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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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schlecht bedient, wenn sie die Woche hat. Hertha
muß sich noch oft Hülfe erbitten, wenn's ordent-
lich gehen und alles zu rechter Zeit gethan seyn
soll, so viel sie auch vom Haushalt versteht.

Jm Ganzen gleicht unser Hauswesen jetzt einer
wohleingerichteten Uhr, die nur selten aufgezogen
zu werden braucht. Unsere Kinder erziehen sich
untereinander. Wo sollte Deine Freundin noch zu
thun finden, wenn sie nicht ihr ganzes Leben an
Dich schreibend immer noch einmal durchlebte?
Doch Scherz bei Seite, wir haben noch vieles zu
thun und zu lernen ehe Du kommst, wenn wir
vor Dir, und besonders vor Deinem gestrengen
Gemahl bestehen wollen. Lebe wohl, Emma!



Drei und sechszigster Brief.

Vor einigen Tagen kam Mathilde des Morgens
ganz früh an mein Bett geschlichen. Ganz leise
machte sie mir folgenden Vortrag: Liebe Tante,
erlaube mir, daß ich heute, morgen und über-

ſchlecht bedient, wenn ſie die Woche hat. Hertha
muß ſich noch oft Hülfe erbitten, wenn’s ordent-
lich gehen und alles zu rechter Zeit gethan ſeyn
ſoll, ſo viel ſie auch vom Haushalt verſteht.

Jm Ganzen gleicht unſer Hausweſen jetzt einer
wohleingerichteten Uhr, die nur ſelten aufgezogen
zu werden braucht. Unſere Kinder erziehen ſich
untereinander. Wo ſollte Deine Freundin noch zu
thun finden, wenn ſie nicht ihr ganzes Leben an
Dich ſchreibend immer noch einmal durchlebte?
Doch Scherz bei Seite, wir haben noch vieles zu
thun und zu lernen ehe Du kommſt, wenn wir
vor Dir, und beſonders vor Deinem geſtrengen
Gemahl beſtehen wollen. Lebe wohl, Emma!



Drei und ſechszigſter Brief.

Vor einigen Tagen kam Mathilde des Morgens
ganz früh an mein Bett geſchlichen. Ganz leiſe
machte ſie mir folgenden Vortrag: Liebe Tante,
erlaube mir, daß ich heute, morgen und über-

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[186/0194] ſchlecht bedient, wenn ſie die Woche hat. Hertha muß ſich noch oft Hülfe erbitten, wenn’s ordent- lich gehen und alles zu rechter Zeit gethan ſeyn ſoll, ſo viel ſie auch vom Haushalt verſteht. Jm Ganzen gleicht unſer Hausweſen jetzt einer wohleingerichteten Uhr, die nur ſelten aufgezogen zu werden braucht. Unſere Kinder erziehen ſich untereinander. Wo ſollte Deine Freundin noch zu thun finden, wenn ſie nicht ihr ganzes Leben an Dich ſchreibend immer noch einmal durchlebte? Doch Scherz bei Seite, wir haben noch vieles zu thun und zu lernen ehe Du kommſt, wenn wir vor Dir, und beſonders vor Deinem geſtrengen Gemahl beſtehen wollen. Lebe wohl, Emma! Drei und ſechszigſter Brief. Vor einigen Tagen kam Mathilde des Morgens ganz früh an mein Bett geſchlichen. Ganz leiſe machte ſie mir folgenden Vortrag: Liebe Tante, erlaube mir, daß ich heute, morgen und über-

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/194>, abgerufen am 21.11.2024.