zu sagen, wie man durch Neugierde sich nie müsse verleiten lassen, solche Mittheilungen zu fodern, selbst von Menschen nicht, denen man gut sey, weil es Dinge geben könne, über welche sie nicht gern sprechen möchten, weil sie andere Menschen beträfen, denen man Versch wiegenheit schuldig sey, wie Mathilde ihrem Bruder. Beide Kinder begreifen das besser, als ich vermuthet. Beide sagten: nun wollen wir auch die arme Mathilde gewiß nie wieder plagen, uns ihre Briefe mitzu- theilen. -- Für heute laß mich enden; denn Jda sagt: aufhören muß man doch einmal. Erfreue uns bald mit Nachrichten aus dem jetzt so wer- then Norden. O wie haben die Kinder den Brief- boten so lieb!
Sieben und dreißigster Brief.
Zu dem schönsten Gewinn, den unsere Kinder vom Landleben haben, rechne ich besonders die Entwickelung des religiösen Sinnes in ihnen. Nicht bloß die reine Stille unseres Lebens im An- gesicht der schönsten Natur, ist ihnen auch in
zu ſagen, wie man durch Neugierde ſich nie müſſe verleiten laſſen, ſolche Mittheilungen zu fodern, ſelbſt von Menſchen nicht, denen man gut ſey, weil es Dinge geben könne, über welche ſie nicht gern ſprechen möchten, weil ſie andere Menſchen beträfen, denen man Verſch wiegenheit ſchuldig ſey, wie Mathilde ihrem Bruder. Beide Kinder begreifen das beſſer, als ich vermuthet. Beide ſagten: nun wollen wir auch die arme Mathilde gewiß nie wieder plagen, uns ihre Briefe mitzu- theilen. — Für heute laß mich enden; denn Jda ſagt: aufhören muß man doch einmal. Erfreue uns bald mit Nachrichten aus dem jetzt ſo wer- then Norden. O wie haben die Kinder den Brief- boten ſo lieb!
Sieben und dreißigſter Brief.
Zu dem ſchönſten Gewinn, den unſere Kinder vom Landleben haben, rechne ich beſonders die Entwickelung des religiöſen Sinnes in ihnen. Nicht bloß die reine Stille unſeres Lebens im An- geſicht der ſchönſten Natur, iſt ihnen auch in
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zu ſagen, wie man durch Neugierde ſich nie müſſe
verleiten laſſen, ſolche Mittheilungen zu fodern,
ſelbſt von Menſchen nicht, denen man gut ſey,
weil es Dinge geben könne, über welche ſie nicht
gern ſprechen möchten, weil ſie andere Menſchen
beträfen, denen man Verſch wiegenheit ſchuldig
ſey, wie Mathilde ihrem Bruder. Beide Kinder
begreifen das beſſer, als ich vermuthet. Beide
ſagten: nun wollen wir auch die arme Mathilde
gewiß nie wieder plagen, uns ihre Briefe mitzu-
theilen. — Für heute laß mich enden; denn Jda
ſagt: aufhören muß man doch einmal. Erfreue
uns bald mit Nachrichten aus dem jetzt ſo wer-
then Norden. O wie haben die Kinder den Brief-
boten ſo lieb!
Sieben und dreißigſter Brief.
Zu dem ſchönſten Gewinn, den unſere Kinder
vom Landleben haben, rechne ich beſonders die
Entwickelung des religiöſen Sinnes in ihnen.
Nicht bloß die reine Stille unſeres Lebens im An-
geſicht der ſchönſten Natur, iſt ihnen auch in
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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 16. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/24>, abgerufen am 09.11.2024.
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