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Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807.

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Phantasiebild festhaltend: Du Seraphinchen mußt
noch bei uns bleiben, wir alle haben Dich so gern.
Seraphine auch gern bei Mutter bleiben will, und
bei Schwester Jda, war ihre Antwort. (Die
Schwester Jda kommt bei ihr unmittelbar nach der
Mutter.) Aber warum ist denn die erste Mutter
so weit weggegangen, liebe Mutter? -- Sie
ward nach dem schönen Land abgerufen, Sera-
phinchen, das weit weit von hier liegt, wo die
Menschen Engel werden, und immer vergnügt
find, und immer gesund, gar keine Schmerzen
mehr haben, und nicht mehr müde werden, und
nicht mehr weinen. Wenn Du mit Schwester Jda
einmal dahinreisest, lieb Mütterle, willst Sera-
phine denn auch mir Dir nehmen? Seraphine
wollte auch gerne dort seyn, wo sie nicht mehr un-
artig seyn kann. Du weißt nemlich, daß Weinen
und Unartigseyn bei ihr noch gleichbedeutende
Ausdrücke sind. Einmal, mein süßes Kind, zie-
hen wir alle dahin, aber nicht alle zusammen auf
einmal. Einige gehen voran, und wer hier noch
zu thun hat, der kommt nach. Hast Du denn
auch noch viel zu thun, Mutter, ehe Du dahin rei-



Phantaſiebild feſthaltend: Du Seraphinchen mußt
noch bei uns bleiben, wir alle haben Dich ſo gern.
Seraphine auch gern bei Mutter bleiben will, und
bei Schweſter Jda, war ihre Antwort. (Die
Schweſter Jda kommt bei ihr unmittelbar nach der
Mutter.) Aber warum iſt denn die erſte Mutter
ſo weit weggegangen, liebe Mutter? — Sie
ward nach dem ſchönen Land abgerufen, Sera-
phinchen, das weit weit von hier liegt, wo die
Menſchen Engel werden, und immer vergnügt
find, und immer geſund, gar keine Schmerzen
mehr haben, und nicht mehr müde werden, und
nicht mehr weinen. Wenn Du mit Schweſter Jda
einmal dahinreiſeſt, lieb Mütterle, willſt Sera-
phine denn auch mir Dir nehmen? Seraphine
wollte auch gerne dort ſeyn, wo ſie nicht mehr un-
artig ſeyn kann. Du weißt nemlich, daß Weinen
und Unartigſeyn bei ihr noch gleichbedeutende
Ausdrücke ſind. Einmal, mein ſüßes Kind, zie-
hen wir alle dahin, aber nicht alle zuſammen auf
einmal. Einige gehen voran, und wer hier noch
zu thun hat, der kommt nach. Haſt Du denn
auch noch viel zu thun, Mutter, ehe Du dahin rei-

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[250/0258] Phantaſiebild feſthaltend: Du Seraphinchen mußt noch bei uns bleiben, wir alle haben Dich ſo gern. Seraphine auch gern bei Mutter bleiben will, und bei Schweſter Jda, war ihre Antwort. (Die Schweſter Jda kommt bei ihr unmittelbar nach der Mutter.) Aber warum iſt denn die erſte Mutter ſo weit weggegangen, liebe Mutter? — Sie ward nach dem ſchönen Land abgerufen, Sera- phinchen, das weit weit von hier liegt, wo die Menſchen Engel werden, und immer vergnügt find, und immer geſund, gar keine Schmerzen mehr haben, und nicht mehr müde werden, und nicht mehr weinen. Wenn Du mit Schweſter Jda einmal dahinreiſeſt, lieb Mütterle, willſt Sera- phine denn auch mir Dir nehmen? Seraphine wollte auch gerne dort ſeyn, wo ſie nicht mehr un- artig ſeyn kann. Du weißt nemlich, daß Weinen und Unartigſeyn bei ihr noch gleichbedeutende Ausdrücke ſind. Einmal, mein ſüßes Kind, zie- hen wir alle dahin, aber nicht alle zuſammen auf einmal. Einige gehen voran, und wer hier noch zu thun hat, der kommt nach. Haſt Du denn auch noch viel zu thun, Mutter, ehe Du dahin rei-

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Zitationshilfe: Rudolphi, Caroline Christiane Louise: Gemälde weiblicher Erziehung. Bd. 2. Heidelberg, 1807, S. 250. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/rudolphi_erziehung02_1807/258>, abgerufen am 21.11.2024.