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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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meiner Nähe zu seyn, gehet ihr über alles, so
daß sie schon kleine Ränke ersinnet, um bei mir
zu bleiben, wenn ich solche Geschäfte habe, wo-
bei sie mir hinderlich ist. Am ersten gelingt es
da der Jda, sie von mir wegzuspielen.

Wegen der verbannten Gespensterfurcht machte
mir neulich ein recht braver Mann die Einwen-
dung: wie ich diese Furcht denn so ganz aus dem
kindlichen Gemüthe vertilgen wolle, da man ja
nicht mit höchster Gewißheit wissen könne, ob sie
so völlig grundlos sey? Die geisterwelt sey uns
ja noch ein ganz in Nacht gehülltes, räthselvolles
Geheimniß. Eben deswegen sollte gegen Kinder
ein tiefes Schweigen darüber beobachtet werden,
war meine Antwort.

Haben sie doch der Dinge, die sie ins Leben
einführen sollen, so viele zu lernen. Jst ihnen
doch der eigne Geist ein großes unauflösliches
Räthsel in seinem Wesen, Wirken und Thun, des-
sen Wirkungen doch ganz unwiderlegbar sind.
Wie sollten sie denn schon mit dem noch dunkleren



meiner Nähe zu ſeyn, gehet ihr über alles, ſo
daß ſie ſchon kleine Ränke erſinnet, um bei mir
zu bleiben, wenn ich ſolche Geſchäfte habe, wo-
bei ſie mir hinderlich iſt. Am erſten gelingt es
da der Jda, ſie von mir wegzuſpielen.

Wegen der verbannten Geſpenſterfurcht machte
mir neulich ein recht braver Mann die Einwen-
dung: wie ich dieſe Furcht denn ſo ganz aus dem
kindlichen Gemüthe vertilgen wolle, da man ja
nicht mit höchſter Gewißheit wiſſen könne, ob ſie
ſo völlig grundlos ſey? Die geiſterwelt ſey uns
ja noch ein ganz in Nacht gehülltes, räthſelvolles
Geheimniß. Eben deswegen ſollte gegen Kinder
ein tiefes Schweigen darüber beobachtet werden,
war meine Antwort.

Haben ſie doch der Dinge, die ſie ins Leben
einführen ſollen, ſo viele zu lernen. Jſt ihnen
doch der eigne Geiſt ein großes unauflösliches
Räthſel in ſeinem Weſen, Wirken und Thun, deſ-
ſen Wirkungen doch ganz unwiderlegbar ſind.
Wie ſollten ſie denn ſchon mit dem noch dunkleren

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[226/0234] meiner Nähe zu ſeyn, gehet ihr über alles, ſo daß ſie ſchon kleine Ränke erſinnet, um bei mir zu bleiben, wenn ich ſolche Geſchäfte habe, wo- bei ſie mir hinderlich iſt. Am erſten gelingt es da der Jda, ſie von mir wegzuſpielen. Wegen der verbannten Geſpenſterfurcht machte mir neulich ein recht braver Mann die Einwen- dung: wie ich dieſe Furcht denn ſo ganz aus dem kindlichen Gemüthe vertilgen wolle, da man ja nicht mit höchſter Gewißheit wiſſen könne, ob ſie ſo völlig grundlos ſey? Die geiſterwelt ſey uns ja noch ein ganz in Nacht gehülltes, räthſelvolles Geheimniß. Eben deswegen ſollte gegen Kinder ein tiefes Schweigen darüber beobachtet werden, war meine Antwort. Haben ſie doch der Dinge, die ſie ins Leben einführen ſollen, ſo viele zu lernen. Jſt ihnen doch der eigne Geiſt ein großes unauflösliches Räthſel in ſeinem Weſen, Wirken und Thun, deſ- ſen Wirkungen doch ganz unwiderlegbar ſind. Wie ſollten ſie denn ſchon mit dem noch dunkleren

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/234>, abgerufen am 24.11.2024.