ist wohl weit umher
nicht leicht ein Armer verpflegt, als diese Kranke
seit 8 Tagen. Es ist eine Freude zu sehen, wie

bekommen hat, und ſagte, es ſeyen in der ganzen
Nachbarſchaft jetzt keine zu haben, weil die vielen
Fremden alles aufzehrten. „Ja dann weiß ich
der kranken Frau nicht zu helfen.‟ O Tante,
Blaurock und Perdrix ſollen daran. „Dann
müſſen ſie aber auch hier in unſrer Küche zuberei-
tet werden, Du weißt, Clärchen kocht vortreflich,
und wird ſie der Kranken gewiß recht nach Wunſch
zubereiten.‟ Gut, liebe Tante, aber bitte, laß
die Hühner greifen und ſchlachten, wenn ich nicht
da bin.

Dies ward zugeſtanden. Wir beſtellten den
armen Mann auf den folgenden Mittag. Er holte
die Krankenmahlzeit, und kam mit muſend Seg-
nungen von der Kranken zurück. Tags darauf ward
ihr das zweite bereitet. Jda war froh des kleinen
Siegs. Von jetzt an wird faſt täglich für die ar-
me Kranke gekocht und gebraten, und wenn ihr
gute Nahrung wieder aufhelfen kann, ſo kommt
ſie gewiß durch. Sorgfältiger iſt wohl weit umher
nicht leicht ein Armer verpflegt, als dieſe Kranke
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[182/0190] bekommen hat, und ſagte, es ſeyen in der ganzen Nachbarſchaft jetzt keine zu haben, weil die vielen Fremden alles aufzehrten. „Ja dann weiß ich der kranken Frau nicht zu helfen.‟ O Tante, Blaurock und Perdrix ſollen daran. „Dann müſſen ſie aber auch hier in unſrer Küche zuberei- tet werden, Du weißt, Clärchen kocht vortreflich, und wird ſie der Kranken gewiß recht nach Wunſch zubereiten.‟ Gut, liebe Tante, aber bitte, laß die Hühner greifen und ſchlachten, wenn ich nicht da bin. Dies ward zugeſtanden. Wir beſtellten den armen Mann auf den folgenden Mittag. Er holte die Krankenmahlzeit, und kam mit muſend Seg- nungen von der Kranken zurück. Tags darauf ward ihr das zweite bereitet. Jda war froh des kleinen Siegs. Von jetzt an wird faſt täglich für die ar- me Kranke gekocht und gebraten, und wenn ihr gute Nahrung wieder aufhelfen kann, ſo kommt ſie gewiß durch. Sorgfältiger iſt wohl weit umher nicht leicht ein Armer verpflegt, als dieſe Kranke ſeit 8 Tagen. Es iſt eine Freude zu ſehen, wie

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/190>, abgerufen am 21.11.2024.